Zwar hat sich die Anzahl Biobetriebe im Kanton Luzern seit dem Jahr 2000 verdoppelt auf aktuell 480. Mit einem Anteil von 10,9 Prozent an der Anzahl Landwirtschaftsbetriebe liegt Luzern schweizweit aber unterdurchschnittlich auf Rang 23.
Der Verein Bio Luzern zählt 433 Biobetriebe, zusammen mit Privatmitgliedschaften sind es knapp 500 Mitglieder. 150 davon trafen sich am zur 31. Generalversammlung unter der Leitung von Präsident Toni Büchler. Er wies darauf hin, dass viele Konsument(innen) immer weiter entfernt von der Landwirtschaft seien und der Bezug fehle. Umso wichtiger seien Botschafter wie die Biobauern, um aufzuzeigen, was es bedeutet, gesunde Lebensmittel herzustellen.
Aktionsplan im März
Die Anzahl Biobetriebe und den Absatz von Produkten zu steigern bezweckt ein kantonaler Aktionsplan Biolandbau. Darüber orientierten Bioberater André Liner und Vorstandsmitglied Christian Galliker. Die Massnahmen wurden in einem Projektteam unter Mitwirkung von Bio Luzern erarbeitet und werden voraussichtlich noch im März durch den Regierungsrat verabschiedet und bekanntgemacht. Der Aktionsplan wird Massnahmen in den Bereichen Bildung und Beratung, Verarbeitung, Handel, Gastronomie, Konsumenten sowie Landwirtschaft umfassen.
Für Gesprächsstoff sorgte die künftige Ausrichtung des Zentralschweizer Biomarktes O Sole Bio. Dieser soll wiederum in Zug stattfinden, zum 16. Mal, am 9. September 2023. Mittelfristig soll der Markt aber neu aufgestellt werden, da es zunehmend schwierig werde, genügend Marktfahrer zu finden. Einig waren sich mehrere Votanten, dass der Markt eine gute Strahlkraft für den Biolandbau habe und als Event sehr erfolgreich sei. Leider sei er aber für die Aussteller teils kaum wirtschaftlich lohnend. Das zehnköpfige überkantonale OK wird sich nun grundsätzlich Gedanken zum Konzept des Marktes machen.
Betriebe für Kälberprojekt
Gut laufen die 13 Arbeitskreise von Bio Luzern, die dem Erfahrungsaustausch dienen. Die Gründung von zwei weiteren sei vorgesehen, so für Permakultur und für Obstbau. Mehr Betriebe werden gesucht für das Kälberprojekt «Zuhause gross werden» von Bio Luzern, über welches Stephan Schürmann orientierte. Ziel sei die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes durch das Abtränken von Tränkern auf dem Geburtsbetrieb. Anschliessend werden die Tiere auf Partnerbetrieben in extensiver Weidemast ausgemästet. Bisher wurden im ersten Umsetzungsjahr neun Gesuche zur Unterstützung der Erstellung von total 256 Kälberplätzen auf Biomilchproduktionsbetrieben eingereicht. Das Projekt läuft über fünf Jahre, es wird finanziell unterstützt von der Albert-Koechlin-Stiftung.
Mehr Bio in Beizen
Astrid Burri leitet seit eineinhalb Jahren das Projekt «Bio Füür Zentralschwiiz», das sich zum Ziel setzt, das Bioangebot in der Zentralschweizer Gastronomie zu stärken. Die Möglichkeiten zur Auslobung der Bio-Knospe durch Gastronomiebetriebe wurden in Zusammenarbeit mit Bio Suisse neu geregelt. Die Hofbeiz des Kulturhofs Hinter Musegg in Luzern konnte als erster Luzerner Gastrobetrieb und als schweizweit zweiter Betrieb mit der Drei-Sterne-Knospe «Bio Cuisine» ausgezeichnet werden. Das bedeutet, dass in dieser Küche 100 Prozent Bioprodukte verwendet werden.
Humus macht den Boden strukturstabil und speicherfähig
Nach der GV referierte in einer Live-Zuschaltung der Österreicher Hermann Pennwieser über «fruchtbare Erde als lebendiger Organismus». Der Biobauer und Bodenexperte führt seinen Schweinemast- und Ackerbaubetrieb seit 1987 biologisch. Dabei ging er auf die wichtige Rolle der Bodenstruktur und die lange Zeit unterschätzte Wirkung der Bodenpilze ein. Ton-Humus-Komplexe könnten nur in biologischen Prozessen aufgebaut werden. Humus mache den Boden strukturstabil, widerstandsfähig und erhöhe die Wasser- und Nährstoffspeicherfähigkeit. Zu achten sei auf ein standortspezifisches Humusgleichgewicht: Nicht überall könne unendlich viel Humus gespeichert werden und nicht überall könne gleich schnell Humus aufgebaut werden. Humusaufbau sei ein enorm langfristiger Prozess; wer mit einer vernünftigen Fruchtfolge 500 kg/Jahr/ha Humus aufbaue, brauche je nach Bodenart um die 100 Jahre, um von 2 auf 4 Prozent Humusgehalt zu kommen. Pennwieser wies darauf hin, dass der Verzicht auf chemisch-synthetische Hilfsstoffe Voraussetzung für die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sei, damit eine hohe Mikroorganismen-Aktivität ermöglicht werde.