An der Nutzviehauktion im Kemmeribodenbad in Schangnau, ist man es gewohnt, dass dort schöne Kühe, schöne Rinder oder fleischige Tiere für die Mutterkuhhaltung zu kaufen sind. Dies war auch am vergangenen Freitag wiederum der Fall, als die 39. Zucht- und Nutzviehauktion durchgeführt wurde. Die beiden Gantrufer Andreas Aebi und Alois Wyss zogen dabei alle Register, um die Tiere der angereisten Käuferschaft schmackhaft zu machen.
Viele Fleischrassentiere
Nicht nur das Organisations-komitee, sondern auch der Festwirt vom Kemmeribodenbad scheuten dabei keine Mühe, um den Corona-Bestimmungen gerecht zu werden. Aufgeführt im Katalog waren 78 Tiere. Es zeigte sich, dass Kühe mit gutem Exterieur wieder gefragter sind. Vor allem wenn eine Kuh noch ein schönes Euter zu bieten hatte, schnellten die Gebote nach oben. Dabei konnten auch einige Tiere zu Preisen von über 4000 Franken verkauft werden. Die Erlöse bei den Fleischrassenrindern für die Mutterkuh-haltung pendelten sich um die 3500 Franken ein. Einige erreichten Preise leicht darüber, wobei diese Tiere meistens hochträchtig waren.
Den Anfang der Auktion machte das sechs Monate alte Kalb Echo Revita. Das rassige Tier, mit guter Euteranlage, war einem Käufer 1750 Franken wert. Nach diesem erfolgreichen Start ging es weiter mit verschiedenen Fleischrassenrindern für die Mutterkuhhaltung. Viele dieser Tiere hatten einen Limousin-Stier als Vater. Mit den Katalognummern 10 bis 12 kamen drei kapitale, reine Simmentalerrinder, welche diesen Herbst zum ersten Mal abkalben, in den Ring. Diese drei Rinder lösten Preise zwischen 3100 bis 3300 Franken. Mit dem gut zweijährigen Rotfaktorrind Fankhuser’s Brewmaster-E Julia, angeboten von Ueli Aeschlimann, Trub, knackte das erste Tier die 4000er-Marke und ging für diesen Preis an den Käufer.
Gefragt an der Auktion waren auch die vielen Swiss Fleckvieh-Kühe. Mit ihrem super Euter traf die SF-Kuh Magnum Eviana von Simon Eichenberger aus Arni die Herzen der Züchter. Die sehr gut ausgewiesene Eviana mit ihren enorm hohen Milchinhaltsstoffen, konnte für 4400 Franken zugeschlagen werden. Auch eine weiter schöne SF-Kuh die Odel-Tochter Eliane von den Gebrüdern Bieri aus Schangnau, fand mit 4000 Franken einen neuen Besitzer.
Biokühe waren gesucht
Als die erste Biokuh Maikönig Canaria von Ueli Siegenthaler aus Schangnau den Ring betrat, schnellten die Angebote sofort in die Höhe. Die Kuh mit viel Milch und frisch in die zweite Laktation gestartet, konnte für 4000 Franken zugeschlagen werden. Noch höher galt mit 4500 Franken die bestausgewiesene Biokuh Galba Madonna von Walter Siegenthaler aus Schangnau. Nicht nur schöne Kühe konnte man im Kemmeriboden kaufen, auch ein Stier wurde an der Auktion angeboten. Der am 26. Januar 2019 geborene massige, reine Simmentalerstier Milano Charly aus der 98-punktigen Kuh Niklas Cynthia, wurde von Fritz Oberli aus Schangnau angeboten und war einem Käufer 3200 Franken wert.
Super Erstlingskuh
Gespannt waren die Zuschauer vor allem auf die Katalognummer 30. Die Erstlingskuh und Artemis-Tochter Desiree wurde gezüchtet und angeboten von Josef Krügel aus Marbach LU. Mit ihren hervorragenden Typ- und Eutereigenschaften und einer Einsatzleistung von über 30 kg, liess sie manches Züchterherz höher schlagen. Alois Wyss fackelte nicht lange und sagte: «Wer bietet 3500 Franken?» Schnell waren die Angebote da und Desiree konnte schlussendlich für 4700 Franken verkauft werden. Es würde nicht erstaunen, wenn Desiree, diesen Herbst mit der Maximalnote von 90 Punkten beurteilt wird.
Alois Wyss im Spital
An der Auktion im Kemmeribodenbad kam es zu einem Zwischenfall. Ein Rind, das im Ring vorgeführt wurde, erschrak und sprang auf das Podest des Auktionators. Alois Wyss konnte sich nicht mehr rechtzeitig in Sicherheit bringen, stürzte vom Podest und landete auf dem Boden. Mit der Rega wurde er ins Spital geflogen. Dort wurden mehrere Rippenbrüche und eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Auf Anfrage sagt Wyss, dass es ihm trotz der Umstände gut gehe. Mit der Lunge sei noch etwas nicht in Ordnung, Abklärungen laufen. Der Gantrufer bedauert den Unfall sehr, gibt aber niemandem die Schuld. «Das ist mir in meiner 60-jährigen Tätigkeit als Gantrufer noch nie passiert», sagt er und hofft, schon bald wieder auf den Beinen zu sein.