Die Schweine von Georg Frick grunzen zufrieden. Neugierig nähern sie sich dem Zaun, mustern den Besucher kurz und stecken dann ihre Nase wieder in die Erde. Die Bioschweine sind zu einem ganz bestimmten Zweck auf dieser Parzelle: Sie sollen bei der Bekämpfung des Erdmandelgrases helfen.

"Unsere Hoffnungen beruhen darauf, dass die Schweine aktiv nach den Mandeln wühlen und sie fressen", erklärt Florian Bernardi. Er ist Bioberater in Liechtenstein und betreut den Pilotversuch auf den Flächen von Georg Frick. Bernardi schätzt, dass der Neophyt vor 15 Jahren eingeschleppt wurde. Seither hat sich das Erdmandelgras explosionsartig verbreitet.

Von Feld zu Feld verschleppt

Dem Fürstentum werden seine kleinräumigen Strukturen zum Verhängnis. 109 direktzahlungsberechtigte Betriebe bewirtschaften um die 3600 Hektaren Land. Wegen dem überbetrieblichen Maschineneinsatz und weil die Maschinen nicht nach jeder Feldarbeit sauber ge­reinigt werden, konnte sich das Erdmandelgras über Erde an Reifen und Geräten sehr rasch verbreiten. Auch Biobauer Frick geht davon aus, dass mangelnde Feldhygiene der Grund ist, weshalb das Erdmandelgras auf seine Flächen gelangte.

Das Erdmandelgras ist ein anpassungsfähiger und hartnäckiger invasiver Neophyt, dessen Bekämpfung sehr schwierig ist. Hat man es einmal auf seinen Flächen, bringt man es fast nicht mehr weg. Die Vermehrung erfolgt fast ausschliesslich über die Wurzelknöllchen (Mandeln). Bis heute sind keine wirksamen Herbizide gegen die Mandeln im Boden bekannt.

Frick sagt: "Es ist wirklich schlimm. Das Erdmandelgras hängt wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen." Deshalb versucht er es jetzt mit Freilandschweinen. Sie sollen den Boden umpflügen und die Mandeln aus der Tiefe holen und fressen.

Wiederholung denkbar

Um zu sehen, ob diese Methode etwas bringt, wurde der Pflanzenbestand im Vorfeld erfasst. "Wir haben quer über das ganze Feld in sechs Kleinparzellen die Erdmandelgraspflanzen gezählt", berichtet Florian Bernardi. Im Herbst oder Winter wird nachgezählt. "Dann werden wir sehen, ob eine Reduktion des Erdmandelgrases stattgefunden hat und wie wir fortfahren", ergänzt der Bioberater.

Frick und Bernardi sind sich einig, dass es an manchen ­Stellen gar nicht so schlecht aussieht. "Es gibt Stellen, die wurden von den Schweinen regelrecht umgepflügt. Es gibt aber auch Stellen, die so gut wie unberührt sind", schildert Frick seine Beobachtungen. Den Schweinen stehen Trockenfutter und Wasser ad libitum zur Verfügung. Mit 25 Kilo Lebendgewicht werden sie als Bio-Jagger verkauft.

Je nach Ergebnis werden die Schweine nächsten Frühling nochmals auf die gleiche Parzelle geschickt. "Denkbar wäre, dass man mit einer Bodenbearbeitungsmaschine die Mandeln an die Oberfläche holt und erst dann die Schweine drauf lässt", stellt Bernardi in Aussicht. So soll der Druck auf das Erdmandelgras noch mehr erhöht werden.

Mit Kunstwiese unterdrücken

Gleich neben der Parzelle, auf der die Schweine hausen, befindet sich eine sechs Hektaren grosse Fläche, auf der unter anderem Speisehanf wächst. Eine Hektare musste Georg Frick vernichten, weil sie so stark mit Erdmandelgras befallen ist. Er setzt daher grosse Hoffnungen in seine Schweine: "Auf Flächen, die mit Erdmandelgras befallen sind, kann kein Gemüse mehr angebaut werden. Das bedeutet auch einen grossen finanziellen Schaden." Das Einzige, was nützt, um das Erdmandelgras zu unterdrücken, ist, betroffene Flächen als Kunstwiese vorübergehend stillzulegen.

 

Erdmandelgras: Das müssen Sie wissen

Erdmandelgras gehört zur Familie der Sauergräser. In der Schweiz tritt das Erdmandelgras im Tessin, im Mittelland (BE, FR, AG, VD) sowie in der Ostschweiz (ZH, TG, SG) verstärkt auf. Es wird vermutet, dass Erdmandelgras mit dem Transport und Handel von Blumenzwiebeln eingeschleppt wurde. Wer Erdmandelgras entdeckt, sollte folgende Punkte beachten:

  • Meldepflicht: Das Auftreten von Erdmandelgras muss beim kantonalen Landwirtschaftsamt oder der Fachstelle für Pflanzenschutz gemeldet werden.
  • Verschleppung verhindern: Bodenbearbeitungs- und Erntemaschinen und Traktorreifen immer gut reinigen (von Erde befreien).
  • Direkte Bekämpfung: Weltweit sind keine Herbizide bekannt, welche eine Wirkung gegen die Mandeln im Boden erzielen.
  • Anbaupause: Die Knöllchen überdauern mind. 5 bis 6 Jahre im Boden. In dichten Kulturen wie Kunstwiese oder Getreide wird Erdmandelgras am besten unterdrückt.

Hier gehts zum Merkblatt von Agroscope.