Basel Gemäss dem WWF importierte die Schweiz zwischen 2015 und 2019 durchschnittlich 332 000 Tonnen Soja pro Jahr. 81 Prozent davon, also rund 268 000 Tonnen, entfiel auf Sojaölkuchen und -mehl, welche als Tierfutter verwendet werden. Gemäss dem Soja Netzwerk Schweiz sind diese Importe zu mindestens 95 Prozent nach einem Standard zertifiziert.

Kein Urwald abgeholzt

In einer Studie vom Dezember 2020 zeigte der WWF auf, welche Treibhausgasemissionen durch Schweizer Rohstoffimporte verursacht werden. Eine Neubewertung berücksichtigt nun, dass die Schweiz seit 2015 Futter-Soja aus Brasilien ausschliesslich abgesondert und nach Pro-Terra-Standard zertifiziert aus rodungsfreier Produktion (Stichdatum 2008) beschafft.

Die Neuberechnung zeigt auf, dass die Treibhausgasemissionen für Brasilianische Futter-Soja um 60 % von 1,18 Millionen Tonnen auf 466 000 Tonnen CO2 sinken. Der durchschnittliche Fussabdruck der gesamten Sojaimporte (roh und verarbeitet in Produkten) reduziert sich damit von 1,8 Millionen auf 1,09 Millionen Tonnen CO2.

Die Resultate zeigen, dass Standards wie Pro Terra das Risiko von Landumwandlung minimieren und damit die mit Abholzung verbundenen Treibhausgasemissionen reduzieren.

Diese Mengen an Zertifiziertem Futter-Soja importierte die Schweiz

           
 

2015

2016

2017

2018

2019

Bio Suisse

16 000

16 000

16 000

16 000

16 000

Donau Soja

11 650

26 000

24 000

20 000

23 000

Europe Soya

   

4500

13 000

37 500

ISCC Plus

     

2500

38 500

Pro Terra

238 056

212 500

215 900

187 500

130 500

ohne Zertifikat oder N/A

10 000

16 000

13 000

18 000

11 000

Total

275 706

271 500

273 400

257 000

256 500

zertifizierter Anteil

96 %

94 %

95 %

93 %

96 %

Importmengen von zertifiziertem Futter-Soja in Tonnen. (Quelle Soja-Netzwerk)

Schweizer Anbau beschränkt

Der Soja-Einsatz in der Nutztierfütterung ist vielen Konsumenten ein Dorn im Auge. «Soja hat in der Öffentlichkeit leider einen viel schlechteren Ruf, als es die Pflanze eigentlich ist», sagt Christian Oesch, Geschäftsführer der Schweizer Futtermittelfabrikanten und Präsident des Soja-Netzwerks Schweiz. Die Sojapflanze sei auch für die Schweizer Landwirtschaft agronomisch sehr wertvoll und würde dort, wo sie gedeihe, die Fruchtfolge sinnvoll ergänzen. Doch weil sie eine Ölfrucht ist und klimatisch anspruchsvoll, mache der Anbau als Futterpflanze in der Schweiz noch bedingt Sinn. Sojaöl habe in der Schweiz keine Bedeutung.

In der Schweiz werden rund ​5000 Tonnen Soja produziert. 1500 Tonnen werden nach Bio-Standards angebaut und ein wesentlicher Teil geht in den Lebensmittelkanal. Eine Vollständige Selbstversorgung mit Soja wäre kaum möglich, wie Oesch sagt. Ein Grund dafür sind die klimatischen Bedingungen. So sind bisher nur Gebiete wie die Orbe-Ebene im Waadtland oder im Tessin für den Sojaanbau geeignet. Die Agroscope arbeitet seit 25 Jahren daran, klimatolerante Sorten für den Anbau in der Schweiz zu züchten.

Wichtigster Proteinlieferant

«Soja ist der wichtigste Eiweissträger für die Nutztierfütterung», sagt Peter Stadelmann, Geschäftsführer der Kunz Kunath AG. Kein anderes Futtermittel habe ein ähnlich gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis. Das Aminosäurenmuster von Soja sei ideal für die Tiere sowie auch dessen Verträglichkeit in der Verdauung.

«Es gibt keinen Weg, Soja adäquat zu ersetzen», sagt Stadelmann. Die Bedeutung nehme sogar eher noch zu. Der Anbau von Proteinquellen im Inland erfolge immer noch in sehr kleinen Mengen. «Wir würden gerne mehr Schweizer Ware übernehmen, aber es hat einfach zu wenig», sagt Stadelmann.

Als Alternative werden oft Raps, Lupinen und Eiweisserbsen angesehen. Jedoch können diese in der Fütterung keinen ebenbürtigen Ersatz bieten. Rapsschrot hat eine weniger gute Proteinzusammensetzung als Soja und zudem ist die Menge von Schweizer Ware beschränkt. Wenn man Rapsschrot vom Ausland beschaffen muss, kann man ebenso gut gerade Sojaschrot zukaufen. Denn wenn man die Ökobilanz und den Pestizideinsatz betrachte, sei der Anbau von Raps viel heikler als derjenige von Soja.

Getreideschlempe kritisch

Eine weitere Alternative zu Sojaschrot wäre Getreideschlempe. Dies ist ein Nebenprodukt aus der Bioethanol-Produktion. Peter Stadelmann findet es jedoch ethisch fragwürdig, Getreide zur Energieproduktion zu nutzen. Zudem sei das Nebenprodukt qualitativ unsicher für die Futtermittelproduktion. So sei zum Beispiel «Getreide mit Mykotoxinen für die Bioethanolproduktion gut, aber nicht im Futter für die Tiere».

Schweiz als Vorbild

Dass nicht mehr Landwirte in der Schweiz Rohstoffe für die Tierfütterung anbauen, habe auch einen wirtschaftlichen Grund, wie der Fütterungsfachmann erklärt. Dies sieht man sehr gut beim Futtergetreideanbau, der gegenüber früher viel tiefer ist. Die finanziellen Anreize für unsere Landwirte würden eine Extensivierung zulasten des Ackerbaus bewirken.

Der Import von Eiweissträgern, insbesondere von Sojaschrot für die Nutztierfütterung ist also unerlässlich. Das Soja-Netzwerk Schweiz setzt sich seit 2011 aktiv dafür ein, dass primär Soja aus verantwortungsbewusster Produktion importiert wird.