Für die Gewässerinitiative von Aargauer Umweltverbänden zum Thema läuft seit Frühjahr 2022 die Unterschriftensammlung, eine Ende März eingereichte FDP-Motion verfolgt das gleiche Ziel. Der Regierungsrat sieht ebenfalls Handlungsbedarf und ist dem Anliegen nicht abgeneigt, will den Vorstoss als Postulat entgegennehmen: Im Aargau sollen mindestens 1000 ha neue Feuchtgebiete entstehen. Das diene dem Gewässerschutz, dem Hochwasserschutz, der Biodiversität und dem Klimaschutz. Es brauche mehr Wasserspeicher statt trockengelegte Gebiete, argumentieren Umweltschützer.
«Die ausgeschiedenen Gewässerräume würden durchaus genügen.»
Bauernverband Aargau in seiner Stellungnahme.
Das wichtige Kulturland im Aargau schützen
Die ausgeschiedenen Gewässerräume, welche nur mehr extensiv bewirtschaftet werden dürfen, würden durchaus genügen, findet der Bauernverband Aargau (BVA), welcher die Initiative als unnötig erachtet. Schliesslich gebe es ja schon viele Renaturierungsprojekte. Neue Feuchtgebiete zu schaffen, müsse auf freiwilliger Basis erfolgen, nicht durch Enteignungen und schon gar nicht in diesem Ausmass. Betroffen wären rund 1000 ha meist ehemalige trockengelegte Moorflächen, welche wieder in den Feuchtzustand geführt werden sollen.
Meist sind dies aber gute landwirtschaftlich nutzbare Böden, davon rund zwei Drittel Fruchtfolgeflächen (FFF). Die Regierung hat sich bereits in der Antwort auf einen früheren Vorstoss zum Thema Feuchtgebiete bereit erklärt, die nötigen raumplanerischen Grundlagen für die Sicherung der erforderlichen Flächen im Richtplan zu prüfen. Schon 2019 liess das zuständige Departement einen Bericht erstellen für die «Eruierung der prioritären Feuchtgebiets-Regenerationsflächen auf drainierten Böden». Definiert wurden Zielflächen im Ausmass von 2363 ha neuer Feuchtgebiete. Davon haben 1359 ha ein ausgewiesenes Potenzial als Fruchtfolgeflächen, 802 sind mögliche FFF. Und 1960 ha der Zielflächen sind drainiert.
Aargauer Bauern sehen ihre Existenzen gefährdet
Kürzlich wurde auf Druck des BVA eine Karte publik, wo die möglichen Zielflächen liegen. Diese sei Arbeitsgrundlage für die Erarbeitung von Naturschutz- und Bodenverbesserungsprojekten. «Die Karte unterstützt die reaktive und proaktive Sicherung von Flächen mit Feuchtgebietsregenerationspotenzial und soll den Fachstellen in der Verwaltung zur Verfügung stehen», heisst es im Bericht. Betroffenheit löste die Karte bei den Bauern aus, welche auf ihrem Land nun Potenzial für Feuchtgebiete eingezeichnet sehen. So berichtete Tele M1 kürzlich, dass gemäss Schätzungen des BVA 50 Aargauer Bauern wegen mehr Feuchtgebieten um ihre Existenz fürchten. So auch Matthias Haldimann aus Seon. Statt Zuckerrüben müsste er wohl künftig Reis anbauen oder Wasserbüffel halten, was aber völlig unrealistisch sei, heisst es im Bericht. Die Karte sei noch nicht verbindlich, betont der Kanton.
«Der BVA wird den Widerstand im Grossen Rat koordinieren.»
Ralf Bucher, Grossrat und Geschäftsführer BVA.
In den politischen Diskussion das grosse Ausmass und die Betroffenheit aufzeigen
Noch diesen Herbst, geplant ist am 20. September, kommt der FDP-Vorstoss zur Behandlung in den Aargauer Grossrat. Erst wenn dem Postulat zugestimmt werde, wolle der Kanton Details für mehr Feuchtgebiete planen. Der BVA werde im Vorfeld den Widerstand im Grossen Rat koordinieren, betont Ralf Bucher, Geschäftsführer BVA und selber Grossrat. «Es geht vor allem darum, aufzuzeigen, wie gross das Ausmass und die Betroffenheit für die Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit ist.»
