Zusammen mit der Holzindustrie arbeiten Bund, Kantone und Waldeigentümer an Strategien, um die Schweizer Wälder dem veränderten Klima anzupassen. Letzte Woche wurden in der Ajoie erste Resultate vorgestellt. Dürre, Hitzesommer, Stürme und Spätfröste hätten die Bäume in den letzten Jahren geschwächt, in der Folge seien sie anfälliger für Krankheiten und Schadinsekten geworden, heisst es dazu in einer Mitteilung des Bundesamts für Umwelt (Bafu).
Keine Zukunft für Fichtenwälder im Mittelland
«Das Tempo des Klimawandels übersteigt die natürliche Fähigkeit des Waldökosystems, sich den Änderungen anzupassen», sagte Bafu-Direktorin Katrin Schneeberger laut der Mitteilung. «Zum Beispiel zeigt sich, dass Fichtenwälder im Mittelland keine Zukunft haben.»
Zusammen mit dem Bund haben die Kantone deshalb drei prioritäre Handlungsfelder definiert. Ziel sei es, «auf allen Waldstandorten eine zukunftsfähige Waldverjüngung zu ermöglichen», sagte Stefan Müller vom Vorstand der Konferenz für Wald, Wildtiere und Landschaft. Dabei sollen zunehmend andere Baumarten im Fokus stehen als bisher.
Bessere Trockenresistenz als Tanne, Fichte und Buche
«Man soll sogenannte ‹klimafitte› Baumarten fördern», sagt dazu Robert Jenni von der Sektion Waldleistungen und Waldpflege beim Bafu. Welche das sind, hängt im Einzelfall vom Standort ab: Boden, Topografie und Höhenstufe spielen eine Rolle. Priorität sollten dabei laut Jenni einheimische Baumarten haben. Von denen gebe es nämlich viele. Sie sind heute relativ selten, haben aber eine bessere Trockenresistenz als Tanne, Fichte und Buche.
Als Beispiel für solche «klimafitten» Arten nennt Jenni Stiel- und Flaumeiche, Spitzahorn und Mehlbeere. Auch Linde, Kastanie und Birke seien eine Option. Damit sie optimal gedeihen, brauchen diese Arten meist viel Licht. «Das heisst also grössere Öffnungen im Bestand», konkretisiert Jenni.
Naturverjüngung hat weiterhin Priorität
Der menschliche Eingriff soll sich dabei aber in Grenzen halten. «Allgemein soll in erster Linie die Naturverjüngung gefördert werden», sagt Jenni. Diese erfülle die Adaptionsprinzipien am besten: «Baumartenvielfalt, genetische Vielfalt und Strukturvielfalt», wie Jenni sagt. Gegenwärtig werden in der Schweiz laut Jenni mehr als 90 Prozent der Verjüngungsflächen auf diese Art regeneriert.
Lokal können Waldbesitzer auch auf Neupflanzungen zurückgreifen. Auch hier seien primär die heimischen Baumarten zu nutzen. Bei gebietsfremden Arten sollten nur solche eingesetzt werden, die gut bekannt und nicht invasiv sind. Als Beispiel nennt Jenni Douglasie und Roteiche. «Mit anderen gebietsfremden Baumarten sollte man sehr vorsichtig vorgehen», sagt Jenni.
«Forstwirtschaftliche Katastrophe» im Jura
Was passiert, wenn die Anpassung an das veränderte Klima nicht gelingt, zeigt das Beispiel der Ajoie im Kanton Jura. Im Jahr 2019 vertrockneten dort Hunderte Hektaren Buchenwald. Bäume starben ab, umfangreiche Arbeiten zur Sicherung der Strassen und zur Wiederaufforstung wurden notwendig. Der jurassische Umweltminister David Eray sprach laut der Mitteilung von einer «forstwirtschaftlichen Katastrophe».
