In den 1950er- und 1960er-Jahren vollzogen sich auf den Bauernhöfen grundlegende Veränderungen, die auch den Alltag der bäuerlichen Bevölkerung radikal wandelten. In diesem Prozess wurde die Landwirtschaft zu einer wichtigen Konsumentin. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass die Delegiertenversammlung des Schweizer Bauernverbandes (SBV) die Geschäftsstelle in Brugg beauftragte, künftig den Verbraucherstandpunkt der Landwirtschaft vermehrt ins Zentrum zu rücken.

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Die Schaffung der UMA

Abo Genossensschaftsbund Die Gründung des Genossenschaftsbundes Thursday, 23. November 2023 Einen der grössten Ausgabenposten der Bauern stellten die motorengetriebenen Maschinen und Geräte dar, die jetzt viele arbeitende Tiere und Handarbeit leistende Menschen ersetzten. Der SBV suchte deshalb zusammen mit den Genossenschaftsverbänden (heute: Fenaco) nach Lösungen dafür, den Betriebsleitern nicht nur zu geeigneten Motoren und Maschinen zu verhelfen, sondern sie auch beim Kauf der Geräte zu beraten und einen flächendeckenden Service- und Reparaturdienst aufzubauen.

Mit der UMA schufen die Genossenschaftsverbände dabei eine Institution, die sich in der Folge dieser Aufgaben annahm. Zur Propagierung ihrer Aktivitäten drehte die UMA Mitte der 1960er Jahre den Film «Rationelles Arbeiten mit Landmaschinen», der heute im Onlineportal «Filme» des Archivs für Agrargeschichte angeschaut werden kann. Der Film dokumentiert das Engagement der UMA, er zeigt aber auch Auswirkungen der Motorisierung, die damals weder beabsichtigt noch von den zeitgenössischen Akteuren und Akteurinnen wahrgenommen wurden.

Motorisierung bringt grossen Wandel

Der Film beginnt mit einer Szene, in der eine Bäuerin und ein Bauer einen Wagen mit Heu beladen. Gezogen wird das Fuder von einer Stute, deren Fohlen frei mitläuft (und dabei seine zukünftige Aufgabe als Zugtier kennenlernt). Das war schon 1966 eine eher selten anzutreffende Szene. Aber sie ruft uns in Erinnerung, dass landwirtschaftliche Arbeiten bis in die 1960er-Jahre anstrengend und oft auch mühsam waren und dass Menschen und Tiere auf den Höfen fast immer gemeinsam in enger Kooperation arbeiteten. Mit anderen Worten: Tiere waren unentbehrliche Arbeitskameraden, und Bäuerinnen spielten auf den Betrieben eine zentrale Rolle.

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Das änderte sich mit der Motorisierung. Wie im Film ausführlich thematisiert und diskutiert wird, befreite sie die bäuerliche Bevölkerung von der Notwendigkeit zur Verrichtung schwerer körperlicher Arbeiten. Das nahmen die meisten Betroffenen erfreut und dankbar zur Kenntnis. Auf den Punkt gebracht hat diese Haltung die Zeitschrift «Der Traktor» (heute: «Schweizer Landtechnik»), die 1954 das Titelbild ihrer Maiausgabe folgendermassen kommentierte: «Welch herrliches Erlebnis! Bei strahlendem Sommermorgen mit dem berühmten Hürlimann-Traktor die Heuernte zu beginnen. Weder Hausfrauen noch Zugtiere brauchen sich mit der früher so mühsamen Arbeit zu plagen.»

Anregende Bilder

Im UMA-Film ist auch zu sehen, ohne dass es ausdrücklich thematisiert wird, dass die Motorisierung für Bäuerinnen und Bauern gleiche, aber zugleich auch je ganz spezifische Veränderungen mit sich brachte: Sie befreite beide von der Notwendigkeit zur Verrichtung schwerer körperlicher Arbeit. Aber aus den bisher de facto als Co-Betriebsleiterinnen tätigen Bäuerinnen machte sie faktisch Hausfrauen (die aber auf den Höfen zur Bewältigung von Arbeitsspitzen trotzdem unentbehrlich blieben). Für die Bauern hingegen hatte die Motorisierung zur Folge, dass sie nun zwar in der Lage waren, (fast) alle anfallenden Arbeiten zeitgerecht zu erledigen – dies nun aber in der Regel allein respektive ohne Frauen und Arbeitstiere machen mussten.

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Der UMA-Film «Rationelles Arbeiten mit Landmaschinen» ist ein Beispiel dafür, wie intellektuell anregend bewegte Bilder wirken können. Denn sie zeigen in der Regel nicht nur das, was diejenigen, die sie gemacht haben, zeigen wollten, sondern immer auch nicht beabsichtigte Phänomene und Prozesse. So haben Neuerungen immer auch ungewollte Auswirkungen, die in der Regel erst im Nachhinein erkannt werden können. In diesem Fall: Dass auch die Technik ein Geschlecht hat.