Für einmal, zusammenmit 245 anderen Frauen, im Nationalratssaal sitzen, debattieren, diskutieren und Vorstösse ans Parlament verabschieden. Das kann man als interessierte Frau, auch ohne das Absolvieren einer politischen Ochsentour. Die Gelegenheit dafür bietet die zweite Frauensession, die diesen Herbst stattfindet.

Vor dreissig Jahren fand die erste Frauensession statt

Dreissig Jahre sind seit der ersten Frauensession vergangen. Am 7. Februar 1991 gaben drei Jubiläen den Anlass dazu: 20 Jahre Frauenstimmrecht, 10 Jahre Gleichberechtigungsartikel und 700 Jahre Eidgenossenschaft. Einige der Anliegen von damals sind umgesetzt. Die Mutterschaftsversicherung zum Beispiel haben wir heute. Seit diesem Jahr gibt es sogar noch einen Vaterschaftsurlaub dazu. Dies erweckt sogar Hoffnung auf Schritte Richtung Elternzeit. Bei anderen Themen, wie einer besseren Vertretung von Frauen in politischen Gremien oder der Forderung «gleicher Lohn für gleiche Arbeit», besteht weiterhin Handlungsbedarf. Mit der Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65 wird sogar eher ein Ungleichgewicht geschaffen. Soll doch auf dem Rücken der Frauen, die meist niedrigere Renten als Männer beziehen, die AHV saniert werden.

Der Frauenanteil im Parlament ist zwar gestiegen, aber das reicht nicht

Dieses Jahr gäbe es auch ein paar Gründe zum Feiern:Vor 50 Jahren erhielten die Schweizerinnen auf nationaler Ebene das Wahl- und Stimmrecht. Bei den Wahlen 2019 konnte gegenüber 2015 der Frauenanteil im Nationalrat von 32 auf 42 Prozent und im Ständerat von 15 auf 26 Prozent erhöht werden. Und beim Frauenstreik von 2019 waren die Beteiligung und Solidarität, auch von Seiten der Männer, riesig. Hätte Corona nicht dazwischen gefunkt, wären weitere Aktionen gefolgt. Denn, die Frauen seien noch lange nicht gleichberechtigt, sind sich die Frauenverbände der Schweiz einig. So ist der Grund für die zweite Frauensession weniger einer zum Feiern, vielmehr sollen gleichstellungsrelevante Themen ans Parlament verabschiedet werden.

SBLV will Themen der Bäuerinnen an der Frauensession einbringen

Auch Bäuerinnen, Landfrauen und Landwirtinnen können unter der Ägide des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (SBLV) ihre Anliegen oder Forderungen anbringen und Vorstösse lancieren. Doch das ist noch nicht alles. Der SBLV hat längst erkannt, dass Probleme nicht ausschliesslich branchenintern gelöst werden können. Vernetzung heisst das Zauberwort. Diese soll helfen, langwierige Themen, wie zum Beispiel die Absicherung oder die Entlöhnung der mitarbeitenden Ehepartner, voranzubringen. Wie es scheint, trägt die Vernetzung Früchte. Trotz Sistierung der Agrarpolitik 2022+ wird der Sozialversicherungsschutz nicht auf Eis gelegt. Gleich drei Motionen fordern, dass es dafür keinen Aufschub mehr geben darf.

Bäuerinnen kämpfen aus Überzeugung gegen die Pflanzenschutz-Initiativen

Aktiv zeigen sich die Bäuerinnen und ihr Verband auch im Kampf gegen die anstehenden Pflanzenschutz-Initiativen. Diese bereiten nicht nur den Bauern Sorgen, wie das Sorgenbarometer Landwirtschaft aufzeigt. Da Bauernhof und Familie meist eine Einheit bilden, tangiert das, was den Betrieb angeht, auch die Familie. Die Bäuerinnen leisten deshalb Aufklärungsarbeit an allen Fronten: Leserbrief-Foren, Twitter, Facebook oder Linkedin laufen heiss. Der SBLV nennt Gegenargumente zu den Initiativen aus Sicht der Bäuerin. Da ist beispielsweise zu lesen, dass der Einkaufszettel auch ein Wahlzettel sei und Konsumentinnen und Konsumenten tagtäglich bestimmten, welche Landwirtschaft sie haben möchten. Sogar Anzeichen von Verständnis für die Initianten findet man in den Argumenten: Man wolle ebenfalls eine ökologische Landwirtschaft und sauberes Trinkwasser. Doch zur Erreichung dieser Ziele sei die Agrarpolitik da.

Bäuerinnen und Konsumentinnen stehen sich nahe

Wer weiss, vielleicht spielen gerade diese Arbeit der Bäuerinnen, ihr Frauennetzwerk von ausserhalb der Branche und ihre etwas andere Sicht der Dinge am 13. Juni das Zünglein an der Waage. Sind sie dafür verantwortlich, dass die Stimmen-Prozente im Befürworter(innen)-Lager niedriger sind als bei den Gegner(innen). Man darf gespannt sein. Denn wen, wenn nicht eine Mitstreiterin, würden Sie anrufen, wenn Sie als Konsumentin oder Konsument unsicher wären, ob ein Ja oder doch besser ein Nein auf den Stimmzettel gehören? – In diesem Sinne: Frauen ab nach Bern und vernetzt euch!