Bücken, hacken, schaufeln, graben: Ein Garten gibt nicht nur Kraft, die Arbeit darin kann auch ziemlich kräftezehrend sein. Geht man auf die Fünfzig zu, denkt sich daher so manche Hobbygärtnerin «Ich schaff das nicht mehr.» «Das Alter soll kein Grund sein, den Garten aufzugeben», sagt Irène Lüthi, Verantwortliche Weiterbildung Hauswirtschaft am Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve FR. Sie gibt Kurse zum Thema altersgerechte Gärten und plädiert dafür, den Garten jeweils den aktuellen Bedürfnissen anzupassen.
Wie soll der Wunschgarten sein?
Wer seinen Garten für einen neuen Lebensabschnitt umgestalten will, sollte sich als erstes fragen: Was
will ich überhaupt? Wie soll mein Wunschgarten aussehen? Dabei helfen folgende Fragen:
- Wie soll der Stil meines Gartens sein: formal, natürlich, verspielt?
- Welche Pflanzen sind mir wichtig: Frühjahrsblüher, Sommerflor, essbare Pflanzen, heimische Wildpflanzen, Blüten in der Lieblingsfarbe?
- Welche Funktionen soll mein Garten erfüllen: Natur erleben, Geselligkeit mit Freunden, Platz für Haustiere, nicht viel Arbeit ...?
- Welche Gartenelemente sind mir wichtig: Treppen, Bewässerung, Nutzbeete, Sichtschutz …?
- Welchen Lebensrhythmus pflege ich im Garten: Bin ich ein Morgenmensch? Will ich täglich im Garten arbeiten? Mag ich Hitze? Bin ich oft in den Ferien? Kann ich Arbeiten an Dritte abgeben?
Weniger ist mehr
Ein erster Schritt kann sein, die Gartenfläche zu verkleinern oder umzunutzen. Vor allem, wenn bisher ein grosser Gemüsegarten gepflegt wurde. «Sind die Kinder aus dem Haus, braucht man nicht mehr so viel Gemüse wie früher», weiss Irène Lüthi. Alternativen sind zum Beispiel Blumenwiesen, die im Frühling ausgesät werden können, oder bienenfreundliche Gründüngungen wie Phacelia.
Wenn man nicht ganz auf den Anbau von eigenem Gemüse verzichten möchte, empfiehlt die Fachfrau pflegeleichte Pflanzen wie Bohnen, Kohlrabi oder Randen. Gemüse oder Obst gedeiht übrigens auch in einem Mini-Garten oder auf dem Balkon. Eine Zwerg-Hängebrombeere macht sich zum Beispiel sehr gut in einer Pflanzenampel.
Ein Teil des bisherigen Nutzgartens kann auch mit pflegeleichten, mehrjährigen Kräutern bepflanzt werden.
Dazu gehören zum Beispiel:
- Goldmelisse
- Lavendel
- Minze
- Oregano
- Rosmarin
- Salbei
- Thymian
- Zitronenmelisse
- Stauden zum Entspannen
Im Blumenbeet benötigen Stauden oft weniger Aufwand als ein- oder zweijährige Pflanzen. Entscheidet man sich zusätzlich für besonders pflegeleichte Stauden, wird es noch einfacher. Ziergräser und blühende Bodendecker sind meist ebenfalls unkompliziert. Ein ewiges Gartenthema ist Unkraut. Doch jäten muss im Alter nicht zur Qual werden. Auch hier hilft etwas Planung:
- Beikräuter möglichst früh jäten, bevor sie alles überwuchern.
- In Etappen jäten.
- Unter hochwachsenden Pflanzen wie Rosen mehrjährige, niedrige Stauden oder Kräuter pflanzen.
- geeignetes Mulchmaterial ausbringen, wie Stroh, Rinden- oder Schilf-häcksel
- Eine Unkrautbarriere aus Mulchfolie oder mehreren Lagen Zeitungspapier (etwas fünf Millimeter dick) ins Beet legen.
- Leichter jäten lässt es sich auch mit einer «Schuffel» oder einer «Holländischen Hacke», die es in verschiedenen Formen gibt. Das scharfe Schuffelblatt durchtrennt durch Vor- und Zurückbewegung auch tiefer wurzelndes Unkraut.
Praktische Helfer
Den Bedürfnissen angepasste Gartenwerkzeuge können einem das Gärtnerleben zusätzlich erleichtern. Zum Beispiel Hochbeete, Bewässerungssysteme, (Roll-)Hocker aller Art oder Kniematten. Im Online-shop der Rheuma-Liga finden sich zudem besonders ergonomische Gartengeräte. Eine günstige und unkomplizierte Alternative ist, die Griffe von bewährten Werkzeugen mit einem Stück Rohrisolierung griffiger zu machen.
Nicht zuletzt hilft Strecken und Recken vor dem Gärtnern: Einige Lockerungs, Aufwärm- und Dehnübungen helfen, schmerzhaften Verspannungen vorzubeugen.
Pflegeleichte Stauden:
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Deutscher Name |
Blütezeit |
Höhe in cm |
Standort |
Bemerkungen |
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Bergenie |
April-Mai |
30-40 |
halbschattig |
Ist mit jedem Boden einverstanden, kann auch im Vollschatten überleben |
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Christrose |
Dezember-April |
25-60 |
halbschattig |
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Feinstrahlaster |
Juni-Juli oder September-Oktober |
60-80 |
sonnig |
Am besten im Gruppen gepflanzt. |
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Fetthenne |
September- Oktober |
40-50 |
sonnig |
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Herbst-Annemone |
August-September |
60-100 |
halbschattig |
Kann im Schatten des Hauses stehen. |
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Herbst-Aster |
September-Oktober |
90-120 |
sonnig |
Je nach Sorte von Altrosa bis Purpurrot. |
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Kugeldistel |
Juli-September |
80-120 |
sonnig |
Gut als Trockenblume geeignet. |
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Schleierkraut |
Mai-August |
10-15 |
sonnig |
Bodendecker, gut zu Rosen oder am Beetrand. |
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Silberärengras |
Juli-September |
60-80 |
sonnig |
Erinnert an Pferdeschweife, in den Alpen als Föhngras bekannt. |
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Storchenschnabel |
Mai-Juli |
20-30 |
halbschattig |
Blüten von zart Rosa bis leuchtend leuchtend Rot. |
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Wollziest |
Juni-Juli |
15-30 |
sonnig |
Blätter bleiben auch im Winter sichtbar. |
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Zwerg-Astilbe |
August-September |
10-15 |
halbschattig |
Bedeckt zuverlässig den Boden. |
Quelle Iréne Lüthi, Liste ist nicht abschliessend
Buchtipp
Patty Cassidy
Entspanntes Gärtner für Senioren
Ulmer Verlag, 256 Seiten