Auf dem Bielenhof in Erstfeld informierte der Urner Bauernverband, die Agro Treuhand Uri, das Landwirtschaftsamt und das Laboratorium der Urkantone über die Brennpunkte der Urner Landwirtschaft. Eher positive Zahlen konnte Agro-Treuhand-Geschäftsleiter Mathias Zgraggen vermelden. Seine präsentierten Daten basieren aus den Buchhaltungszahlen von 109 der total 540 Urner Betriebe. [IMG 3]

Einkommen stiegen

Das landwirtschaftliche Einkommen der Urner Bauernbetriebe stieg im Jahr 2021 um etwas mehr als fünf Prozent auf Fr. 41'000.– an. Mathias Zgraggen relativierte aber, dass dieser Wert somit immer noch Fr. 18'000.– tiefer als in den anderen Bergregionen der Schweiz liege. Zusammen mit den erwirtschafteten Nebeneinkommen erreichten die Betriebe ein Gesamteinkommen von knapp Fr. 65'000.–. Der Privatverbrauch betrug gut Fr. 50'000.– und war somit tiefer als in den Vorjahren.

Auch bei der landwirtschaftlichen Nutzfläche und bei der Anzahl Grossvieheinheiten sind die Daten der Urner Bauernhöfe bedeutend tiefer als die Referenzwerte. «Wir sind uns dieser Zahlen bewusst, die Einkommens- und Strukturunterschiede bestehen ja schon seit Jahren», kommentierte Max Müller, der Co-Präsident des Urner Bauernverbandes.

Vorzüge des Bauernberufes

Die finanzielle Lage auf den Betrieben müsse immer im Auge behalten werden, so Max Müller. «Insbesondere die Strukturkosten sind auf unseren kleinen Betrieben hoch.» Dass der Strukturwandel im Kanton Uri trotz der tiefen Einkommen im vergangenen Jahr unter einem Prozent lag, macht Max Müller auch etwas stolz. «Wir Urner Bauern sind stark mit unseren Höfen und der Scholle verbunden und sind uns auch bewusst, welche Vorzüge unsere Lebensweise hat.»[IMG 2]

Im Gegensatz zu anderen Gebirgskantonen, wo trotz bedeutend grösseren Strukturen und besseren wirtschaftlichen Verhältnissen vielfach Hofnachfolger fehlten, hätten im Urnerland viele junge Menschen Freude am Bauernberuf. «Gerade bei uns im Schächental wird sich das in naher Zukunft nicht so schnell ändern. Viele Junge machen die Bauernschule.»

Sorge um das Vieh

Abo Grossraubtiere Fortschritte beim Herdenschutz, trotzdem bleibt die Situation auf den Urner Kleinalpen schwierig Tuesday, 29. November 2022 Neben den tiefen Einkommen beschäftigen vor allem die Grossraubtiere die Bergbauern im Kanton Uri. «Für die kleinstrukturierte Urner Landwirtschaft ist das eine extreme Bedrohung», betonte Bauernpräsident Müller, selber Schaf- und Mutterkuhhalter. Schafalpen unter zehn Normalstössen würden als nicht zumutbar schützbar gelten, was wohl zukünftig einen wirtschaftlichen Alpbetrieb stark erschwere. «Wir sorgen uns um die Zukunft unserer Viehhaltung und die Alpwirtschaft», so Müller weiter. Dass sich die Urner Bauern sehr gut um ihre Tiere sorgen, bestätigte auch Kantonstierarzt Marco Gut.

Die Fallzahlen im Bereich Tierschutz seien in den vergangenen fünf Jahren stabil geblieben. Es sei aber ein Trend innerhalb des Tierschutzes festzustellen ist. Während 2016 die Nutztiere mit 40 Prozent noch den grössten Anteil der Fallzahlen im Bereich Tierschutz ausmachten, hat sich dieser auf aktuell 30 Prozent reduziert.

Moderhinke-Sanierung
Reinfektionen durch Moderhinke erfolgten meist auf Alpen und vielfach durch aus­serkantonale Tiere. Das hätten die Erfahrungen aus dem Kanton Graubünden gezeigt, so der stellvertretende Kantonstierarzt Martin Grisiger. Aus diesem Grund wurde beschlossen, diese Klauenkrankheit gesamtschweizerisch zu sanieren. Die nationale Sanierung plane man im Herbst 2024. Voraussetzung seien aber einwandfreie Daten der Tierverkehrsdatenbank. «Es ist noch nicht alles optimal, aber die TVD-Meldungen funktionieren erstaunlich gut.»

Ein Viertel macht mit
Aktuell laufe im Rahmen eines Pilotprojekts innerhalb der vier Urkantone eine Moderhinke-Sanierung auf freiwilliger Basis. «Ein Grund für dieses Vorgehen war, dass wir auch von Seite der Schafhalter vermehrt darauf hingewiesen wurden, dass etwas gemacht werden müsste», so Martin Grisiger. Rund ein Viertel aller 800 Schafhalter der Urkantone machten bisher in diesem Pilotprojekt mit, die Teilnahme sei weiterhin möglich. «Die Winterzeit ist zum Sanieren ideal, weil dies im Stall bedeutend einfacher zu realisieren ist als in der Weidephase.»

Mehrere Vorteile
Neben der Zeit- und Kosten­ersparnis habe die freiwillige Sanierung den Vorteil, dass diese Betriebe beim Start des nationalen Bekämpfungsprogrammes bereits saniert seien und keine Sperrmassnahmen in Kauf nehmen müssten. Die Sanierung könne mit dem Bestandestierarzt oder mit einem Berater des Beratungs- und Gesundheitsdienstes für Kleinwiederkäuer durchgeführt werden.