Der Kanton Luzern will Spezialkulturen fördern. Der Luzerner Aktionsplan Biolandbau will mehr Bauern zum Umstellen bewegen. Und Bio Suisse forciert eine Ackerbauoffensive. Auch weil mehr eigenes Eiweissfutter erwünscht ist, zumal für die Wiederkäuerfütterung auf Biobetrieben ausschliesslich noch Schweizer Futter erlaubt ist. Das habe den Körnerleguminosen für die Tierfütterung viel Schub gegeben, erklärte Stefanie Bergmann, Beraterin für Biolandbau am Luzerner BBZN. Interessant seien die Leguminosen – «eigentlich ein Muss in jeder Fruchtfolge» – auch wegen der Stickstoff- verfügbarkeit und weil sie schwer aufschliessbare Phosphorverbindungen verfügbar zu machen vermögen.

Schwierige Bedingungen

An einem Flurgang Anfang Juli informierten Luzerner Biobauern über ihre Erfahrungen mit Futterleguminosen und weiteren speziellen Ackerkulturen. Organisiert wurde der Anlass von den Luzerner BBZN, Bio Suisse, dem FiBL und der Biofarm-Genossenschaft. Rund 40 Interessierte nahmen daran teil, bei regnerischem Wetter. Der viele Regen und die nassen Böden hatten auch Auswirkungen auf die Biokulturen, die sich nicht gerade ansprechend präsentierten.

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Erfahrung mit Soja

Schon vier Jahre baut Simon Wandeler vom Bühl in Nottwil Soja an, seit er auf Bio umgestellt hat. Neben Ackerbau mit Getreide, Soja, Silomais und Kunstwiese werden auch Mastferkel produziert. Nicht ganz einfach sei es wetterbedingt mit den Kulturen dieses Jahr. «Ich hätte euch lieber schönere Sojafelder gezeigt», meinte Wandeler. Hier war die Vorkultur Dinkel und eine Gründüngung, welche abgemulcht wurde. Mitte Mai wurde ein Schälpflug eingesetzt, danach Anfang Juni die Scheibenegge, und am 6. Juni eingesät und angewalzt. Der Striegel wurde erstmals schon nach zwölf Tagen eingesetzt und dann noch mehrmals. Der Unkrautdruck werde wohl nochmals einen Striegelgang bedingen, meinte Wandeler. Dieses Jahr sei alles schwierig. «Da nützen die besten Ideen wenig, wenn sie sich wegen des Wetters nicht durchsetzen lassen.» Die Futtersoja liefert Simon Wandeler an die Sammelstelle Münchrüti in Sursee. Letztes Jahr war das Anfang Oktober mit einem guten Ertrag von 36 kg pro Are.

Wer mit Soja starte, sollte wohl anfänglich pflügen, um das Unkrautmanagement in den Griff zu bekommen, riet Matthias Klaiss vom FiBL. Saattermin sei Mitte Mai als Faustregel, wobei die Bodentemperatur entscheidend sei, rund 12 Grad in einer Ablagetiefe von 4 cm. Zu Beginn eigne sich Blindstriegeln zur Unkrautbekämpfung, später Striegeln und Hacken. Viel Wasser brauche es zur Blüte oder wenn dann Regen ausbleibt zur Schotenfüllung, allenfalls mit Bewässerung. Die Abreife erfolge bei Soja ab Ende August; zu achten sei dann auf Spätverunkrautung. Geerntet wird im September bis Mitte Oktober. Schweizweit werden rund 3000 ha Soja angebaut, davon über 40 Prozent biologisch, erklärte Bergmann. Im Kanton Luzern sind es bisher erst 17 ha. «Da könnten noch einige Produzenten einsteigen», meinte Biobauer Simon Wandeler.

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Anspruchsvoller Lein

Gina Niederberger bewirtschaftet mit ihrem Partner Andreas Baumann den 20-ha-Betrieb «Happy Baumann Hof» bei Sempach-Station. Seit einigen Jahren wird Winterlein angebaut, weil der gut in die Fruchtfolge passe und die Farbenpracht auch die Nachbarn erfreue. Vorkulturen sind Weizen, Dinkel oder Hafer. Vor der Breitsaat Ende September – die Saatmenge war mit 60 kg pro ha recht hoch – wurde der Boden gefräst. Zum Einsatz kommt zudem ein neues Gerät, der Breitscharhobel. Der eigne sich ideal auch zur Blackenbekämpfung.

Bei Lein sei die grosse Herausforderung im Juli das Dreschen. Es erfolgt entweder nach dem Mähen ab Schwad oder nun vermehrt stehend. Die Erträge schwankten hier zwischen 500 und 800 kg pro ha, Ziel wären eigentlich über 1,5 t. Die Wirtschaftlichkeit sei ohne Direktzahlungen noch nicht gegeben, meinte Niederberger.

Raps ohne Frühjahrsdüngung

Roger Fleischlin präsentierte eine Biopapsparzelle oberhalb Sempach. Vorkultur war Gerste und danach eine Gründüngung, welche begüllt wurde. Nach dem Mulchen kam ein Stoppelhobel zum Einsatz, ideal gegen Wurzelunkräuter. Und eingesetzt wurde auch Kompost. Gesät wurde mit einem Kombigerät am 25. August, die Aufsaat sei schön aus dem Winter hervorgegangen. Im Frühling dünge er nicht mehr, erklärte Fleischlin. Das sei eigentlich unüblich, meinte Hans Georg Kessler von Biofarm, zumal eine starke Düngung im Frühjahr selbst bei Schädlingsdruck für ansprechende Erträge sorge. Nicht gut getan habe dem Raps der Schneefall im späten Frühling.

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Kein Hirsejahr

Gleich nebenan präsentierte Biobauer Christoph Widmer aus Sempach die erst am 20. Juni gesäte Hirse. Dieses Jahr sei gar kein Hirsejahr, allerdings könne sich diese «Risikokultur» mit schwankenden Erträgen auch bei nicht optimalen Bedingungen durchsetzen. Die erste Woche nach der Saat im Juni brauche die sich schnell entwickelnde Hirse viel Wärme, dann könne sie sich auch gegen Unkräuter durchsetzen, erklärte Hansueli Brassel von Biofarm. Geerntet wird nach einer Vegetationszeit von 100 Tagen, die Erträge liegen um 3 t. Letztes Jahr hätten einige Produzenten aber sogar 5 t pro Hektare dreschen können, so Brassel. Das habe zu hohen Lagern geführt, neue Abnahmeverträge seien derzeit nicht möglich.

Weizen, Raps und Soja haben noch Potenzial

Gesucht sind gemäss Bio Suisse bei den Bio-Ackerfrüchten vor allem Mahlweizen und Futterweizen, Körnermais, Körnerleguminosen wie Ackerbohnen und Eiweiss­erbsen, Lupinen und Linsen, und vor allem Sojabohnen, wie Anna Rudolf von Rohr, zuständig für die Ackerbauoffensive bei Bio Suisse erklärte. «Das Potenzial bei der Weizennachfrage sollte möglichst ausgereizt werden, auch aus wirtschaftlichen Gründen, soweit es die Fruchtfolge zulässt», ergänzte Hans-Georg Kessler von Biofarm.  Die Genossenschaft unterstützt bäuerliche Produzenten vom Anbau bis zur Ernte und ist auch Vermarkter für den Biofachhandel und Grossabnehmer.
Gesucht seien von Biofarm Futterleguminosen, so Lein und Raps und vor allem Soja. «Hier gibt es noch Luft nach oben», sagte Kessler. Hingegen musste bei Hirse und Hafer schon wieder gebremst werden.  «Bei vielen Kulturen können wir keine neuen Produzenten berücksichtigen», so Kessler.