Vor einem kleinen Holzhüttchen sitzt ein Soldat und spielt Akkordeon. Ein fast idyllisches Bild, das kaum vermuten lässt, dass gleich militärische Präzision und Disziplin das Feld bestimmen werden. Am Vorbesuchstag der Armee durften die Mitglieder der Interessengemeinschaft Original Freiberger unter anderem einen Einblick in die Ausbildung der Train- und Patrouillenreiterzüge am Standort Sand-Schönbühl erhalten.
Tradition trifft Moderne
Der Soldat mit dem Akkordeon wird nach einigen Minuten von zwei Leutnants abgelöst. «Wo findet das Pferd zwischen Kampfpanzern und Kamikazedrohnen auf dem modernen Schlachtfeld noch seinen Platz? Wir möchten ihnen einen anderen Aspekt der Kriegsführung zeigen und zeigen, was dort passiert, wo kein Rad fährt», erklärt einer der Leutnants.
Vom klassischen Feldstecher bis zur modernen Aufklärungsdrohne
Als Erstes folgt die Befehlsausgabe unter der Leitung eines Wachtmeisters. Er weist den Binomen (Zweierteam von Soldaten) je einen Sektor auf dem Gelände zur Überwachung zu. Während der Chef des Binoms die Befehlsausgabe entgegennimmt, sichert der zweite Mann den äusseren Ring. Danach nehmen die Binome ihre Stellung ein.
[IMG 2]
Für die Nachrichtenbeschaffung stehen ihnen zahlreiche Mittel zur Verfügung: vom klassischen Feldstecher über Wärmebildgeräte bis hin zur modernen Aufklärungsdrohne. Eine multifunktionale Tarndecke sorgt zusätzlich dafür, dass die Reiter vor Infrarot- und Wärmebildkameras geschützt sind. Dank Nachtsichtgeräten bleiben die Patrouillenreiter rund um die Uhr einsatzbereit.
[IMG 4]
Pferd und Soldat müssen sich vertrauen
In der Zwischenzeit fährt ein Transporter vor. Der Sprinter bietet Platz für sechs Tiere, die bereits gesattelt innert weniger Minuten einsatzbereit sind. Routiniert werden die Pferde ausgeladen und beladen. Jeder Handgriff sitzt. In östlicher Richtung bewegt sich eine Traingruppe getarnt durch den Wald.
[IMG 3]
Auf der gegenüberliegenden Seite steigt eine weitere Traingruppe über einen Wall ab. Eine Vorhut sichert zuvor das Gelände ab. Danach steigen die Rekruten mit ihren Pferden vorsichtig das unwegsame Gelände hinunter. Pferd und Soldat müssen in solchen Situationen eng zusammenarbeiten. Auf flachem Gelände angekommen, geht es für die Gruppe an den Aufbau eines Biwaks. Innert fünf Minuten muss das Nachtlager stehen.
[IMG 7]
Dort wo Fahrzeuge nicht hinkommen
Aus dem Wald auf der gegenüberliegenden Seite tritt eine weitere Traingruppe, angeführt von drei Rekruten mit ihren Maultieren, gefolgt von Freibergerpferden. Sie bringen Verpflegung, Rucksäcke und Wassersäcke mit. Auf diese Weise können auch Truppen beliefert werden, die an Standorten stationiert sind, die mit dem Fahrzeug nicht erreichbar sind.
[IMG 6]
Das Binom des Patrouillenreiterzuges überwacht weiterhin vom Wall aus seinem Sektor mit Feldstecher und Wärmebildgerät.
[IMG 5]
Beobachtet, ohne es zu wissen
Plötzlich wird eine verdächtige Person mit einem grauen Rucksack gesichtet. Die Patrouillenreiter reagieren sofort und halten die Person an. Während ein Soldat absteigt und die Person anspricht, sichert sein Partner die Deckung. Der Rucksack wird überprüft, die Person abgeführt.
Was bis jetzt niemandem aufgefallen ist: Bereits während der gesamten Vorführung kreiste eine Drohne eines gedeckt im Gelände operierenden Binoms über unseren Köpfen und beobachtet die Situation aus der Höhe. «Ziel ist, dass man beobachtet wird, ohne es zu merken», erklärt der Leutnant.
70 Schritte pro Minute
Die Traingruppe vom Anhänger hat ihre Pferde inzwischen beladen und bringt ihre Ware nun zum Biwak. Wichtig dabei ist das Einhalten des Trainschritts: 70 Schritt pro Minute. Dadurch bewegen sich die Rekruten mit ihren Pferden sehr langsam, um Druckstellen und Verletzungen zu vermeiden.
[IMG 9]
Auch die Truppe am Biwak ist fertig und die Pferde können sich erholen. Ebenso hat die Truppe für sich selbst ein Zelt errichtet. Ein wichtiger Grundsatz aber lautet: «Zuerst mein Tier, dann ich.» Mit der Pferdewache wird sichergestellt, dass die Tiere stets optimal versorgt sind und ruhig im Biwak stehen.
[IMG 8]
Die Patrouillenreiter werden zurückbefohlen und die Übung beendet. Was zurück bleibt ist die Faszination über das enge Zusammenspiel und das Vertrauen zwischen dem Soldaten und seinem treuen Begleiter.