Sie erwähnten, dass Sie auf 2023 rund 13 000 Franken weniger Direktzahlungen haben werden. Wie kommen Sie auf diese Reduktion?
Urs Wegmann: Ich habe das mit dem Beitragsrechner der Agridea gerechnet. Der grösste Teil entfällt auf den Wegfall beim Versorgungssicherheitsbeitrag. Klar habe ich mich auch für einige Produktionssystembeiträge angemeldet, die für mich Sinn machen. Aber dadurch kann ich die Reduktion nicht kompensieren.
Was ist Ihr grösster Kritikpunkt an der Agrarpolitik?
Die wahren Ziele erreichen wir mit der Agrarpolitik nicht – weder auf der Einkommensschiene noch im Bereich Ökologie. Viele Massnahmen sind unwirksam. Verordnet werden sie extrem kurzfristig, ausgenommen bei der Verpflichtungsdauer. Wir müssen uns für Programme anmelden, noch bevor die genaue Umsetzung und Beitragshöhe klar ist. Wir haben so ein Flickwerk, das immer komplizierter wird. Theoretisch müsste man den Mut haben, von Grund auf die Agrarpolitik neu aufzustellen. Kein Zweifel, das würde ebenfalls Risiken beinhalten. Aber mittlerweile bin ich der Überzeugung, das wäre schlauer. Die heutige Agrarpolitik hat sich zu einem Moloch entwickelt.
«Viele agrarpolitischen Massnahmen sind unwirksam. Verordnet werden sie extrem kurzfristig, ausgenommen bei der Verpflichtungsdauer.»
Urs Wegmann, Landwirt aus Hünikon
Sie kritisieren auch die Forschung. Was soll diese anders machen?
Die Forschung macht heute hauptsächlich nichts anderes, als die Agrarpolitik zu rechtfertigten. Wir brauchen eine Forschung, die uns Bauern in der Produktion beiseitesteht. Eine Forschung, die auch mit modernen Züchtungsmethoden arbeiten kann. Was ja leider durch das Gentech-Moratorium verhindert wird.
Es macht den Eindruck, als ob Sie frustriert sind. Gleichwohl haben Sie im vergangenen Jahr in einen Melkroboter investiert. Wie passt das zusammen?
Von der Person her bin ich ein positiv denkender Mensch und gehe optimistisch durchs Leben. Aber klar, wenn man sich die Entwicklung der Landwirtschaft vor Augen hält, hat man schon seine Zweifel. Das blende ich im Alltag auf meinem Betrieb aus. Für mich habe ich eine Standortbestimmung gemacht: Bleibe ich bei meiner Strategie und produziere Milch, oder steige ich aus? Ich wägte alle Vor- und Nachteile ab. Fazit: Es lohnt sich für mich, weiterhin Milchwirtschaft zu betreiben. Die Risiken sind überschaubar. Ich bin 45 Jahre alt und habe bis dato keine Kinder. Deshalb habe ich auch keinen Druck, dass ich der nächsten Generation etwas vollkommen verbaue.
