Wir haben die zwei führenden Detailhändlerinnen Migros und Coop auf die möglichen Auswirkungen des neuen Konzepts angesprochen.
Gemäss dem Beitrag von Paul Richli und Mathias Binswanger in der «NZZ» von Anfang April gelten Migros und Coop als «marktbeherrschende und dadurch relativ marktmächtige Unternehmen» und könnten dank dem neuen Konzept der relativen Marktmacht genauer von der Wettbewerbsbehörde untersucht werden. Welche Auswirkungen wird das aufdie Margenfestlegung bei Coop haben?
Coop: Im Schweizer Detailhandel herrscht seit Jahren ein harter Konkurrenzkampf mit einer Vielzahl an Händlern. Das angesprochene Konzept hat keinen Einfluss darauf. Coop bezahlt marktgerechte Preise und behandelt ihre Lieferanten fair.
Ist es so, dass die Margenfür Labelfleisch bisher höher angesetzt wurden, als für konventionell produziertes Fleisch?
Coop: Das ist nicht korrekt. Unter dem Strich verdienen wir an Labelprodukten nicht mehr als an konventionellen. Wir setzen uns für faire und marktgerechte Preise ein – sowohl gegenüber den Produzent(innen) wie auch gegenüber unseren Kund(innen). Alle Schritte, die Labelfleisch-Produkte auf ihrem Weg in den Laden durchlaufen, werden fair abgegolten. Fürdie hohen Anforderungen inder Haltung der Tiere erhalten die Produzent(innen) einen höheren Preis.
Migros: Die vom Schweizer Tierschutz kolportierten Zahlen sind falsch und es stimmt nicht, dass die Migros mit Labelprodukten eine höhere Marge erzielt als mit konventionellen Produkten. Sowohl im konventionellen als auch im Label- und Biobereich streben wir die Preisleistungsführerschaft an. Wir stehen in einem derart intensiven Wettbewerb mit anderen Detailhändlern, dass Kundinnen und Kunden überteuerte Produkte sofort erkennen und meiden würden. Daher ist es gar nicht möglich, mit Labelprodukten eine höhere Marge zu erzielen. Wir wären ganz einfach nicht mehr konkurrenzfähig. Labelprodukte generieren auf fast jeder Stufe zum Teil deutlich höhere Kosten: Beim Produzenten (mehr Platz, hochwertiges Futter, längere Lebenszeit), beim Verarbeiter (Zusatzleistungen wie beispielsweise externe Kontrollen) und auch wegen kleinerer Packungsgrössen (insbesondere bei Bio).
Was entgegnen Sie dem Vorwurf, der Detailhandel würde die Ausbreitung und Nachfrage von Labelfleisch behindern?
Coop: Wir setzen auf Schweizer Fleisch und haben den höchsten Labelanteil. Bei Kalbfleisch beträgt der Labelanteil beispielsweise über 75 Prozent. Coop setzt sich stark für eine nachhaltige sowie marktfähige Schweizer Landwirtschaft ein und unterstützt sie mit vielseitigen Mehrwert-Programmen.
Migros: Die Migros unterstützt die Labelfleisch-Produzenten überdurchschnittlich stark und ist schweizweit diegrösste Abnehmerin von Nutztieren aus artgerechter IP-Suisse-Tierhaltung. So nehmen wir der IP-Suisse trotz rückläufigem Fleischkonsum seit Jahren in etwa die gleiche Mengen an Rindfleisch und Schweinen ab und bezahlen den Bäuerinnen und Bauern den gleichen Zuschlag.
Welche Bestrebungen unternehmen Sie, um den Absatz von Labelfleisch zu erhöhen?
Coop: Wir führen deutlich mehr Aktionen bei Labelfleisch durch als bei konventionellem Fleisch und bieten wöchentlich attraktive Angebote an. Zudem informieren wir die Kundinnen und Kunden laufend über die Vorteile der Labelhaltung für das Tierwohl.
Migros: Die Mehrkosten der strengeren Tierwohl-Richtlinien trägt die Migros. Mit Preissenkungen insbesondere im Bereich IP-Suisse und Bio fördern wir gezielt den Absatz von Tierwohlprodukten. In den vergangenen Monaten haben wir – und werden dies weiter tun – die Anzahl von Labelprodukten deutlich gesteigert und insbesondere Bioartikel mit günstigeren Preisen einem grösseren Personenkreis zugänglich gemacht.
