Kürzlich besuchte ich einen Weiterbildungsanlass für Betreiber(innen) von Pensionsställen. Im Angebot standen entsprechende Workshops und Vorträge zu Futterbau, Gesundheit, Sicherheit, rechtlichen Fragen usw. Themen, bei denen man hauptsächlich zuhört und sich überlegt, wie das neugewonnene Wissen auf dem eigenen Betrieb eingebracht werden könnte. Zum Beispiel, wie sich das Weidemanagement optimieren lässt oder Unfälle mit Pferden möglichst vermieden werden können.

Jede und jeder hat seine Erfahrungen

Ein weiteres Thema war das Verhältnis von Stallbetreibenden und Pferdehalter(innen). Auffallend war, wie gross dabei das Interesse der Teilnehmenden – grösstenteils Bauern und Bäuerinnen – war. Dazu stand nicht ein Referat zum Zuhören auf dem Programm, sondern ein Workshop zum Mitarbeiten. Austausch war also gefragt. Eigene Erfahrungen machten die Runde. Jede und jeder wusste etwas zu erzählen, es folgte eine eigentliche «Chropfleerete». Die Rede war beispielsweise von der Besitzerin eines Wallachs, die immer nur stänkert und nie zufrieden ist. Von zwei Pensionären, die das Heu nicht auf derselben Bühne haben und bei jeder Gelegenheit aneinandergeraten. Von Stallregeln, die nicht eingehalten werden. Von unbekannten Kindern, die sich auf dem Hof tummeln. Zu wem gehören sie, wer passt auf sie auf, wer trägt die Verantwortung? Oder von einem Pferd, welches selten Besuch von seinem Menschen erhält, was die Stallbetreiberin dazu veranlasst, sich selbst vermehrt um das Tier zu kümmern.

Es könnte doch so einfach sein...

Dazu ist zu sagen: Bestimmt machen die Stallbetreibenden, welche sich an diesem Workshop äusserten, täglich auch gute Erfahrungen. Weil es zahlreiche umgängliche und hilfsbereite Pferdeleute gibt, die ihr Bestes geben. Hier ging es allerdings darum, die herausfordernden Seiten der Pensionspferdehaltung zu beleuchten, um miteinander mögliche Lösungsansätze zu finden. So kam einiges an Konfliktpotenzial zusammen. Nicht verwunderlich, dass dabei viel Frust zutage trat.

Dabei könnte es doch so einfach sein. Die meisten Pferdebesitzer-(innen) haben kein eigenes Land. Sie sind darauf angewiesen, ihr Tier in einem Pensionsstall unterbringen zu können, möglichst in der Nähe des Wohnorts. Dies anzubieten, kann für eine Bauernfamilie ein willkommener Betriebszweig sein. Vielleicht hat man bereits eigene Pferde und Platz für weitere ist vorhanden. Ein Vorteil dabei ist, dass man selbst keine Tiere erwerben muss, sondern sie lediglich füttert und unterbringt. Doch mit der Bereitstellung des erforderlichen Sachkundenachweises Pferdehaltung (bei mehr als fünf Tieren), der Infrastruktur sowie des Futters ist es nicht getan. Bald stellen sich zahlreiche weitere Fragen. Zum Beispiel, an welches Zielpublikum richten wir uns? Welche Haltung von Pferden bieten wir an?

Viele Fragen sind zu klären

Abo Das Pferd ist traditionell ein Teil der Landwirtschaft – nun wird dies zunehmend in Frage gestellt. «Rösseler» fürchten, dass das Pferd beim BLW an Rückhalt verliert. Analyse zur Pferdehaltung Das Pferd soll weiterhin zur Landwirtschaft gehören Monday, 11. September 2023 Zwar gehen auch beim Vieh die Meinungen auseinander, was die richtige Haltung anbelangt. Doch in der Pferdehaltung prallen diesbezüglich nicht selten Welten aufeinander. In einem Pensionsstall treffen sich verschiedenste Menschen, von denen jeder einzelne seine eigenen Vorstellungen zu den Bedürfnissen seines Pferdes hat. Dabei kommt ein Stallbetreiber nicht umhin, zahlreiche Grundsatzentscheidungen zu treffen: Wie Boxenhaltung versus Offenstall, Hufeisen versus barhuf, 24-Stunden-Heuraufe versus fixe Fütterungszeiten, Heu versus Haylage, die Höhe des Pensionspreises. Dabei gilt es, gegenüber den Pferdebesitzer(innen) verbindlich aufzutreten und gleichzeitig dynamisch offen zu bleiben für neue Erkenntnisse. Beispielsweise, was die Fütterung betrifft. Und muss ich es als Stallbesitzer immer besser wissen? Vielleicht hat auch mal ein Pensionär recht.

«Herausfordernd ist ausserdem, dass unsere Familie nie alleine ist auf dem Hof», stellte ein Stallbetreiber an dem Anlass fest. Die Privatsphäre zu erhalten, sei oftmals schwierig, pflichtete ihm ein anderer bei. Immer schön höflich bleiben, die eigenen Launen verbergen. Ein Pensionsstall ist ein Tummelplatz für die verschiedensten Menschen, die fast täglich da sind, und dies vielleicht jahrelang (was ja eigentlich wünschenswert ist, denn wer will schon einen ständigen Wechsel).

Bei der Pensionspferdehaltung geht es also mindestens ebenso sehr um Menschen wie um Tiere. Eine Grundvoraussetzung dieses Betriebszweigs ist daher nicht nur, Pferde zu mögen, sondern auch Menschen. So ist ein gutes Stallklima (also das Zwischenmenschliche) für alle Beteiligten von grosser Bedeutung. Dazu braucht es sowohl klare Regeln, die man als Pensionsbetreiber am besten für alle sichtbar an die Stalltüre hängt, wie auch Kommunikationsgeschick. Dabei ist auch hier nicht zu unterschätzen: Wo Menschen aufeinandertreffen, ist soziale Kompetenz gefragt.