Bei vielen Gärtnerinnen hört die Kompostierung dort auf, wo sie in Wirklichkeit erst anfängt: beim Sammeln. Fast alle auf dem Markt erhältlichen «Kompostbehälter» sind nämlich nur zum Sammeln gedacht. Das eigentliche Kompostieren findet erst später statt.
Mit diesen Kompostbehältern verhält es sich wie mit einem Herd: Ob das Essen schmeckt, hängt nicht vom Herd, sondern von der Köchin ab. Farbe, Form und Material eines Kompost-Sammelbehälters sind völlig egal, solange der Behälter den Regen abhält und Luft durchlässt. Beides ist enorm wichtig, weil sonst die Nährstoffe ausgewaschen werden und das Sammelgut verfault, statt zu verrotten.
Ein klassisches Kompostgitter reicht
Ein klassisches Kompostgitter mit darübergespannter Blache und einem «Mantel» aus atmungsaktivem Kompostvlies erfüllt diese Bedingungen bereits für wenig Geld. Schöner, aber auch teurer, sind Sammelbehälter aus Holzlatten mit Deckel. Zwischen den Latten kann die Luft zirkulieren und der Deckel hält den Regen ab. Speziell in schneereichen Gebieten sind Giebeldeckel ideal, da der Schnee leicht vom Giebel gewischt werden kann.
Kompostbehälter aus Kunststoff lassen die Abfälle zwar aus der Sicht verschwinden, sind aber nur selten luftdurchlässig. Das Ergebnis riecht man dann schon von Weitem. Wenn der Behälterinhalt erst einmal faulig ist, ist es zu spät. So wenig wie man mit Gammelfleisch ein Gourmetessen machen kann, kann man aus fauligen Abfällen einen pflanzenverträglichen Kompost herstellen.
Es beginnt beim Sammeln
Gutes Essen basiert auf guten Zutaten, ein guter Kompost beginnt mit dem richtigen Sammeln der Abfälle. Küchenabfälle sollte man immer sofort gleichmässig im Sammelbehälter verteilen und nicht einfach abkippen. Es hat sich bewährt, am Sammelbehälter einen Spachtel oder eine alte Kelle zu befestigen, mit der man das Kesseli auskratzen kann.
Wenn die Masse sehr feucht ist, streut man gleich etwas Häcksel, reifen Kompost oder Erde darüber. Das saugt die Flüssigkeit auf und bindet allfällige Gerüche. Im Sommer kann man den Sammelbehälterinhalt gelegentlich mit Steinmehl überpudern damit die Fruchtfliegen nicht so sehr um die frischen Abfälle schwärmen.
Gartenabfälle wie Laub, Jät, Stauden oder krautige Pflanzen müssen nicht unbedingt gleich in den Sammelbehälter. Sie können auch auf einem Haufen zwischengelagert werden. Es ist aber wesentlich einfacher, wenn man diese Abfälle noch in frischem Zustand auf Fingerlänge zerkleinert und in den Sammelbehälter gibt.
Das A und O beim Kompost
So wie das Gemüserüsten zum Kochen gehört, gehört das Zerkleinern zum A und O des Kompostierens. Ob dazu eine Gartenschere, ein Gertel, ein Beil oder ein scharfgeschliffener Spaten verwendet wird, hängt von der Art des Gartenabfalls ab: Unkräuter, verblühte Stauden, Erntereste und anderes kann man gut mit der Gartenschere zerkleinern.
Bei verholzten Stängeln oder Strünken führt ein Spaten oder Beil schneller zum Ziel. Mit dem Beil lässt sich Holziges auf dem Scheitstock in Stücke hacken. Beim Zerkleinern mit dem scharf geschliffenen Spaten legt man ein Brett unter oder gibt die Abfälle in eine Holzkiste.
Ein Kompost braucht Vielfalt
Das eigentliche Kompostieren funktioniert ähnlich wie Kuchenbacken. So wie man für einen feinen Kuchen nicht nur Mehl, sondern auch Eier, Zucker und Butter verwendet, schätzen auch die Kompostlebewesen ein möglichst vielfältiges Angebot. Diese Kompostzutaten können in zwei Hauptkategorien eingeteilt werden:
1. Frische nährstoffreiche, saftige, grüne oder farbige Abfälle und
2. nährstoffarme, trockene, verholzte, braune Abfälle.
Die frischen Abfälle enthalten viel Stickstoff, sie werden von den Kompostorganismen mit Vorliebe verspeist, denn Stickstoff liefert Energie.
Die trockenen Abfälle enthalten vor allem Kohlenstoff. Sie werden nicht so schnell abgebaut, halten aber den Komposthaufen locker und luftig und sorgen so dafür, dass den Kompostlebewesen der «Schnauf nicht ausgeht».
Eine ideale Kompost-Mischung sollte deshalb ungefähr einen Viertel bis zur Hälfte holzige, trockene Materialien enthalten. Wer keine holzigen Abfälle hat, kann bei der Gemeinde nachfragen, ob sie ein Häckseldepot unterhält. Viele Gemeinden bieten Holzschnitzel zum Selbstkostenpreis an.
Komposthaufen aufsetzen
Mindestens einmal im Jahr, und spätestens wenn der Sammelbehälter voll ist, ist es Zeit, die Ärmel hochzukrempeln, zur Kompostgabel zu greifen und einen Komposthaufen aufzusetzen. Wenn das Material zuvor so zerkleinert und gesammelt wurde wie oben beschrieben, geht das leicht von der Hand. Man öffnet den Sammelbehälter und entnimmt ein paar Mistgabeln Sammelgut.
Besteht das Sammelgut vor allem aus frischem, grünem, feuchten Material, muss man noch etwas braunes, holziges Material daruntermischen. Hat man dagegen holziges Material en masse zur Verfügung, braucht man grünes, frisches Material, wie frischer Gras- oder Rasenschnitt, zum Ausgleich.
Wie beim Kuchenbacken ist es gut, wenn der Teig kräftig gemischt wird. Mischen Sie aber immer nur kleine Mengen aufs Mal, das ist viel weniger anstrengend. Achten Sie darauf, dass die Mischung weder tropft, noch raschelt. Falls es raschelt, fehlt Wasser. Falls es tropft, sollte noch mehr trockenes Material untergemischt werden.
Danach stapelt man die Mischung wie einen Misthaufen. Und zwar so hoch wie möglich, da der Haufen während der Rotte in sich zusammenfällt. Decken Sie ihn nachher mit einem Kompostvlies ab.
Wenn Mischung und Feuchtigkeit stimmen, machen sich die Kompostlebewesen gleich über die Abfälle her. Dabei sind sie so aktiv und vermehren sich so unglaublich schnell, dass der Komposthaufen heiss wird. Er kann 50, 60 oder auch 70 Grad erreichen. Bei hohen Temperaturen fällt der Haufen in wenigen Tagen in sich zusammen.
Wenn der Haufen nicht heiss, sondern nur ein bisschen wärmer wird, zeigt das, dass den Kompostlebewesen die angebotene Mischung nicht so gut schmeckt. Doch solange es nicht nach Fäulnis stinkt, kann man davon ausgehen, dass sie trotzdem arbeiten. Die Rotte verläuft lediglich langsamer.
Frischluft tut dem Kompost gut
Die guten Mikroorganismen benötigen viel frische Luft. Mit der Zeit nimmt der Sauerstoffgehalt im Komposthaufen jedoch ab, man sollte ihn deshalb gelegentlich umsetzen. Das geht ganz leicht: Man muss nur Mistgabel für Mistgabel lockern und einen neuen Haufen aufsetzen.
Beim Umsetzen kann die Feuchtigkeit mit der Faustprobe kontrolliert und falls nötig korrigiert werden: Ist der Haufen zu trocken, gibt man ein wenig Wasser zu. Ist er zu nass, mischt man Häcksel drunter. Je häufiger man umsetzt, desto schneller ist der Kompost fertig. Vor der Verwendung muss man nur noch das grobe Material absieben.
Ein guter Kompost ist maximal ein Jahr alt und so stark verrottet, dass man die Ausgangsmaterialien nicht mehr erkennen kann. Er ist reich an Nährstoffen, enthält zahlreiche nützliche Mikroorganismen und kann deshalb zu Recht als «Gold des Biogartens» bezeichnet werden. Mit ganz wenigen Handgriffen können Sie entscheiden, ob aus Ihren Abfällen Gold oder wertloser Dreck wird.
Fäulnis oder Rotte?
Im Alltag spricht man manchmal von verfaulen, obwohl verrotten gemeint ist. Dabei ist der Unterschied riesig. Fäulnis entsteht unter Luftausschluss, es werden Faulgase gebildet, die unangenehm in der Nase stechen. Verfaultes Material wird von den wenigsten Pflanzen gut vertragen. Die Rotte findet dagegen mit Sauerstoff statt, und das Endprodukt ist bei Pflanzen äusserst beliebt.
Faustprobe
Wenn der Kompost austrocknet, bleibt die Rotte stehen. Ob das der Fall ist, kann man mit der Faustprobe feststellen: Man nimmt eine Handvoll Kompost aus der
Mitte des Haufens in die Hand und presst ihn zusammen. Es darf kein Wasser rauslaufen, sonst ist der Haufen zu nass und man sollte Häcksel oder Stroh untermischen. Wenn man die Faust öffnet, sollte die Masse kompakt wie ein Schneeball sein. Wenn sich kein Ball formen lässt, ist er zu trocken und man sollte ihn wässern.