Das Thema bewegt. Über 200 junge und einige auch etwas ältere Landwirte trafen sich Mitte April in der Maschinenhalle von Landwirt und Lohnunternehmer Hubert Estermann in Traselingen bei Hildisrieden zum Themenanlass «Bauen ausserhalb der Bauzone» der Junglandwirte Zentralschweiz.

Sprechstunde für Planende

«Es gibt Bauzonen und Nichtbauzonen, und es ist ein Privileg, ausserhalb der Bauzonen wohnen zu dürfen», zitierte Markus Kretz, Präsident des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbandes (LBV) Aussagen von kantonalen Beamten. Solange solche Vorstellungen bestehen würden, hätten die Landwirte beim Bauen wohl einen schweren Stand. Das Thema Bauen bewege auch den LBV, deshalb sei eine Meldestelle eingerichtet worden, um Problemfälle zu sammeln. Häufig würden Projekte blockiert. Aufgrund von Gesprächen mit dem zuständigen Regierungsrat und einem politischen Vorstoss werde nun aber die Sistierungspraxis hinterfragt. Und seit einigen Wochen sei vom Kanton eine Sprechstunde für Planende bei den Behörden eingeführt worden für eine frühzeitige Klärung der Machbarkeit.

Spielraum für Alternativen

Kretz wies auf die anstehende Landschaftsschutz-Initiative hin, welche das Bauen ausserhalb von Bauzonen markant weiter einschränken will. Der Gegenvorschlag im Rahmen der Revision des Raumplanungsgesetzes sei hingegen für die Landwirtschaft tragbar. Gleichwohl soll die Anzahl Gebäude ausserhalb von Bauzonen eingefroren werden. Und es sei ein offenes Geheimnis, dass der Kanton Luzern die Tierbestände reduzieren wolle. Für gute Wertschöpfung im Agrarkanton Luzern brauche es aber bessere raumplanerische Rahmenbedingungen, gerade für alternative Betriebszweige, meinte Kretz.

Roboter und Heukran

Auf dem Betrieb von Hubert Estermann werden 40 ha LN bewirtschaftet, mit Milchwirtschaft, Ackerbau und Lohnarbeiten. Nach einem Brandfall der Scheune 2019 konnte er einen Neubau realisieren, mit grosser Scheune und grosser Maschinenhalle. Gehalten werden 70 Milchkühe, die Milchleistung liegt mit silofreier Fütterung bei 9500 kg. Im modern eingerichteten Stall besorgen Roboter das Melken und Misten, und als Neuheit ist ein autonomer selbstfahrender Heukran installiert.

Einschränkungen beim Bauen habe er wegen der Umweltauflagen um die Mittellandseen gehabt. Aber auch die Gebäudegrösse und Materialisierung seien Herausforderungen gewesen, meinte Estermann.

Zeit nehmen zum Planen

Bauwilligen Berufskollegen gab er den Rat, sich Zeit zu nehmen zum Planen. Und die täglichen Arbeitsabläufe eines Betriebes sollen gut studiert werden und ins Projekt einfliessen, damit später effizient gearbeitet werden könne. Zu achten sei auf fachkundige Handwerker, welche die Bedürfnisse der Landwirtschaft kennen und entsprechend auch robuste Materialien verwenden würden. Und wichtig seien Arbeiter, die miteinander kommunizieren statt nur ihren Auftrag ausführen würden.

Worauf beim Bauen grundsätzlich zu achten ist, erläuterte Kaspar Widmer, ausgebildeter Bauherrenberater mit viel praktischer Erfahrung als langjähriger Gemüseproduzent und auch mit politischer Erfahrung als ehemaliger Gemeinderat von Weggis, zuständig fürs Bauen.

Je später desto teurer

Auch er betonte die grosse Bedeutung einer sorgfältigen Planung. «Je weiter fortgeschritten ein Projekt ist, desto weniger können die Kosten beeinflusst werden.» Und beim Bauen ausserhalb von Bauzonen sei wegen den raumplanerischen Vorschriften eine Vorabklärung vor der Planung mit dem Kanton wichtig, um später Enttäuschungen zu vermeiden.[IMG 2]

Bauen werde künftig sicher nicht einfacher, meinte Widmer mit Hinweis auf die kontroversen Diskussionen um die Revision des Raumplanungsgesetzes. Und wegen der vielen Bundesgerichtsentscheide, welche die Bewilligungspraxis beeinflussen. Zudem gebe es eben schon kantonale Unterschiede, und die Kantone würden je nach Situation ihren Spielraum zum Bundesrecht unterschiedlich ausnutzen.Widmer nannte auch fragwürdige Gerichtsurteile wie das Verbot von Folientunnels für Gemüse, die nun als bodenunabhängige Produktion gelten.

Und er warnte vor unbewilligten Umnutzungen oder bestehenden Altlasten, das heisst unbewilligten Bauten aus der Vergangenheit, welche aktuelle Projekte gefährden könnten.

Nachträgliche Gesuche

«Schaut mal im Geoportal die Luftbilder an, wie sich euer Hof früher und heute präsentiert und ob für alle Veränderungen wirklich eine Baubewilligung vorliegt», meinte Widmer mit Verweis auf die gängige Beurteilung der Baubehörden.

Bei widerrechtlichen Zuständen werde deshalb oft ein nachträgliches Baugesuch verlangt, wobei offen sei, ob der bisherige Zustand überhaupt nach heutigem Recht noch bewilligungsfähig sei.

Weitere Informationen: junglandwirte.ch