Die landwirtschaftliche Produktion folgt der Nachfrage – so einfach sollte es sein. Ist es aber nicht, denn nicht immer ist die Wirtschaftlichkeit von eigentlich gefragten Kulturen gegeben. Aktuelle Beispiele sind der Anbau von Eiweisspflanzen für die menschliche Ernährung, Futtergetreide, Pflanzkartoffeln und Maissaatgut. Der Schweizer Bauernverband (SBV) und mehrere andere landwirtschaftliche Verbände fordern nun die Politik zum Handeln auf.

Einheimisches benachteiligt

Abo Vernehmlassung startet Die AP22+ kommt zur Umsetzung, Acker-BFF werden flexibler Wednesday, 24. January 2024 Die Branche nutzt die Vernehmlassung zum Landwirtschaftlichen Verordnungspaket 2024, um ihre Forderungen zu platzieren. Bei Eiweisspflanzen für die menschliche Ernährung spricht der SBV von einem «sich entwickelnden Markt». Es seien bereits viele Investitionen getätigt worden und innerhalb der Branche diskutiere man, wie Produktion und Verarbeitung in der Schweiz gefördert werden könnten. Allerdings brauche die Positionierung einheimischer Produkte auf dem Markt Zeit: Einerseits seien die Verarbeitungstechniken zu verbessern und zu testen, andererseits stelle der Import von fertigen und verarbeiteten Produkten eine Benachteiligung dar.

Um den Aufbau dieses Marktes zu unterstützen, schlagen SBV und Co. eine Erhöhung des Einzelkulturbeitrags um Fr. 1000.–/ha vor. Dies etwa für Eiweisserbsen und Ackerbohnen für die menschliche Ernährung, wobei Verträge mit Verarbeitern zur Überprüfung der späteren Verwendung im Speisekanal dienen sollen.

Zur Finanzierung könnten bisher ungenutzte Gelder aus dem Budget für Einzelkulturbeiträge dienen, so der Vorschlag. Bis Redaktionsschluss konnte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) auf Anfrage keine Angaben dazu machen, wie viele finanzielle Mittel in diesem Budget noch zur Verfügung stünden.

Statt mehr Grenzschutz

«Die wirtschaftliche Lage beim Futtergetreide ist katastrophal», stellt der SBV fest. Anbauflächen und produzierte Mengen würden stetig abnehmen. Der Branche sei es in der aktuellen Situation nicht möglich, dem Schweizer Futtergetreide die notwendige Rentabilität zu verleihen.

Zölle als Schutz vor Importkonkurrenz sind beim Futtergetreide eine wiederkehrende und bisher erfolglose Diskussion. «Da ein Vorgehen auf Ebene des Grenzschutzes für den Bund nicht infrage kommt, besteht Handlungsbedarf auf Ebene der Einzelkulturbeiträge», so die Schlussfolgerung in den Stellungnahmen zur Vernehmlassung. Vorgeschlagen ist ein neuer Einzelkulturbeitrag für Futtergetreide (ausgenommen Körnermais) in der Höhe von Fr. 500.–/ha. Um diese Massnahme zu finanzieren, sei das Budget für Einzelkulturbeiträge aufzustocken. Wie realistisch dieser Vorschlag angesichts der Löcher in der Bundeskasse und von Sparübungen allenthalben ist, bleibt unklar. Eine Einschätzung des BLW steht noch aus.

Doppelt so viel für Pflanzgut

Mit mangelnder wirtschaftlicher Attraktivität und sinkenden Anbauflächen kämpft auch die Saatgutbranche. Gerade bei Pflanzkartoffeln hat sich in diesem Jahr der Wert einer ausreichenden Inlandsproduktion gezeigt, da Importe wegen international schlechter Ernten und Qualitätsproblemen nur begrenzt möglich waren.

Um den Anbau von Pflanzkartoffeln, aber auch Mais für die Saatgutproduktion zu fördern, möchte der SBV die entsprechenden Einzelkulturbeiträge auf Fr. 1500.–/ha anheben. Das bedeutet gegenüber dem heute geltenden Beitrag von Fr. 700.–/ha mehr als eine Verdoppelung.

Swiss-Seed, die Schweizer Vereinigung für Samenhandel und Sortenschutz, geht noch weiter und verlangt Fr.2000.–/ha für Pflanzkartoffeln und Maissaatgut. Auch sei langfristig ebenfalls eine Unterstützung für Saatgetreide ins Auge zu fassen.

Der SBV sieht die Förderung von Eiweisspflanzen für die menschliche Ernährung als erste Priorität, gefolgt von Pflanzkartoffeln und Maissaatgut sowie Futtergetreide an dritter Stelle. Ob der Bundesrat auf die Forderungen und Vorschläge eingeht, zeigt sich im Herbst bei der Veröffentlichung des definitiven Verordnungspakets.