Das Resultat der Kantonsratswahlen 2023 sieht für die bäuerliche Vertretung im Zürcher Kantonsrat erfreulich aus. Die SVP bleibt mit fast 25 Prozent die stärkste Fraktion. Neu sind mit Ursula Junker, Markus Bopp und Urs Wegmann drei bäuerliche SVP-Vertreter gewählt.

Ohne Probleme schaffte Konrad Langhart (Die Mitte) den Sprung in den Kantonsrat. Der ehemalige SVP-Vertreter sorgte für besten Stimmenzuwachs bei der Mitte, die insgesamt drei Sitze im Kantonsrat ergattern konnte. Pech hatte der ehemalige Grüne, Biobauer Urs Hans (Partei Aufrecht/Freie Liste). Er schaffte die Wiederwahl in den Kantonsrat nicht.

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Alle Regierungsräte wiedergewählt

Keine Überraschung im Kanton Zürich gab es bei den Regierungsratswahlen. Die Regierung wurde im ersten Wahlgang unisono wiedergewählt - Natalie Rickli und Ernst Stocker sogar mit Glanzresultat. Der von der bürgerlichen Allianz und vom Zürcher Bauernverband portierte Avenir-Suisse-Direktor Peter Grünenfelder hatte keine Chance, einen Regierungssitz zu erobern.

Ursula Junker will regionale Produktion stärken

[IMG 3] Ursula Junker aus Mettmenstetten setzte sich im Bezirk Affoltern durch. Ihr glückte der Sprung in den Kantonsrat. Die Bäuerin bewirtschaftet zusammen mit ihrem Mann Peter den 40-ha-Betrieb Freundenberg mit 70 Holstein- und Red-Holsteinkühen sowie 60 Muttersauen.

Die engagierte Bäuerin und ehemalige Hauswirtschaftslehrerin ist eine Kämpferin und setzt sich dafür ein, dass Fruchtfolgeflächen im Kanton Zürich erhalten bleiben, was angesichts der Pläne des Kantons für Vernässungsflächen und Infrastrukturprojekte mehr als nur notwendig sei.

«Die regionale und einheimische landwirtschaftliche Produktion soll ihren Platz im Kanton Zürich haben.»

Ursula Junker, frisch gewählte Kantonsrätin

Über Kompetenzen verfügt sie auch im sozialen Bereich, denn sie war während 16 Jahren Sozialvorsteherin in Mettmenstetten sowie im Bildungsbereich.

Urs Wegmann fordert besseren Einbezug der Landwirtschaft

[IMG 4] Urs Wegmann bewirtschaftet den Hof Fuchsbüel in Hünikon und  ist engagierter Klimabauer im Projekt AgroCO2ncept. Auf dem 45-ha-Betrieb betreibt er Ackerbau und Milchwirtschaft.

Mit einem Wahlsieg gerechnet hätte er nicht, sagt Wegmann der BauernZeitung. Er kann es noch kaum glauben.  «Es war eine Prise Glück», so Wegmann «und sicher der Konstellation geschuldet, dass der ehemalige Grüne, Biobauer Urs Hans, die Wiederwahl in den Kantonsrat nicht schaffte und die Grünen den Sitz nicht zurückholen konnten». Ein wichtiges Anliegen im Kantonsrat werden für Wegmann Energiefragen sein.

«Die Landwirtschaft muss deutlich stärker miteinbezogen werden.»

Urs Wegmann, frisch gewählter Kantonsrat

Die Landwirtschaft hätte ein riesiges Potenzial. Der Ausbau von Solaranlagen in der Landwirtschaft würde aber oft an den massiven Kosten für Zuleitungen und Anschlüsse scheitern. Auch müsse das Bewilligungsverfahren für Biogasanlagen deutlich vereinfacht werden. «Hier braucht es vernünftige Lösungen und dafür werde ich mich einsetzen», so Wegmann.

Wegmann weilt zurzeit in Zermatt in den Skiferien, und zwar mit seinem bestem Freund Martin Huber (FDP). Der Landwirt und Betriebsökonom aus Aesch Neftenbach schaffte die Wiederwahl mit einem Glanzergebnis.

Markus Bopp schaffte es vom 8. Listenplatz aus

[IMG 5] Ebenfalls auf einer Walliser Skipiste, Belalp, ist Markus Bopp mit seiner Familie anzutreffen. Überrascht und hoch erfreut ist Bopp über seine Wahl in den Kantonsrat. Dies war aufgrund seiner Ausgangsposition auf dem achten Listenplatz mit nur vier zu vergebenen Sitzen im Bezirk Dielsdorf nicht voraussehbar.

Der Bio-Meisterlandwirt und Agronom BSc bewirtschaftet einen 25-ha-Ackerbaubetrieb in Otelfingen. Wohlbekannt ist er im ganzen Kanton Zürich, da er jahrelang als Ackerbauberater für den Strickhof tätig war. Seit 2020 arbeitet er für SBV Agriexpert und macht  Schätzungen und Hofübergaben.

Ein Politneuling ist er nicht, so war er während vier Jahren im Otelfinger Gemeinderat tätig und verfolgte die politischen Vorstösse im Kanton Zürich äusserst genau. Nun will er getreu seinem Slogan «Mit Vernunft, bodenständig, sachlich» sich im Kantonsrat für eine wirkungsorientierte und landwirtschaftsnahe Politik einsetzen, ohne dass die Kosten und Regulierungsdichte ins Unermessliche steigen.

«Beste Ausgangslage für Nationalratswahlen im Herbst»

Fraktionspräsident Martin Hübscher (SVP), Landwirt aus Bertschikon, zeigt sich erfreut, dass die bäuerliche Vertretung im Kanton dermassen gestärkt wurde.

«Wir hatten bäuerliche Kandidaten, die über grosse Akzeptanz in der Bevölkerung verfügen.»

Martin Hübscher, Fraktionspräsident SVP

Zudem hätten die Kandidaten einen guten Wahlkampf geführt, sodass sie auf den Listenplätzen auch in den vorderen Rängen zu finden waren. Der Wahlerfolg sei auch eine Retourkutsche gegenüber den Grünen gewesen, die mit ihren Forderungen bei den Agrar- und Massentierhaltungsinitiativen zur Mobilisierung der bäuerlichen Wählerschaft beigetragen hätten.

Abo Ernährung «Es braucht mehr Kostenwahrheit und einen verstärkten Grenzschutz» Monday, 30. January 2023 Die Grüne Partei Zürich steht denn auch als Wahlverliererin da mit drei Sitzverlusten. Laut Hübscher verfügt die Landwirtschaft im Kanton Zürich nach dem geglückten Wahlerfolg über gute Ausgangsbedingungen für die Nationalratswahlen im Herbst 2023. Die neue Legislatur 2023-2027 im Zürcher Kantonsparlament beginnt am 8. Mai mit der konstituierenden Sitzung. Am 4. April findet die ausserordentliche SVP-Fraktionssitzung in der neuen Zusammensetzung statt, wo die Sitzverteilung für die Kommissionen erfolgen wird.