«Es ist schon auch eine Genugtuung», sagt Franzsepp Erni. Damit meint er eine grosse Investition in die Schweineproduktion, obwohl die Zeichen bei Baustart keine guten waren, bzw. teilweise immer noch sind. Die Schweinepreise waren 2018 tief und der Druck der Öffentlichkeit auf die lebensmittelproduzierende Landwirtschaft hoch. Die Schweine sind jetzt wieder mehr wert.
Kühe und Schweine
Mit 50 Jahren stellte sich Franzsepp Erni – seit zwei Jahren Gemeindepräsident der grossen Bauerngemeinde Ruswil – die Frage, ob er betrieblich nochmals etwas wagen sollte. Den Hof Tan beschreibt er als «typischen Luzerner Betrieb». Ernis setzen auf Tierproduktion und Futterbau. Nebst den Milchkühen sind dies 100 Muttersauen. Der Betriebsleiter ist seit Betriebsübernahme in vielen Organisationen und bei Projekten aktiv. Auf dem Hof arbeiten zusätzlich ein langjähriger Angestellter und ein Lernender. «Alle sollen weiterhin alles können», ist sein Motto. Also vom Milchviehstall über die Schweinezucht bis zur Feldrandkompostierung.
«Der alte Stall war technisch überholt.»
Franzsepp Erni über die teils 30-jährige Infrastruktur.
Vor 15 Jahren hat Erni den Betriebszweig Schweinemast aufgegeben und sich ganz auf die Mastferkelproduktion konzentriert. Die Buchten waren nicht mehr kompatibel mit dem Tierschutzgesetz. Doch auch die Sauenhaltung war nicht mehr top. «Allgemein war der alte Stall technisch einfach überholt, die Roste waren in schlechtem Zustand», schildert der Bauherr die Ausgangslage. Am Familientisch entschied man sich schliesslich, nochmals zu investieren. Erni setzte sich Eckpfeiler. BTS und RAUS wollen erfüllt sein. Dann natürlich die Arbeitswirtschaft, die Arbeiten sollen rationeller von der Hand gehen. Der neue Stall habe aber auch ins Gelände und die Hofgruppe zu passen. Das Bauernhaus ist als «schützenswert» inventarisiert. Ernis wollten sich nicht die Aussicht aus dem Küchenfenster mit einem Schweinestall verbauen und auch nicht zu viel «grüne Wiese» beanspruchen.
Zwei Stockwerke
So wurde kompakt an- und teils im bestehenden Schweinestall der neue Stall auf zwei Etagen gebaut. Zweistöckig kostet mehr. In der Landwirtschaft auch deshalb, weil der Bodenpreis nicht aufgerechnet wird. Insbesondere braucht es bei mehreren Etagen mehr Eisen und Beton. «Dafür weniger Dach», ergänzt Erni. Muttersauenplätze kosten in der Schweiz wohl zwischen 15 000 und 20 000 Franken, je nach Standard und wie ehrlich Eigenleistungen gerechnet werden. Ernis Stall wird eher zu den teureren gehören, da macht er sich keine Illusionen. «Technisch ist nicht viel mehr möglich», sagt er. Eine Maschine koste einmal, eine Arbeitskraft aber laufend. Nachdem Ernis im März 2019 die Baubewilligung hatten, wurde im Sommer mit Abbruch und Aushub gestartet. Ende März war der Stall wieder besetzt. Dort hat es nun mehr Platz. Früher wurden manchmal noch nach dem Znacht Abteile gereinigt und desinfiziert, damit die Abläufe eingehalten werden konnten.
Betrieb Tan
Betriebsleiter: Franzsepp und Esther Erni
Lage: Tan, Ruswil LU, Voralpine Hügelzone
Flächen: 28 ha LN, Mähweiden, Weiden und Ackerbau (Mais, Gerste, KW)
Tiere: 50 Kühe, mit Jersey eingekreuztes Braunvieh, 100 Muttersauen (Mastferkelproduktion)
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, 1 Angestellter, 1 LehrlingBesonderes: Div. Nebenämter, u. a. Gemeindepräsidium
Bauleitung abgegeben
Die Bauleitung hat Franzsepp Erni komplett dem Stallbauer aus seinem Dorf, der Krieger AG, abgetreten. Etwas, was stolze Landwirte sonst nur ungern machen. «Diesen Entscheid bereue ich nicht», sagt er rückblickend. Er ist äusserst zufrieden mit dem Service. Auch so habe er noch genügend Schnittstellen gehabt. Ein Stallbau sei heute von der Bewilligung über technische Details zur Umsetzung dermassen anspruchsvoll, dass das Tagesgeschäft auf dem Betrieb früher oder später darunter leide, ist er überzeugt.
Ein technisches Highlight im neuen Schweinestall ist die Fütterungsanlage, die auch gleich Stroh in die Buchten blasen kann.
Die Baubewilligung hatte Erni überraschend schnell. Dass er den Bestand nicht aufstockte und kaum zusätzliche Fläche verbaute, hat sicher dazu beigetragen. Während der Bauzeit wurde der Bestand auf rund 70 Prozent reduziert und die Sauen ausgelagert. Beim Hochfahren diesen Frühling kam ihm zugute, dass er mit seinem Jungsauenlieferant, einem Primera-Züchter, eine langjährige gute Zusammenarbeit pflegt. Bekanntlich waren auch Jungsauen gesucht.
Investieren oder nicht?
«Bei Investitionen in die Schweineproduktion herrscht eine grosse Unsicherheit», sagt Raphael Helfenstein vom Produzentenverband Suisseporcs. Damit spricht er vor allem die politischen Rahmenbedingungen und den Druck der Öffentlichkeit an. Herr und Frau Schweizer mögen Fleisch, es muss aber billig sein – gewünscht ist Tierwohl höchsten Standards bei gleichzeitig keinerlei Emissionen, so der Eindruck. Samuel Brunner, Landwirtschaftliche Kreditkasse Luzern, erklärt: «Wir haben dieses Jahr zwei Schweineställe unterstützt.» Dabei handelte es sich um je einen Zucht- und Maststall. «Anfragen oder Gesuche liegen aktuell keine vor», ergänzt er. Brunner erwartet kurzfristig auch keine Zunahme aufgrund der laufenden Nährstoffdiskussion.
Im Aargau bewegt sich die Anzahl Investitionskredite für Schweineställe zwischen null und fünf pro Jahr. 2017 waren es ein wenig mehr. «Aktuell läuft aber wieder sehr wenig», so Markus Gfeller von der ALK. Generell beobachtet er aber, dass die Schweinehalter die Marktdynamik grossmehrheitlich als Chance einstufen. Gfeller sähe durchaus noch Potenzial für den einen oder anderen Aargauer Betrieb.