Auch wenn dieser Tage nach langer Trockenheit wieder Regen gefallen ist, kratzt der März 2022 einige Rekorde an. So setzte der vergangene Monat hinsichtlich der Trockenheit und Sonnenscheindauer neue Massstäbe.
Sonnenstunden-Rekord
Vor allem in der Zentralschweiz, im Engadin und im Münstertal gab es Gebiete, wo Stand 29. März noch gar kein messbarer Niederschlag verzeichnet wurde, wie «Meteonews» meldet. Bei insgesamt neun Stationen ist bisher weniger Niederschlag gefallen als im bisher trockensten je gemessenen März. Was die Sonnenscheindauer betrifft, fehlen Stand 29. März 2022 lokal weniger als 20 Sonnenstunden bis zumabsoluten Märzrekord. Im Gegensatz zur Trockenheit undzur Sonnenscheindauer ist der vergangene März bezüglich Temperaturen weniger aussergewöhnlich.
Das Hoch hat sich abgeschwächt
Grund für das stabile und sonnige Wetter ist ein Hochdruckgebiet, welches sich im Verlauf dieser Woche abgeschwächt hat. Der aus dem Norden kommende Höhentrog kann in der Folge sinkende Temperaturen und unbeständiges Wetter mit Schauern mit sich bringen. Doch wie hat die Saison inmitten der aussergewöhnlichen Trockenheit gestartet?
Wir haben bei Vertretern der Zuckerrüben, der Kartoffeln, des Getreides und des Futterbaus nachgefragt:
Luzi Schneider, Schweizerische Fachstelle für Zuckerrübenbau, SFZ: «Dringend nötig ist der Niederschlag noch nicht»
«Obwohl es eine Seltenheit ist, dass wir derart viele schöne Frühlingstage haben, an denen ohne Bedenken gesät werden kann, birgt die aktuelle Situation bezüglich Trockenheit eine Gefahr. Teilweise ist der Oberboden bereits in den oberen 2 bis 3 cm ausgetrocknet, so dass die Pillen auf 3 cm abgelegt werden mussten, um im Feuchten zu liegen. Ob diese Feuchtigkeit ausreichend für eine Keimung ist, wird sich zeigen. Sollte die Ablage unregelmässig oder das Feld heterogen sein bezüglich Bodenart und Abtrocknung, kann es durchaus zu einem mehrwelligen Aufgang kommen.
Weil nun vielerorts Regen gefallen ist, vermindert sich dieses Risiko. Helfen wird der Regen auf jeden Fall – dringend nötig ist dieser Niederschlag jedoch nicht. Was fest steht, ist, dass sich die Keimung zeitlich nach hinten verschiebt, solange sich die Pillen im Trockenen befinden und sie keine Feuchtigkeit aufnehmen können.»
Pierre-Yves Perrin, Schweizerischer Getreideproduzentenverband, SGPV: «Einige Parzellen haben Mühe»
«Die Saatbedingungen für Sommergetreide, Zuckerrüben und Eiweisserbsen sind gut, vielleicht etwas zu trocken. Der Regen wird die Situation verbessern, auch hinsichtlich der Wirkung des Stickstoffs. Zurzeit ist die ‹Trockenheit› noch nicht beunruhigend. Einige Parzellen in trockenen Regionen haben vielleicht mehr Mühe und weisen teils leicht gelbe Stellen auf. Meiner Meinung nach werden dies die Pflanzen beim nächsten Niederschlag jedoch kompensieren können. Die Getreide- und Rapsfelder sehen grundsätzlich eher gut aus! Jetzt hoffen wir, dass die Frostnächte Ende Woche dem Raps und den früh gesäten Kulturen keinen grossen Schaden zufügen. Das Getreide sollte den Frost ertragen.»
Andreas Lüscher, Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus, AGFF und Agroscope: «Die Vegetation wurde gebremst»
«Im Moment würde ich die Situation im Futterbau überhaupt nicht als dramatisch bezeichnen. Wir sind gerade erst am Saisonstart – die Menge Futter bewegt sich im Streubereich der Jahre. Laut Beobachtungen des Feldteams der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF) und Agroscope lässt sich der Saisonstart als leicht verspätetet beurteilen. Dies aber auch, weil es in den Nächten immer sehr kalt war, was die Vegetation stark bremst. Der Boden ist nur oberflächlich ausgetrocknet, der Unterboden ist aber genügend feucht, so dass die Wiesen wachsen können. Dies zeigen auch die kantonalen Messnetze.»
Niklaus Ramseyer, Vereinigung der Schweizerischen Kartoffelproduzenten (VSKP): «Kartoffeln sind während der gesamten Wachstumsphase auf Regen angewiesen»
«In der Presse wird das Thema Trockenheit derzeit breit thematisiert. Die Situation ist aber noch nicht beunruhigend. So hatten bzw. haben wir für die Pflanzung der Früh- und Pflanzkartoffeln optimale Bedingungen. Gut abgetrocknete Böden sind für die Kartoffelpflanzung sehr wichtig. Wird zu nass gepflanzt, sind die negativen Folgen bis und mit der Ernte spürbar. Die lange Schönwetterperiode war für uns daher ein Vorteil. Der ausbleibende Niederschlag ist noch kein Problem. Bewässert werden Kartoffeln derzeit nicht grossflächig, möglicherweise Frühkartoffeln im Tessin oder auf sehr leichten Böden. In tieferen Bodenschichten ist aber vielerorts immer noch genügend Winterfeuchte vorhanden.
Zudem ist jetzt ja etwas Regen angesagt. Wir sind also zufrieden mit dem Start ins Jahr 2022. Kartoffeln sind aufgrund ihres flachen Wurzelwerks während des gesamten Wachstums auf Niederschlag angewiesen. Besonders wichtig ist der Niederschlag aber während des Knollenansatzes. Zudem ist eine konstante Bodenfeuchte wichtig für die Qualität der Knollen. So können bei einem Wechsel von trockenen auf feuchte Bedingungen beispielsweise Wachstumsrisse entstehen.»
Weitere Infos über die aktuelle Bodenfeuchtigkeitslage finden Sie hier.