Bei der Hochdorf-Gruppe blieb in den letzten vier Jahren kaum ein Stein auf dem anderen: Firmen wurden zugekauft und wieder abgestossen, der CEO und einen grossen Teil des Verwaltungsrat ausgewechselt. Letzterer zeigt nun Verständnis dafür, dass die Aktionäre «nach der turbulenten Entwicklung der Gesellschaft in den letzten Jahren» nach Informationen verlangen, wie er in der jüngsten Medienmitteilung vom Donnerstag schreibt.

Veränderungen bei den Aktionären

Die Veränderungen in der Geschäftsleitung und im Verwaltungsrat waren dabei offensichtlich. Weniger offensichtlich indes sind die Entwicklungen bei den Aktionären. Dort haben sich zwei Personen erheblichen Einfluss gesichert: Amir Mechria und Jethro Goldsmith. Mechria ist Eigentümer der Pharmalys Laboratories SA – jener Firma, die die Hochdorf-Gruppe 2016 für 114 Millionen Franken gekauft und über den Jahreswechsel 2019-2020 für 100 Millionen Franken wieder verkauft hat. Goldsmith steht hinter dem Niederländischen Hedge-Funds Stichting General Holdings. Dieser verlangte mit Brief vom 17. Dezember 2019 eine ausserordentliche Generalversammlung und eine Sonderprüfung «im Zusammenhang mit der Behandlung der Pharmalys-Tochtergesellschaft».

Am Donnerstag nun hat der Hochdorf-Verwaltungsrat mit einer Medienmitteilung und einem 16-seitigen Dokument auf die 20 Fragen der Stichting reagiert. Darin beschreibt der Verwaltungsrat nicht nur die Abwicklung des Kaufs von Pharmalys, sondern erörtert ebenfalls die Faktoren, die zur erneuten Abstossung der Firma führten.

Verkauf von Pharmalys: «wichtiger Schritt»

Den Verkauf der Pharmalys beschreibt der Verwaltungsrat dabei als «wichtiger Schritt» für die Sicherung der Existenz der Hochdorf. Unerfreulich sei, dass der Verkaufspreis deutlich unter dem Kaufpreis lag. Stichting will deshalb wissen, warum Amir Mechria als Eigentümer der Pharmalys 14 Millionen Franken und einen Anteil an 20 Prozent der Firma quasi unentgeltlich erhielt.  Hochdorf hält fest, dass Mechria keinesfalls einen grossen Reibach machte. Stattdessen habe sich der tunesischstämmige Unternehmer mit dem Rückkauf von Pharmalys  verpflichtet, Bankkredite in der Höhe von 10 Millionen Franken und Aktionärsdarlehen in der Höhe von 6,86 Millionen Franken zurückzuzahlen. Hinzu kommt, dass der Wert der Hochdorf-Aktien seit dem Kauf durch Mechria massiv an Wert verloren: 2016 lag dieser bei 304,67 Franken je Aktie, am Freitagmorgen waren es gerade noch 91 Franken. «Der Wert dieser Aktien, die Herr A. Mechria heute immer noch hält und die ihm zum grössten Aktionär der Hochdorf machen, ist in dieser Zeit auf einen Bruchteil des ursprünglichen Werts gesunken», schreibt der Verwaltungsrat zur Kursentwicklung.

Stichting verweigerte Dialog

Stichting wollte nicht nur Klarheit bezüglich Pharmalys. Goldsmith wollte auch wissen, warum die Aktionäre nicht um ihre Ansicht zu einer Kapitalerhöhung gebeten wurden. Hochdorf quittiert die Frage mit der Feststellung, dass Stichting eine entsprechende Einladung zu einem runden Tisch abgelehnt habe, während Amir Mechria, die ZMP-Invest und die Innovent-Holding zum Gespräch bereit gewesen seien.

Auslastung im Baby-Care-Bereich bei 20%

Die weiteren Fragen der Stichting General Holding betreffen vor allem den Geschäftsgang der Firma. So erörtert Hochdorf unter anderem, dass die Produktionskapazitäten für Säuglingsnahrung mit 4,1 Mio kg zu etwa 20 Prozent ausgelastet sind, dass Pharmalys und Amir Mechria einen starken Anreiz hätten, «um weiterhin Produkte bei der Hochdorf Gruppe zu beziehen», auch wenn der Umsatz 2019 im Vergleich zum Vorjahr weiter rückläufig war.

Der Verwaltungsrat stellt ausserdem klar, dass die Prioritäten auf den Geschäftsfeldern Dairy Ingredients und Baby Care liegen würden. Bei Dairy Ingredients gehe es insbesondere darum Effizienz zu steigern und Kosten zu senken. Bei Baby Care indes wolle man den Absatz ausweiten – nicht nur über Pharmalys sondern auch über eigene Marken wie Bimbosan.

Jahresergebnisse voraussichtlich am 19. März verfügbar

Wie es in der Medienmitteilung heisst, habe sich der Verwaltungsrat entschieden, die Fragen schriftlich zu beantworten. «Auf diese Weise erhalten alle Aktionäre Zugang zu den Antworten, womit die Gleichbehandlung sichergestellt wird.» So sei es nicht mehr notwendig, eine ausserordentliche Generalversammlung durchzuführen – damit könnten entsprechend die Kosten gespart werden, zumal die ordentliche Generalversammlung auf den 17. April festgelegt sei. Ebenfalls erteilt der Verwaltungsrat der Sonderprüfung der Entwicklungen eine Abfuhr, da die Fragen von Stichting so beantwortet seien.

Der Verwaltungsrat wolle die Aktionäre weiterhin zeitnah über die Entwicklung der Gesellschaft orientieren – so werden Geschäftsbericht und Jahresrechnung «voraussichtlich am 19. März 2020 veröffentlicht.»