Schon in den 1990er-Jahren, als noch sein Vater den Hof führte, war die Munimast Bestandteil des Betriebs. Vor sechs Jahren ergab sich dann für den Junior und heutigen Betriebsleiter Reto Gautschi die Möglichkeit, unweit von seinem Betrieb einen alten Milchviehstall zu pachten.
Diesen hat der Solothurner zu einem Kälbermaststall umgebaut. «Ich wollte die Kälber separat von den anderen Tieren halten», so Gautschi zu den Teilnehmenden des diesjährigen Swiss-Beef-Höcks der Region Mittelland.
Vom Milchvieh- zum Kälberstall
Wo früher links und rechts des Futtertenns die Läger der Milchkühe waren, befinden sich nun insgesamt zwei Tiefstreubuchten für die Kälber. Pro Bucht findet sich Platz für 25 Tiere. Eine Isolierung des Stalls war bereits bei der Übernahme vorhanden, sodass in Zusammenarbeit mit der Aargauer Stallbaufirma Globogal einzig eine Lüftung installiert werden musste. Das System ist einfach: Von aussen wird die Frischluft über die Decke angesaugt, wodurch Zugluft verhindert wird. Über eine Lochdecke gelangt die Luft dann in die Kälberbuchten.
Die Abluft wird am Fresstisch über einen Kamin abgesaugt. Die darin eingebauten Klappen übernehmen die zusätzliche Steuerung. Die Klappen seien vor allem in den kalten Jahreszeiten wichtig, um Wärmeverluste zu verhindern, erklärt David Stauffer, Geschäftsführer von Globogal.
Kein Heizen oder Kühlen nötig
Durch die zusätzliche Investition in eine Lüftungssteuerung wäre es zudem möglich, den Stall zu heizen oder zu kühlen. «In den letzten fünf Jahren mussten wir im Stall aber weder kühlen noch heizen», so Gautschi. Je nach Temperatur wird die Lüftungsleistung entsprechend eingestellt. In den Sommermonaten läuft sie jeweils auf 100 Prozent.
Einen Aussenfühler hat Gautschi bis heute nicht installiert und er plant dies auch nicht, denn das System funktioniere auch so gut. Jeweils im Juni und Oktober stelle er die Solltemperatur ein. «Das System läuft im Anschluss ohne Probleme und ohne weitere Einstellungen», erklärt der Betriebsleiter.
«Ich nehme sie lieber erst dann in die Vormast, wenn sie fit sind»
Manche Tiere behält Munimäster Reto Gautschi auch bis zu 60 Tage im ehemaligen Milchviehstall.
Auch heute noch ist der Landwirt vom System überzeugt. Einzig den südseitig platzierten Ansauger würde er im Nachhinein an einem anderen Ort anbringen, denn im Sommer sei die angesaugte Luft ziemlich warm. Dank der Umwälzung der Luft mindestens viermal pro Stunde seien jedoch auch die höheren Temperaturen bislang noch nicht zu einem Problem geworden.
Waschen und misten
Vor der Einstallung einer neuen Kälbergruppe wäscht Reto Gautschi den Stall aus und lässt ihn dann eine Woche lang leer stehen, damit alles gut abtrocknen kann. Im Winter stelle er zusätzlich eine Heizung in den Stall, fügt der Betriebsleiter hinzu. Desinfiziert werde ungefähr einmal im Jahr – wenn nötig. Mindestens einmal pro Mastdurchgang werden die Kälberbuchten zusätzlich gemistet, ungefähr am 20. Tag.
Im Sommer werde teils sogar dreimal gemistet, so der Munimäster. Am Abend der Einstallung und am darauffolgenden Morgen wird den Tieren eine Elektrolytlösung angeboten (siehe Kasten). Daneben erhalten sie eine Selen- und Eisengabe sowie eine intranasale Grippeimpfung (Rispoval).
Krankheitsdruck gesenkt
Während Reto Gautschi vor der Aussiedlung der Kälber häufig mit einem gewissen Krankheitsdruck zu kämpfen hatte, konnte er diesen nun verringern. Es laufe jetzt zufriedenstellend im Kälberstall, freut sich der Mäster. «Es ist praktisch, dass der Kälberstall weit weg von allem anderen liegt, dann liegt der Fokus auf den Kälbern und man wird durch nichts abgelenkt», so der Landwirt. Zwar wurde der Umbau so geplant, dass ein Ausbau des Stalls möglich ist, doch das sei aktuell nicht das Ziel, so der Betriebsleiter. «Zuerst werden wir besser und dann erst grösser», erläutert er.
Er sei froh, dass er mit dem Kälberstall nicht am Limit sei. Denn dies würde ihm auch die Möglichkeit geben, einzelne Tiere länger als die geplanten 46 bis 47 Tage im Kälberstall zu lassen. Manche Tiere behalte er auch bis zu 60 Tage im ehemaligen Milchviehstall. Dies störe ihn aber nicht: «Ich nehme sie lieber erst dann in die Vormast, wenn sie fit sind», erklärt der Mäster.