Jetzt ist sie wieder da – die wunderschöne Weihnachtszeit! Auch wenn dieses Jahr vielleicht einiges anders sein wird, wollen wir den Dezember dennoch so schön und stimmig wie möglich gestalten.
Aus dem Traum vom gemütlichen Backen, sorgfältig ausgelesenen Geschenken und erwartungsvollen Kinderaugen kann jedoch schnell purer Stress entstehen. «Ich muss noch schnell einige Geschenke online bestellen.» «Ich muss heute Abend unbedingt noch den Adventskranz fertigstellen», «Ich muss morgen den Teig für die Güetzi vorbereiten.» Ganz zu schweigen vom «Ich muss mich dringend noch etwas ausruhen, bevor Weihnachten da ist.»
Selbstgemachter Druck
Die Liste all der Dinge, die wir tagein, tagaus «müssen» scheint manchmal schier endlos zu sein. Gerne erzählen wir auch noch unseren Freunden von der langen To-do-Liste, oft verbunden mit einem tiefen Seufzer und einem erschöpften Augenaufschlag. Aber was machen diese Gespräche aus uns? Wie fühlen wir uns dabei? «Ich muss …» bedeutet meist, unter Druck zu stehen und im Stress zu sein. Wir spüren den Zeitmangel, die Hektik und fühlen uns gefangen in den vielen Verpflichtungen. Da bleibt einem schon manchmal die Luft weg! Aber muss das wirklich sein?
Eine kleine Wort-Veränderung kann vieles leichter machen: Vom Müssen ins Wollen. Denn wer ständig «muss», sieht gar nicht mehr, was sie oder er eigentlich «will»! Bleiben wir beim Beispiel der online bestellten Geschenke: Ist das wirklich ein «müssen»? Ist es wirklich so schlimm? Oder ist es vielmehr ein Vergnügen, Geschenke im Internet ordern zu können (gerne auch bei einem kleinen, feinen, privat betriebenen Anbieter)? Ist es nicht auch eine grosse Freude, die Liebsten zu erfreuen? Wie fühlt es sich an, wenn Geschenke nicht gekauft werden «müssen», sondern bestellt werden «wollen»? Plötzlich wird aus dem Zwang und der Verpflichtung eine freiwillige, erfüllende Tätigkeit. Druck fällt weg, Freude und Leichtigkeit kommen rein.
Der kleine, feine Unterschied
Was unterscheidet diese beiden Worte? Beim «müssen» ist man fremdbestimmt. Beim «wollen» hingegen übernehmen wir Verantwortung für unser Tun. Zum Beispiel: «Ja, ich will noch heute Abend den Adventskranz machen. Weil mir das viel mehr Freude bereitet, als einen fertigen Kranz zu kaufen.» Selbstbestimmt zu sein und Verantwortung zu übernehmen heisst auch, mal «nein» zu sagen: «Nein, dieses Jahr mache ich den Güetzi-Teig nicht selbst. Weil ich in dieser Zeit lieber mit meinen Kindern etwas Tolles mache.» Machen Sie aus der Ich-muss-Liste eine Ich-will-Liste. Ein achtsamer Umgang mit unserer Sprache – egal ob gesprochen oder gedacht – kann entspannend und beflügelnd wirken, nicht nur in der Adventszeit.
Zur Person
Tanja Pfannmüller ist Coach und Mediatorin. Sie lebt und arbeitet in Utzigen, Bern und ist unter anderem im «Netzwerk Mediation im ländlichen Raum» aktiv.
Mehr Infos unter:
www.leenan.net
www.hofkonflikt.ch
Facebook-Gruppe «Glücklich und geerdet – der Weg zur beflügelten Bäuerin»