Abo Automatisierung Werden Erdbeeren in naher Zukunft mit einer Maschine geerntet? Tuesday, 31. May 2022 Ein Ernte-Roboter für Erdbeeren? Was – zumindest für mich – zu futuristisch klang, um wahr zu sein, darüber haben wir kürzlich in der BauernZeitung berichtet. 

Wie soll das gehen, fragte ich mich? Wie schafft er es, die heiklen Früchte so schonend zu ernten, dass sie den strengen Anforderungen der Grossverteiler standhalten, ganz ohne Dellen und Verletzungen?

Dürfte noch eine Weile gehen

Fragen über Fragen. Und doch gibt es diese Wundermaschine offenbar und sie kommt schon zum Einsatz – im Ausland. Wenn man aber Schweizer Erdbeerproduzent(innen) darauf anspricht, klingen sie doch recht skeptisch. Es dürften noch einige Jahre ins Land ziehen, bis solche Roboter hierzulande durch die Erdbeerkulturen rollen.

«Ich dachte, es gäbe mehr Maschinen»

Am Feierabend tauscht Andriana Sobchuk Gummistiefel und Arbeitshose gegen das Sommerkleid. Sie mag Mode. Ukraine-Krieg Von der Ukraine als Erntehelferin in die Schweiz: «Vor dem Krieg hatte ich viele Pläne. Davon ist nicht viel übrig» Tuesday, 7. June 2022 Digitalisierung und Automatisierung in Ehren, aber noch ist in der hiesigen Landwirtschaft halt vieles Handarbeit. Das merkte auch Andriana Sobchuk, die ich letzte Woche interviewt habe. Die junge Ukrainerin kam wegen des Krieges in ihrem Heimatland als Erntehelferin in die Schweiz. 

Sie sei schon etwas erstaunt gewesen, wie viel Handarbeit im Gemüsebau noch nötig sei, hat sie mir erzählt. «Ich dachte, es gäbe mehr Maschinen», sagte sie, etwa, um den Salat zu ernten. Stattdessen tut das jeden Morgen sie und die fleissige Crew von Frauen, die auf dem Gemüsebaubetrieb im Seeland mit ihr zusammenarbeiten.

12 Prozent aus dem Ausland

2020 waren laut Agrarbericht 149 500 Personen in einem Schweizer Landwirtschaftsbetrieb beschäftigt. 12 Prozent davon waren ausländische Staatsangehörige wie Andriana Sobchuk. Nun hört man aber, es werde immer schwieriger, ausländisches Personal zu finden.

Es hat sich einiges verschoben.Die Perspektiven für Erntehelfer(innen) haben sich in ihren Heimatländern teilweise verbessert. Viele Portugiesen und Portugiesinnen kehren deshalb offenbar in ihr Heimatland zurück. Auch in Polen ist dies teilweise der Fall.

Persönliche Beziehungen

Möchte man Erntehelfer(innen) anstellen, braucht es fast zwingend persönliche Beziehungen ins Land, um jemanden zu finden. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Zusagen zurückgezogen werden, die vom Betriebsleiter bereits gebuchten Plätze im Minibus leer bleiben und die ersehnten Mitarbeitenden kurzfristig nicht einreisen. Viel dagegen tun kann man nicht. Werden künftig stattdessen mehr Leute aus der Ukraine in der Schweizer als Erntehelfer(innen) arbeiten, solange der Krieg in ihrem Heimatland nicht zu Ende geht? Das wird sich weisen.

Familienbetrieb bleibt Standard

Kommen wir zurück zu den Zahlen 2020: Rund 60 Prozent der Arbeitskräfte waren teilzeitbeschäftigt und mehr als drei Viertel waren Familienmitglieder. Letztere bleiben somit ein wichtiger Grundpfeiler der Schweizer Landwirtschaft. Der Schweizer Familienbetrieb – er ist kein Auslaufmodell.

Und doch, auch auf Familienbetrieben braucht man teilweise Hilfe von auswärts, wenn die Betriebe grösser und spezialisierter werden. Landwirtschaftliche Angestellte sind gesucht.

Doch mir scheint, ich lese immer öfter Inserate mit den Titeln«Wir suchen immer noch ...», «Dringend gesucht …», «Stelle noch zu vergeben ...».

Grosser Wettbewerb

Die Konkurrenz um die Lehrabgänger(innen) – seien es Landwirte, Obstfachleute oder Gemüsegärtner(innen) – ist gross. Viele haben bereits eine gute Option, nämlich einen Betrieb zu Hause, den sie übernehmen möchten. Und nicht nur andere Landwirte buhlen um den gut ausgebildeten Nachwuchs, die universell einsetzbaren Allrounder(innen). Sie finden auch in den vor- und nachgelagerten Stufen Arbeit.

Auch Agrarjournalisten rar

Kommt dann noch eine Weiterbildung oder ein Studium obendrauf, tun sich noch mehr Türen auf. Das merken auch wir bei der BauernZeitung, wenn wir schreibenden Nachwuchs suchen. Man kann beim Bund unterkommen, bei der Fenaco oder einer landwirtschaftlichen Schule – der Lohn ist dort fast mit Sicherheit höher. Als Agrarjournalist(in) muss man auch etwas die Freude an einem superspannenden Job mitrechnen.

Hochmotivierte junge Generation

Wie als Landwirt oder Landwirtin vermutlich auch – reich wird man meist nicht mit dem Hof, zumindest nicht an Geld. Aber vielleicht reich an Freude, schönen Erfahrungen, erfüllt von der Arbeit mit den Tieren und der Natur.

Lehrling des Jahres Eliane Blum ist «Lehrling des Jahres 2022» Wednesday, 8. June 2022 Es gibt ihn, den hoch motivierten Berufsnachwuchs, für den es nur das Bauern gibt. Das haben wir diese Woche wieder gemerkt bei der Verleihung unserer Auszeichnung «Lehrling des Jahres». Die Begeisterung der jungen Generation an ihrem Beruf zu sehen, ist eine wahre Freude. 

Generell sehen die Lernendenzahlen nicht schlecht aus, die grünen Berufe interessieren und ziehen Jugendliche an – vermehrt auch solche, ohne Hof. Hoffen wir, dass die Rahmenbedingungen für sie auch in Zukunft noch stimmen, damit der Fachkräftemangel sich nicht weiter verschärft.