Martin Liechti, Sie sind vor wenigen Monaten als Nachfolger von Christian Tschiemer zum neuen Präsident der Schweizerischen Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der reinen Simmentaler Fleckviehrasse (SVS) gewählt worden. Wie sind Sie in Ihr neues Amt gestartet?

Abo Das typische Idyll der Schweiz, wie hier im Berner Oberland: Berge, Seen und grüne Wiesen auf denen Simmentalerkühe weiden. Bald soll es auch genetisch hornlose Schweizer Simmentaler geben.   Hornlosigkeit Das neue Ziel der Simmentaler-Züchter ist Code 60 und genetisch hornlos Monday, 7. February 2022 Martin Liechti: Der Start war sehr intensiv. Jedoch darf ich zu jeder Zeit auf die Unterstützung des Vorstandes zählen. Dies erleichtert die Arbeit ungemein. Vor allem die viel zitierte Pandemie und die Massnahmen zur Bekämpfung derselben, bringen ungewohnte Herausforderungen mit sich. Physische Treffen des Vorstandes waren in dieser Zeit leider nicht immer möglich. Dies fordert neue Wege zur Kommunikation. Zermürbend ist in erster Linie die Unsicherheit rund um die Organisation von Anlässen.

Was sind die Themen, die Sie in der SVS aktuell beschäftigen?

Momentan beschäftigen wir uns vor allem mit der Hauptversammlung, welche wir leider, da wir kein Mitglied von unserer Versammlung ausschliessen wollten, schriftlich durchführen müssen. Das Hauptthema in unserem Vorstand ist jedoch die Organisation der 9. Schweizerischen Reinzuchtausstellung, welche am 9. und 10. April 2022 in Thun stattfinden wird.

Die Rasse Simmental ist hierzulande zwar rückläufig, aber im Vergleich mit anderen Rassen hält sie sich sehr gut. Was glauben Sie, ist der Grund dafür?

Ich denke, wir sind mit unserer Rasse auf dem richtigen Weg. Die Werte Milch und Fleisch, gepaart mit der Tradition und dem Ursprung in der Schweiz sprechen für die Nachhaltigkeit unserer Tiere. Aber nicht zuletzt auch die hervorragende Zuchtarbeit und der daraus resultierende Zuchtfortschritt liess die Akzeptanz unserer Rasse in den letzten Jahren klar steigen.

Hornlose Tiere sind am Markt gefragt. Die Hörner sind aber immer noch ein wichtiges Merkmal der Rasse Simmental und vielen Züchtern quasi heilig. Die Hörner werden zudem in der Vermarktung (Bsp. Hornchäs) genutzt. Wie wird dieser Spagat derzeit gemeistert und wie wird sich das Ihrer Meinung nach künftig entwickeln?

Mit diesem Thema befassen wir uns momentan vor allem in der Rassenkomission Simmental bei Swissherdbook. Einleitend möchte ich erwähnen, dass wir uns in der Rasse mit den Hörnern identifizieren. Ein grosser Teil der Simmentaler-Tiere trägt nach wie vor Hörner. Und dies soll auch so bleiben. Jedoch soll auch der Markt mit den genetisch hornlosen Tieren erschlossen werden. In diese Richtung läuft ein Projekt. Mir persönlich ist so oder so wichtig, dass die Rasse auf allen Betriebsstrukturen in den verschiedensten Höhenlagen hervorragend funktionieren kann und wir für jeden Züchter Genetik anbieten können, die auf seinen Betrieb passt. Vieles soll in der Rasse Platz haben.

Simmentaler Original ist eine weitere, relativ junge Organisation, die um das Wohl der Rasse bemüht ist. Wie sehen Sie von der SVS die Zusammenarbeit mit Simmentaler Original?

Eine Zusammenarbeit mit Simmentaler Original (VSO) ist für uns sehr zentral. Vor allem bei Fleischprodukten, welche aus Milchvieh gewonnen werden, besteht momentan ein klares Unterangebot im Vergleich zur Nachfrage. Genau hier sind wir Produzenten und somit auch die SVS gefordert. Der VSO erfreut sich einer hervorragenden Leitung, dies erleichtert die Zusammenarbeit unter den Vereinen.

Diese Organisation will bis 2030 den Bestand an Simmentalern in der Schweiz verdoppeln. Haben Sie ähnlich ambitionierte Ziele, oder anders gefragt: Was sind Ihre konkreten Ziele bei der SVS?

Es liegt nicht im Naturell der SVS, Ziele in Zahlen auszudrücken. Wir stellen uns jedoch klar hinter die Ziele des VSO. Unsere Aufgabe ist, so glaube ich, mit dem Namen Schweizerische Vereinigung zur Erhaltung und Förderung der reinen Simmentaler Fleckviehrasse sehr gut dargestellt. Wir wollen die Rasse vor allem durch züchterische Arbeit und dessen Präsentation an Ausstellungen vorwärtsbringen und attraktiv machen. Hier gilt das Hauptaugenmerk bei der Förderung des Merkmals Fleisch/Bemuskelung bei Erhaltung der guten Milchleistung.

Dann gehen wir zu den Ausstellungen. Wie sieht der Fahrplan der Ausstellungszüchter bei der SVS hier mit Blick nach hinten und vorne aus?

Der Blick nach hinten zeigt, dass wir unsere schweizerische Ausstellung nicht wie geplant und erhofft turnusgemäss im April 2020 durchführen konnten. Wie erwähnt, sehen wir einer Durchführung im April 2022 sehr zuversichtlich entgegen. Für die Reinzüchter sind nur kleine Änderungen im Ausstellungsprogramm entscheidend. Diese Änderungen sind vor allem dem Tierwohl geschuldet. Das bezieht sich in erster Linie darauf, dass die Kühe am Samstag eingestellt werden und am Abend wieder nach Hause zurückkehren dürfen. Und nicht wie in vorangegangenen Episoden in Thun übernachten. Die Auffuhrzahlen der Simmentaler-Tiere sollen identisch mit denen anderer Jahre sein. Am Sonntag findet der allerseits sehr beliebte Züchtercup statt. Im Rahmen dieses Formats freuen wir uns, 16 Gästegruppen der Rasse Swiss Fleckvieh begrüssen zu dürfen. Wir hoffen, mit dieser neuen Affiche viel interessiertes Publikum in Thun begrüssen zu dürfen.

Worauf freuen Sie sich in Ihrer Tätigkeit als SVS-Präsident am allermeisten?

Ich freue mich vor allem auf die Zusammenarbeit mit vielen kompetenten Kolleginnen und Kollegen in den verschiedenen Zusammensetzungen. Ich freue mich aber auch auf viele interessante Züchtergespräche bei verschiedenen Anlässen und Gelegenheiten.