Der Zürcher Kantonsrat hat Ende Januar ein Postulat von SVP, SP und Grünen zur Bekämpfung von invasiven Neophyten auf kantonalen Flächen mit 115 zu 44 Stimmen an den Regierungsrat überwiesen. Darin wird der Regierungsrat aufgefordert, konkrete Praxisrichtlinien zu erarbeiten, um kantonseigene Flächen von invasiven Neophyten freizuhalten und diese dann auch zeitnah umzusetzen.
Obwohl der Kanton über einen Massnahmenplan gegen invasive und gebietsfremde Organismen verfügt, schienen ihm bis anhin die Mittel zu fehlen, diese auf kantonseigenen Flächen umzusetzen.
Plan gegen Neophyten
Der Kanton Zürich verfügt seit 2009 über einen Massnahmenplan gegen invasive gebietsfremde Organismen. Dieser zeigt Massnahmenauf und definiert Ziele sowie prioritäre Gebiete.
Zudem testet die Baudirektion mit dem Pilotprojekt «Gemeinsam gegen Neophyten» einen neuen, räumlich und zeitlich koordinierten Ansatz gegen invasive gebietsfremde Pflanzen. Dieser soll dazu führen, dass die Neophyten-Bestände künftig mit wenig Aufwand und Kosten in Schach gehalten werden können.
Testgebiet hierfür ist das Reppischtal bei Urdorf. Es ist besonders geeignet, weil es als Geländekammer gut von der restlichen Landschaft abgegrenzt ist.
SVP-Kantonsrat Daniel Wäfler ist einer der Unterzeichner des Postulats. Die BauernZeitung hat ihm ein paar Fragen gestellt.
Daniel Wäfler, weshalb liegt Ihnen das Thema invasive Neophyten so am Herzen?
Daniel Wäfler: Ich bin selber Betriebsleiter, darum kenne ich das Problem. Bei Kontrollen drohen Kürzungen bei den Direktzahlungen, wenn ich Neophyten auf meinen Flächen habe, vor allem auf den Biodiversitätsflächen.
Weshalb reichten Sie das Postulat ein?
In Gossau haben wir seit 2018 ein eigenes Pilotprojekt: die Strategie zur 100-prozentigen Eindämmung von invasiven Neophyten. Zusammen mit dem Verein Konkret, dessen Geschäftsleiter Thomas Honegger das Postulat ebenfalls unterzeichnet hat, säubern Bauernfamilien, Gemeindearbeiter und Zivildienstleistende Landwirtschafts- und private Flächen. Dabei fiel uns auf, dass entlang von Hauptstrassen, an Autobahnborden und im Wald weiterhin viel Berufkraut wuchs. Da war uns klar: Der Kanton und die SBB müssen mitziehen, sonst würden die Neophyten wieder auf unsere Flächen versamen. Auf die Anfrage des zuständigen Gemeinderats und der Ackerbaustellenleiterin kam die Antwort: «keine Ressourcen.»
Es kann nicht sein, dass der Kanton Massnahmen definiert und für deren Vollzug zuständig ist, selber aber nicht in der Pflicht steht, seine Flächen sauberzuhalten. Er sollte eine Vorbildrolle innehaben.
Bei invasiven Neophyten sollte man keine Zeit vergeuden. Weshalb dauerte es solange, bis Ihre Anfrage bearbeitet wurde?
Wir hatten zwei Jahre Pandemie, in der Zeit gab es viele andere Vorstösse. Da wurde unser Anliegen etwas auf die lange Bank geschoben.
Wie geht es jetzt weiter?
Wenn es der Kanton wirklich ernst meint mit seiner Neophytenstrategie, müsste er sofort mit Massnahmen beginnen. Nach diesem eindeutigen Abstimmungsentscheid muss ein Postulatsbericht geschrieben werden mit konkreten Vorschlägen und Richtlinien zur Umsetzung. Ich erwarte ganz klar zeitnahe Massnahmen und ein Monitoring über den Rückgang von invasiven Neophyten auf Kantonsflächen. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen wir erneut aktiv werden.
Mir ist aufgefallen, dass in den vergangenen beiden Jahren vermehrt Tiefbaumitarbeiter gegen Neophyten angingen. Ein Umdenken scheint also bereits stattzufinden. Ich hoffe, dass die anderen Kantone mitziehen, ansonsten haben wir das Schnittstellen-Problem erneut an den Kantonsgrenzen.
Zur Person
Daniel Wäfler ist ausgebildeter Agrotechniker HF und Bauführer, lebt in Gossau ZH. Der SVP-Politiker ist Mitglied des Zürcher Kantonsrats. [IMG 2]
