Der Verein «nichtszumelden.ch» will unnötige Bürokratie in der Landwirtschaft bekämpfen – sowohl auf Stufe Betrieb als auch für die vor- und nachgelagerten Unternehmen. So steht es in den Statuten.

Die am Verein beteiligten Betriebe wollen keine Daten an Digiflux weiterleiten. Initiator und Gründungspräsident ist Kilian Zwick. Er ist Geschäftsführer der Aachtal Futter AG und führt einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb.

Keine Datenweitergabe

Abo Pflanzenschutzmittel - Mitteilungspflicht Hält Digiflux, was es verspricht? Friday, 2. February 2024 Die Diskussion um Digiflux hat Kilian Zwick über die letzten Monate hinweg beschäftigt. Er beschloss, mit Gleichgesinnten etwas zu unternehmen und den Verein zu gründen. Im Gespräch mit der BauernZeitung betont Zwick, er selbst verfolge weder politische noch sonstige Ziele. Mit der Vereinsgründung schaffe er eine Sammel-Plattform für Unternehmen der vor- und nachgelagerten Stufe, die sich nicht an Digiflux beteiligen möchten und somit auch keine Meldungen leisten werden. Wenn so etwas jedes Unternehmen separat kommuniziert, dann bewirke es nichts. 

Die Peter Briner AG aus Hagenbuch ZH ist Mitglied bei «nichtszumelden.ch». Geschäftsführer Briner befürchtet, dass sich nochmals ein zweiter Büroapparat aufbaue. Auch sei die Landwirtschaft bereits jetzt gegenüber anderen Akteuren wie der SBB oder den Gemeinden benachteiligt; ein System zur Erfassung funktioniere bereits mit Hoduflu.

Briner fasst zusammen: «Bereits jetzt ist der bürokratische Aufwand enorm und die erlaubten Nährstoffmengen reichen nicht aus, um den Nährstoffbedarf der Kulturen zu decken. Wir wollen nicht mehr Nährstoffe als nötig ausbringen, sondern das ausbringen, was die Bauern bereits heute dürfen. Wir wollen aber nicht, dass es weniger wird.»

Weniger Aufwand gefordert

Auch Kilian Zwick kritisiert die überbordende Bürokratie. Diese bringe die Landwirte an zeitliche und psychische Grenzen und weite sich je länger, je mehr auch auf die vor- und nachgelagerten Unternehmen aus. Es sei enttäuschend und klinge fast wie Hohn, dass Ämter und Politiker seit Jahren von ihrer Absicht berichten würden, die Bürokratie zu reduzieren.

Betreffend den Verkauf und die Ausbringung ist Killian Zwick der Meinung, dass jeder seine Pflanzen und Tiere so ernähren solle, wie er es für richtig halte und es das Gesetz zulasse. Zusammengefasst wolle man nicht mehr verkaufen, sondern weniger unbezahlten Aufwand haben. Das sei für die Betriebe wirtschaftlich interessanter.

Mit der Vereinsgründung will Zwick herausfinden, ob sich eine Mehrheit an Landwirten sowie Unternehmen findet, die das genauso sieht. Falls das nicht der Fall sein sollte, werde man die Website wieder abschalten und sich mit dem zukünftig zusätzlichen Büroaufwand, abfinden müssen.

Der Verein freue sich über jedes Mitglied. 500 Franken kostet die Mitgliedschaft für ein Unternehmen; Sympathisanten und Einzelpersonen können für 50 Franken Mitglied werden. Mit diesen Mitgliederbeiträgen sollen laut Kilian Zwick vorerst administrative Arbeiten vergütet, oder eine Kampagne finanziert werden.

Reaktion vom BLW
Die BauernZeitung hat das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) um eine Stellung gebeten. Das BLW bezieht wie folgt Stellung:

Zur rechtlichen Grundlage der Mitteilungspflicht: Das Parlament hat 2021 eine Mitteilungspflicht für den Handel mit und die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sowie den Handel von Nährstoffen beschlossen und im Gesetz verankert. Für die Umsetzung der Mitteilungspflicht entwickelt das Bundesamt für Landwirtschaft BLW in enger Absprache mit den künftigen Nutzerinnen und Nutzern die Webanwendung Digiflux.

In den letzten Wochen hat das BLW mehrere Sitzungen mit Vertretern der Landwirtschaft, des Handels und weiteren Meldepflichtigen durchgeführt und deren Anliegen bezüglich der Mitteilungspflicht aus der Parlamentarischen Initiative 19.475 «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» entgegengenommen. In den vielen Gesprächen lag der Unmut auf der Mitteilungspflicht der Pflanzenschutzmittel-Anwendungen und dem schnellen Fahrplan des Projektes. Resultat dieses intensiven Austauschs ist, dass die Einführung dieser Mitteilungspflicht um ein Jahr verschoben und für die Pflanzenschutzmittel-Anwender vereinfacht wird.

Neu an der Bewegung «nichtszumelden.ch» ist, dass die Unternehmen, welche aktuell dem Verein angehören im Bereich der Futtermittel oder Hof- und Recyclingdünger tätig sind. Sie sind nicht von den PSM-Anwendungsmeldungen betroffen. Für Nährstoffe gibt es keine Mitteilungspflicht zur Anwendung, sei es im Feld oder verfüttert an Tiere. Mitteilungspflichtig sind nur die Lieferungen. Zudem gibt es für Hof- und Recyclingdünger seit vielen Jahren die Meldepflicht auf Hoduflu. Hoduflu wird abgelöst durch Digiflux und damit modern und nutzerfreundlich umgesetzt, auch für die Verwendung auf dem Natel. Für diese Akteure hat Digiflux keine neue Transparenz zur Folge und es ergeben sich keine neuen Aufgaben. Dafür aber gibt es ein nutzerfreundlicheres Tool welches auf dem Traktor oder im Büro genutzt werden kann und die Nutzer können ihre Daten gezielt weitergeben.

Wenn Unternehmen der Mitteilungspflicht nicht nachkommen, kann grundsätzlich mit Verwaltungsmassnahmen sanktioniert werden.