Der Berner Seeländer Kilian Baumann ist Biobauer, Nationalrat (Grüne, BE) und Präsident Kleinbauern- und Konsumentenvereinigung (VKMB). Bis vor Kurzem hat er als heisser Kandidat für die Berner Regierungsratswahlen im März 2026 gegolten.

Doch Baumann hat diese Mutmassungen vergangene Woche entkräftet: Er trete nächstes Jahr nicht zur Wahl an, stellte er klar. Im Interview mit der BauernZeitung spricht Baumann über seinen Entscheid und über die VKMB.

Herr Baumann, Sie haben kürzlich bekannt gegeben, dass Sie nicht für den Regierungsrat des Kantons Bern kandidieren. Was waren die ausschlaggebenden Gründe für diesen Entscheid?

Kilian Baumann: Um Regierungsrat zu werden, hätte ich sowohl das Präsidium der Kleinbauern-Vereinigung (VKMB) als auch mein Nationalratsmandat abgeben müssen. Da ich der einzige aktive Landwirt in Bundesbern bin, der links der Mitte politisiert, wäre dieser Teil der Landwirtschaft nicht mehr ausreichend vertreten gewesen. Und nicht zuletzt möchte ich auch in Zukunft noch Zeit finden für meine Familie und für den eigenen Landwirtschaftsbetrieb.

«Die VKMB war immer eine Bauern- und Konsumenten-Vereinigung, dies wird nur leider im Namen nicht abgebildet.»

In Ihrem Post betonen Sie, dass Sie Ihre Aufgabe als Stimme einer ökologischen und sozialen Lebensmittelproduktion sehen. Wo setzen Sie hier konkret Ihre Schwerpunkte?

Ich setzte mich ein für eine standortangepasste Landwirtschaft, die auf Qualität setzt und sich damit gegenüber den Importen abheben kann. Und dass der Schutz und die Stützung der Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft gerechter ausgestaltet werden.

Wie gelingt Ihnen die Balance zwischen politischem Engagement auf Bundesebene, Präsidium der VKMB und Ihrem Betrieb in Suberg BE – insbesondere unter dem zunehmenden Zeitdruck in allen Bereichen?

Mit guter Planung versuche ich, alles unter einen Hut zu bringen. Da wir in der Landwirtschaft aber wetterabhängig sind, wird diese Planung des Öfteren durcheinander gewirbelt.

Sie führen die VKMB – bislang war sie als Kleinbauern-Vereinigung bekannt. Jüngst wurde über eine Namensänderung diskutiert. Laut Ihrem Post hat diese nun stattgefunden: Bauern- und Konsumenten-Vereinigung. Ist dies definitiv beschlossen? Was erhofft man sich von diesem Schritt?

Nein, bis jetzt hat keine Namensänderung stattgefunden. Die VKMB war immer eine Bauern- und Konsumenten-Vereinigung, dies wird nur leider im Namen nicht abgebildet. Wie auch die Tatsache, dass wir uns für eine vielfältige, ökologische und soziale Landwirtschaft einsetzen, unabhängig von der Grösse der Betriebe. Es ist also auch für einen 100-Hektaren-Betrieb möglich, bei uns Mitglied zu sein, solange unsere Werte mitgetragen werden.

Wie definiert sich die strategische Ausrichtung der VKMB heute – und wo sehen Sie die Rolle der Konsumentinnen und Konsumenten? Gibt es konkrete Ideen zur stärkeren Einbindung?

Als Bauern- und Konsumenten-Vereinigung haben wir seit der Gründung vor 45 Jahren immer versucht, auch die Konsumentinnen und Konsumenten mit einzubinden. Wir waren also bereits damals etwas der Zeit voraus. Wir sind fast die einzige schollenverbundene Organisation in der Schweiz, die auch die urbane Bevölkerung miteinbezieht. Dies steht auch so in unseren Statuten und muss sich auch in der Zusammensetzung unseres Vorstandes abbilden.

Ihre Kritik am Schweizer Bauernverband (SBV) ist bekannt und oft pointiert. Ist das ein bewusster Kontrast zur Mehrheitsmeinung in der Agrarpolitik oder steckt da mehr Substanz dahinter? Wo liegen die zentralen inhaltlichen Differenzen?

Es wird oft vergessen, dass wir bei zahlreichen Themen dieselbe Position wie der Bauernverband vertreten. So setzen wir uns zum Beispiel auch für faire Produzentenpreise und bessere Einkommen in der Landwirtschaft oder für eine Verbesserung der Deklaration von Lebensmitteln ein. Differenzen zum SBV haben wir bei anderen Fragen, weil wir uns für Umwelt- und Klimaschutz einsetzen und weil wir das Hofsterben stoppen möchten. In diesen Bereichen sehen wir beim SBV leider zu wenig Engagement.

«In diesen Bereichen sehen wir beim SBV leider zu wenig Engagement.»

Wenn Sie heute auf Ihre Rolle als Landwirt und Politiker blicken – was motiviert Sie, trotz aller Herausforderungen diesen Spagat weiterzuführen?

Es ist eine sehr spannende Aufgabe, in der Politik mit unterschiedlichsten Menschen und Lebensrealitäten in Kontakt zu kommen, und die Arbeit auf dem Hof gibt einem die nötige Bodenhaftung.