«Dass ich in der Landwirtschaft arbeiten möchte, war tief in mir drin schon immer klar. Es war ein Traum von mir. Nur dauerte es lange, bis es mir auch wirklich bewusst wurde», sagt Eliane Rüscher (43).

Ein Ort wie eine Oase

Sie lebt auf dem Hof Eichholz in Wetzikon ZH und beendet im Sommer ihre Ausbildung zur biodynamischen Landwirtin. «Dieser Ort ist wie eine Oase», erzählt Rüscher. Tatsächlich liegt der Hof Eichholz auf einer Anhöhe, die von einem Waldstreifen umgeben ist. Es ist ruhig hier und die nur wenige Meter entfernte Einfamilienhaussiedlung kann man nur erahnen.

Eine ewig Suchende

Den Weg zum Hof Eichholz hat Eliane Rüscher über viele Umwege gefunden. Nach der Matura hat sie vieles ausprobiert. «Ich war eine ewige Suchende», beschreibt sie sich selbst. Zuerst ging es auf Reisen. Eliane Rüscher arbeitete für ein Jahr in Thailand als Englisch- und Tauchlehrerin.

Weltweit unterwegs

Irgendwann entschloss sie sich, die Tourismusfachschule im Engadin zu machen. Das bot ihr die Möglichkeit, ihrer Leidenschaft, dem Reisen, nachzugehen und draussen zu arbeiten. Sie machte ein Praktikum in Chile, arbeitete als Guide und leitete River-Rafting-Touren zuerst in der Schweiz, dann in Indien und in den USA. Irgendwann bot sich ihr die Gelegenheit, in Zürich ein Café zu leiten.

Nur gute Stationen erlebt

«Ich habe alles mit Leidenschaft gemacht», sagt Rüscher. Jede Station in ihrem Leben sei gut gewesen. Aber einen Ort, an dem sie sich hätte niederlassen wollen, hat sie nicht gefunden. «Das wäre für mich damals gar nicht in Frage gekommen», erzählt sie. Sie lebte in WGs, aber nie länger als ein Jahr und zog dann weiter. Die Landwirtschaft hatte Eliane Rüscher aber immer irgendwo im Hinterkopf. Als Kind verbrachte sie sehr viel Zeit auf dem Betrieb ihres Onkels. Im Teenageralter war das dann nicht mehr so interessant. Als sie im 2015 einen Alpsommer im Berner Oberland verbrachte, wurde der Wunsch, in der Landwirtschaft zu arbeiten, wieder stärker. «Mit 40 dachte ich, jetzt ist der letzte Moment, noch einmal eine Ausbildung zu machen», erzählt Rüscher. Die Landwirtschaft, wie sie sie bis dahin kannte, sagte ihr aber nicht wirklich zu.

Über das eigene Tun nachdenken

Sie informierte sich über weitere Möglichkeiten und stiess schliesslich auf das biodynamische Konzept. Diese Art Landwirtschaft zu betreiben überzeugten sie, und sie entschied sich für die biodynamische Bildung. «Hier arbeitet man mit der Natur», sagt sie. Man sei sehr um die regenerative Landwirtschaft bemüht. Man schliesse den Kreislauf und nehme sich auch Zeit darüber nachzudenken, was man genau macht. Letzten Sommer hat Rüscher die Lehre als Landwirtin mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) abgeschlossen und ist jetzt im letzten Jahr ihrer Ausbildung zur Bio-dynamischen Landwirtin.

 

Elianes Tipp

Als Landwirtin arbeitet man viel. Deshalb findet Eliane Rüscher, dass man versuchen sollte, die Schönheit des Lebens im Alltag zu erkennen. «Ich konzentriere mich darauf, was ich habe, statt von Dingen zu träumen, die ich nicht habe», erklärt sie.

 

Einen Volltreffer gelandet

Ihre Ausbildung macht Eliane Rüscher auf dem Hof Eichholz. Ein Pachtbetrieb, der von Jolanda Gämperli und Res Graf geleitet wird. Seit zweieinhalb Jahren lebt Eliane Rüscher nun auf dem Hof Eichholz.

«Zum ersten Mal bin ich an einem Ort, der mich festhält», erzählt sie. Sie könne sich gar nicht mehr vorstellen, etwas anderes zu machen. Rüscher arbeitet jetzt, da sie ihre Lehre abgeschlossen hat, als Angestellte auf dem Betrieb und ist für den Gemüsebau verantwortlich. «Das Gemüse hat mir den Ärmel reingenommen», sagt Rüscher, «dabei dachte ich immer, die Arbeit mit den Tieren wäre mein Ding». Bereits wartet sie sehnsüchtig auf den Frühling. Dann ist die Zeit, mit der Aufzucht der Setzlinge zu beginnen.

Ein gutes Team

Nicht nur die Landwirtschaft, die hier betrieben wird, gefällt ihr, auch menschlich ist es ein Volltreffer. «Wir sind ein unglaublich tolles Team auf dem Hof Eichholz und es verbindet uns weitaus mehr als nur die Arbeit», erzählt sie.

Das Highlight des Jahres ist das Open Air «Schlauer Bauer», das auf dem Land des Betriebs stattfindet. Für das Festival liefert der Hof Eichholz Gemüse und Fleisch. «Plötzlich sind 2000 Menschen auf dem Hof. Diese interessieren sich auch für den Betrieb; eine gute Gelegenheit, ihnen die Landwirtschaft näher zu bringen», findet Rüscher.

Die Zukunft ist ungewiss

«Für mich könnte es immer so weitergehen», sagt Eliane Rüscher; die Planung des Gemüsebaus, im Frühling die Anzucht der Setzlinge, das Open Air im Sommer, im Herbst das Einmachen der Ernte, die vielen Begegnungen mit Menschen, die kürzer oder länger auf dem Betrieb mitarbeiten, die Hühner, die gleich neben und unter Rüschers Häuschen wohnen.

Bald etwas Neues

Nur, in drei Jahren läuft der Pachtvertrag aus und wird nicht erneuert. Dass sie mit Jolanda Gämperli zusammen einen neuen Betrieb suchen und leiten möchte, ist klar. Die zwei Landwirtinnen sind jetzt auf der Suche nach neuem Land. Im besten Fall finden sie einen Demeterbetrieb in der Nähe, der ihnen das Land zum Ertragswert überlässt. «Lange konnte ich mir nicht vorstellen, auf einem Betrieb zu arbeiten, der nicht genauso ist, wie das Eichholz», sagt Rüscher. Mittlerweile hat sie sich aber mit der Idee angefreundet, dass bald etwas Neues beginnt.