Biobauer Michael Abächerli erachtet die Massentierhaltungs-Initiative als überflüssig. «Die Konsumenten haben bereits heute die Möglichkeit, mit dem Angebot von Bio- und Labelprodukten Waren mit dem von der Initiative geforderten Standard zu kaufen», meinte der Junglandwirt vor seinen Berufskollegen am Treff der Junglandwirte Zentralschweiz auf dem Biohof Schwandacher in Giswil. Doch die Forderungen würden sich nicht mit dem Kaufverhalten der Konsumenten am Ladentisch decken. Abächerli forderte die Anwesenden auf, auch wenn teilweise die eigenen Betriebe von den drohenden Massnahmen gering betroffen seien, die anderen Berufskollegen im Abstimmungskampf zu unterstützen.

Gastgeber Biohof

Der Biobetrieb Schwandacher, auf 700 m ü. M., mit einer steilen Zufahrt hoch über Giswil erschlossen, wird von den Eltern Ruedi und Marlen zusammen mit Sohn Michael Abächerli geführt.

Der zweite Sohn Daniel ist Agrotechniker HF und hilft bei Bedarf auf dem Hof mit. Familie Abächerli war Gastgeber für den Jula-Treff Anfang Juli, mit Hauptreferent Meinrad Pfister, Präsident Suisseporcs. Thema war Information und Diskussion über die «unnötige Tierhaltungs-Initiative.»

Höchstbestände geregelt

Meinrad Pfister sprach Klartext: «In der Schweiz existiert keine Massentierhaltung.» Die Schweiz habe als einziges Land der Welt Höchstbestände bei den Hühnern, Schweinen und Kälbern, zudem gebe es ein umfassendes Tierschutzgesetz.

Viel Platz für Tiere

Werde im Bereich Tierwohl ein Blick über die Landesgrenzen geworfen, werde schnell ersichtlich, dass die Tiere in keiner Nation so viel Platz hätten wie in der Schweiz. So ist hierzulande pro Mutterschwein ein Mindestplatzbedarf von 2,5 m2 gefordert, in der EU beträgt dieser mit 1,3 m2 nur etwas mehr als die Hälfte. Zudem sind dort in vielen Bereichen Eingriffe am Tier in den ersten Lebenswochen ohne Schmerzausschaltung erlaubt.

Mehr als 80 Prozent der Legehennen der Schweiz haben heute Zugang zur Weide. Weltweit würden hingegen immer noch 90 Prozent der Legehennen in Käfigen gehalten. Diese Haltungsform ist in der Schweiz seit dem Jahr 1992 nicht mehr erlaubt.

Versorgung schwierig

Die Annahme der Initiative hätte für die Versorgungssicherheit und die Wertschöpfung erhebliche Auswirkungen, zu diesem Schluss kommt der bekannte Ökonom Matthias Binswanger, der eine Studie zu den Auswirkungen der Massentierhaltungs-Initiative ausgearbeitet hat. Demgemäss würde der Selbstversorgungsgrad beim Geflügelfleisch nur noch rund 5 Prozent (jetzt 58 Prozent), bei Schweinefleisch 46 Prozent (92 Prozent) und bei Eiern 20 Prozent (56 Prozent) betragen. Dazu gingen in der Landwirtschaft sowie in den vor- und nachgelagerten Branchen rund 8000 Stellen verloren. Dies hätte eine Zunahme von Importen zur Folge, die schwer zu kontrollieren seien und die Umwelt in diesen Ländern belasten könnten.

Gegen Raumplanung

Um die bestehenden Gebäude auf ÖLN-Betrieben weiter nutzen zu können und die aktuellen Produktionsmengen weiterhin zu erreichen, wären bauliche Massnahmen nötig, prognostizieren die Gegner der Initiative. Es müssten mehr Ställe gebaut werden, bestehende müssten vergrössert und in kleinere Einheiten unterteilt werden und bei Schweineställen müssten zusätzlich Ausläufe ergänzt werden. Dies stünde stark im Konflikt mit der aktuellen Revision der Raumplanung (RPG 2). Diese sieht vor, die Anzahl Bauten ausserhalb der Bauzone zu stabilisieren, was Erweiterungen von Betrieben verunmöglicht. Mit der Übergangsfrist von 25 Jahre würden bereits die Möglichkeiten der nächsten Generation eingeschränkt. «Trotz dieser Frist erleiden die betroffenen Betriebe bereits ab dem ersten Tag nach Annahme der Initiative einen Wertverlust», hielt Pfister fest.

Die Nachfrage bestimmt

Zum Abschluss meinte er: «Die Konsumenten bestimmen mit ihrer Nachfrage, welche Produkte in der Landwirtschaft produziert werden. So sollen die Bedingungen nicht durch Abstimmungszettel, sondern durch den Kassenzettel beeinflusst werden.» Pfister betonte in diesem Zusammenhang, dass die Schweizer Bevölkerung im Bereich der Lebensmittel sehr preissensibel reagiere. Dies obwohl nur gerade 6,5 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens in der Schweiz für Nahrungsmittel ausgegeben wird.

Nach der Betriebsvorstellung und dem Referat folgte der Meinungs- und Gedankenaustausch, danach der traditionelle Apéro. Jährlich finden drei Jula-Treffs statt.

Weitere Informationen: www.junglandwirte-zentralschweiz.ch

Betriebsspiegel Schwandacher

Betriebsleiter: Ruedi und Marlen Abächerli, mit Söhnen Michael und Daniel
Standort: Biohof Schwandacher, Giswil OW
Fläche: 27 ha LN
Viehbestand: 40 Milchkühe, 4000 Bio-Legehennen