130 kWp, so viel leistet die Photovoltaik-Anlage auf dem Scheunendach bei Landwirt Stefan Troxler vom Obermoos in Hildisrieden. Die 2013 mit der Stallerweiterung erstellte Anlage wurde 2021 nach dem starken Hagelwetter von 100 kWp auf die jetzige Grösse erweitert. Der 30 ha grosse Betrieb mit viel Grünland, etwas Mais und wenig Weizen ist seit 2004 auf Milchwirtschaft spezialisiert. Damals wurde die Schweinehaltung aufgegeben.

Im Stall stehen 60 Holsteinkühe, für die Sbrinz-Käserei im Dorf werden rund 580 000 kg silofreie Milch jährlich abgeliefert.

Stark mechanisiert

Der Mechanisierungsgrad im Stall ist sehr hoch, mit Melkroboter, Fütterungs- und Entmistungsroboter. Das ermöglicht eine hohe Arbeitseffizienz. Stefan Troxler, der den Betrieb mit 2,8 SAK 2018 von seinem noch sehr rüstigen Vater übernehmen konnte, arbeitet deshalb im Jahresschnitt noch 80 Prozent auswärts, künftig soll dieses Pensum aber auf 60 Prozent reduziert werden.

Strombedarf hoch

Strom braucht es auf dem Milchbetrieb ganzjährig viel, so für die Reinigung, zumal der Melkroboter konstant, auch nachts, 86 Grad heisses Wasser dafür benötigt. Auch die konstante Milchkühlung ist stromintensiv und den Sommer über auch die Lüftungen, Güllerei und Heubelüftung. Der eigene Solarstrom ermögliche vor allem im Sommer, dass Leistungsspitzen beim Bezug gebrochen werden können, wenn viele Geräte miteinander betrieben werden müssen. Gleichwohl kann oder muss ein grosser Teil der selber produzierten Energie ans Netz abgegeben werden. Das aber ärgert Troxler, vor allem seit die Rückliefervergütung im Einzugsgebiet von CKW im letzten Quartal so drastisch gesunken ist.

Differenzen sind massiv

Im Vorjahr waren die Vergütungen für Solarstrom im CKW-Gebiet «teilweise horrend hoch», sogar über 40 Rappen im dritten Quartal, ist sich Stefan Troxler bewusst. Nun sind die Referenz-Marktpreise wieder sehr tief gefallen, auf 7,7 Rappen im zweiten Quartal 2023 (siehe auch Vermarktung Solarstrom). «Das geht für mich nicht auf, da verdienen sich die Stromversorger dumm und dämlich und bessern ihre Margen auf», nervt sich Troxler. Die Differenz sei viel zu massiv, wenn der Strompreis das Drei-fache der Rückliefervergütung pro kWh ausmache. Auch wenn nur die Kosten für den reinen Energiebezug von rund 17 Rappen im Hochtarif berücksichtigt würden, ohne Netznutzung, sei das in einem Missverhältnis zu den aktuellen Vergütungen. Troxler erhält die Stromrechnung und Vergütungen von CKW quartalsweise.

Schwankungen bremsen

Solche Schwankungen der Erlöse würden die Investitionssicherheit behindern und Investitionen verhindern. So würden schliesslich eben weniger grosse Solaranlagen auch auf landwirtschaftlichen Gebäuden gebaut, das heisst, die Dächer nicht vollflächig mit Modulen belegt werden, bedauert Troxler. «So gelingt die Energiewende sicher nicht.» Und offensichtlich sei die Hysterie um eine angebliche Energieknappheit im vergangenen Winter reine Angstmacherei gewesen, welche dazu missbraucht wurde, die Strompreise zu erhöhen, findet Troxler.

Konstantere Vergütungen

Er wünscht sich konstantere Rückliefervergütungen für Solarstrom und verweist auf die Konsumentenpreise für Strom, die auch im Voraus bekannt gegeben würden für das Folgejahr und übers Jahr konstant blieben. Störend sei auch, dass viele Leute den Eindruck hätten, Solarbauern würden gut verdienen, dabei hätten sie keine Kenntnis von den im Vergleich zu den Strompreisen tiefen Erlösen für eingespiesenen Solarstrom.

Eigenanteil erhöhen

Aufgrund seines Ärgers will Troxler nun handeln. Das Wohnhaus mit zwei Wohnungen, beheizt mit Erdsonden-Wärmepumpe, werde er nun an seine Solaranlage anschliessen, um möglichst viel des eigenen Stromes selber nutzen zu können, auch für Warmwasser. Und im Betrieb will er den Eigenverbrauch durch Steuerungen optimieren. Auch Speichermöglichkeiten würden geprüft, wenn es sinnvolle technische Möglichkeiten gebe. «Batteriespeicher oder Wasserstoff sind aber noch viel zu teuer oder technisch noch nicht sinnvoll.» Wünschenswert wäre, wenn Sommerstrom auf den Betrieben für den Winter gespeichert werden könnte. Sein Ziel sei, künftig möglichst wenig Strom ins Netz einspeisen zu müssen. «Ich bin nicht bereit, für unsere Stromversorger ein Margenaufbesserer zu sein.»

Stromverbrauch Betrieb Troxler

104 000 kWh Strom braucht Troxler jährlich auf seinem Hof, davon rund 85 000 kWh für den Betrieb. Die PV-An-lage liefert jährlich rund 140 000 kWh Strom, davon kann er rund 40 000 kWh für den Betrieb nutzen, 45 000 kWh muss er vom Netz beziehen. Der Überschuss der PV-Anlage beträgt somit rund 100 000 kWh. Der Anteil Stromverbrauch für den Betrieb im Sommer macht rund zwei Drittel aus, Netzstrom dafür muss er aber Sommer und Winter etwa gleich viel beziehen. Das Wohnhaus ist noch nicht an die PV-Anlage angeschlossen. Dieses verbraucht jährlich rund 19 000 kWh, davon knapp die Hälfte für die Wärmepumpe und den Boiler, welche mehrheitlich nachts im Niedertarif betrieben werden. 

Eine einheitliche Rückliefervergütung für Solarstrom ins Netz ist absehbar

Der Rückliefertarif könne nicht verglichen werden mit dem Stromtarif bei einem Bezug aus dem Netz. Letzterer enthalte nebst der bezogenen Energie auch den Netztarif und gesetzliche Abgaben, betont auf Anfrage Energieversorger CKW. 

Immer noch mehr als früher

In der Tat seien die Vergütungen gegenüber 2022 stark gesunken, lägen aber mit durchschnittlich über 9 Rappen plus Herkunftsnachweis von 1 bis 2 Rappen im ersten Halbjahr noch immer höher als vor dem Systemwechsel hin zu Referenz-Marktpreisen mit vorher rund 8 Rappen.

Die tieferen Preise hätten nach den Verwerfungen im 2022 mehrere Gründe. So das warme Frühjahrswetter, hohe Füllstände der Speicherseen, gute Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke und die stabile Gasversorgung in Europa. Was für die Wirtschaft und die Konsumenten positiv sei, nämlich tiefere Strompreise auf dem Markt, habe einen direkten Einfluss auf die Vergütung für Solarstrom. Wie sich die Preise künftig entwickeln würden, sei nicht vorhersehbar. Die CKW habe aber immer kommuniziert, dass es eine schweizweit einheitliche Rückliefervergütung geben sollte. Das werde nun auch von der Politik unterstützt. Voraussichtlich im September soll die entsprechende Vorlage im Parlament verabschiedet werden. Noch offen ist, ob es eine Untergrenze für alle Anlagen geben soll oder nur für solche bis 150 kWp. Die Höhe der Untergrenze werde der Bundesrat bestimmen, die Einführung sei auf 2025 vorgesehen. 

Fokus auf Eigenverbrauch

Grundsätzlich müsse der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben werden. Das vergangene Jahr habe gezeigt, wie der Marktpreis für Strom bei Angst vor Verknappung reagiere. Grosse Anlagen auf Scheunendächern seien ein wichtiges Puzzleteil, findet CKW. «Wir verstehen aber, dass potenzielle Investoren mehr Sicherheit brauchen.» Es mache sicher Sinn, den Eigenverbrauch möglichst zu optimieren. So, indem flexible Geräte wie Pumpen oder Warmwasserbereitung möglichst tagsüber mit eigenem Solarstrom betrieben werden. Ob Batteriespeicher sinnvoll seien, soll aufgrund der Verbrauchskurve mit einer Fachperson analysiert werden.

Mehr Konstanz absehbar

Auch Christian Wolf von MBR Solar, einer Tochterfirma der Maschinenring Ostschweiz AG, welche auf Energielösungen nicht nur in der Landwirtschaft spezialisiert ist, nimmt auf Anfrage Stellung zur Situation bei Strompreisen und Rückliefervergütung. Es sei eigentlich allen klar, dass Einspeisungen ins Netz einem hohen Marktrisiko ausgesetzt seien. Die hohen Bezugspreise vom Netz würden auf einem fixen Jahrespreis der Energieversorger basieren, die Rücklieferung sei halt Börse. Für die Zukunft geht Wolf davon aus, dass sich die Bezugspreise für Strom künftig zwischen 25 und 30 Rappen pro kWh einpendeln, bei den Rückliefertarifen prognostiziert er maximal 10 Rappen pro kWh.

Mit Ausbau zuwarten

Christian Wolf rät interessierten Solarbauern, den Fokus auf Eigenverbrauch zu legen und mit einem Zubau zuzuwarten, bis politische Entscheide gefällt seien. So, bis eine Mindesteinspeiseprämie beschlossen sei und allenfalls künftig Netzausbaukosten übernommen werden. Das Interesse, in Solaranlagen zu investieren, sei ungebrochen hoch bei Betrieben mit hohem Strombedarf. «Betriebe mit grossen Dachflächen ohne Eigenverbrauch sollten sich derzeit zurückhalten.»