Vergangene Woche berichteten wir über die steigende Kreativität der Milchverarbeiter und des Handels im Umgang mit dem zunehmenden Mangel an Industriemilch. Jüngstes Beispiel dafür ist das Importgesuch der Ostschweizer Käserei Imlig, die im Veredelungsverkehr über drei Jahre verteilt 3 Millionen kg Milch für die Produktion von Exportkäse einführen will.

«Qualitätsstrategie tangiert»

Bei den Schweizer Milchproduzenten (SMP) kommt das Ansinnen gar nicht gut an. Auf Anfrage erklärt Direktor Stephan Hagenbuch, dass der Verband das Gesuch «vehement» ablehnt.

Man müsse davon ausgehen, dass die Hauptmotivation für diesen Antrag nicht die fehlende Milch, sondern der moderat steigende Milchpreis sei, so Hagenbuch. «Wir sind überzeugt, dass die Firma Imlig diese Milch mit den entsprechenden Anstrengungen auch aus der Schweiz beziehen kann», sagt er.

Der Veredelungsverkehr sei grundsätzlich ein Instrument für die Lebensmittelindustrie. Bei der Käseverarbeitung sei dies in den letzten Jahren kein relevantes Thema gewesen. Eine Ausnahme bildeten die Importgesuche von Züger Frischkäse für die saisonale Überbrückung der produktionsschwachen Sommermonate in Sachen Biomilch. Wenn nun auch für die Käseproduktion der Veredelungsverkehr möglich werde, untergrabe das die Anstrengungen der gesamten Branche für eine erhöhte Wertschöpfung. «Es darf nicht sein, dass so sofort wieder Druck auf den Milchpreis entsteht, sobald etwas weniger Milch vorhanden ist und normale Marktmechanismen zum Tragen kommen sollten», unterstreicht der SMP-Direktor. Dies stünde auch im krassen Gegensatz zur Qualitätsstrategie, die vom Bund unterstützt wird.

BOM sieht wenig Probleme

Bei der Branchenorganisation Milch (BOM) sieht man die Interessen der Branche weniger stark tangiert als unlängst durch das Rahmimport-Gesuch von Nestlé. Dieser mittlerweile abgelehnte Antrag sah vor, im Veredelungsverkehr 4500 t Rahm in einem Jahr einzuführen. Erstens seien beim vorliegenden Imlig-Gesuch die Mengen deutlich geringer und zweitens werde anders als beim Nestlé-Gesuch der Inlandmarkt nicht mit zusätzlichen Rohstoffen belastet, sagt BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler.

Kohler sieht sogar einen Vorteil darin, dass die verkäste Importmilch die Mittel für die Verkäsungszulage nicht erhält: «Damit steht mehr Geld zur Verfügung für die Unterstützung der Käseherstellung aus Schweizer Milch», sagt er. Man darf gespannt sein, wie stark sich das negative Votum der Produzenten bei der zuständigen eidgenössischen Zollverwaltung im vorliegenden Fall auswirken wird. Weitere Gesuche werden wohl folgen.