Gärtnerinnen und Gärtner wissen: Die Natur mag keine offenen Böden. Brachliegende Beete werden in kürzester Zeit überwuchert. Wer das nicht möchte, muss entweder sehr fleissig jäten – oder Bodendecker anpflanzen.
Als Bodendecker werden Pflanzen bezeichnet, die sich ausbreiten, sei es mit Ablegern, Ausläufern oder Trieben. Das hat für den Boden diverse Vorteile: So bieten die Pflanzen unter anderem Erosionsschutz, halten den Boden feucht, ziehen Insekten und Kleintiere an. «Mit Bodendecker kann man den Boden schliessen», sagt Daniel Labhart. «Wenn der Standort stimmt, entsteht so eine Pflanzen-Lebensgemeinschaft, die unerwünschte Pflanzen nicht zulässt.»
Daniel Labhart führt in Schafisheim AG in dritter Generation die Gärtnerei D. Labhart. Er leitet den Betrieb seit 25 Jahren. «Schon mein Vater begann mit Bodendeckern und ich spezialisierte mich weiter», erzählt der Gärtnermeister. «Doch mit der Zeit wurde es durch die günstige Konkurrenz aus dem Ausland immer schwieriger – und dann kamen die Schottergärten.» [IMG 4]
Neue Pflanzkonzepte
Also begann er, eigene Pflanzkonzepte zu entwickeln. Zum einen, um den Umsatzrückgang auszugleichen. Zum anderen, um der zunehmenden Nachfrage nach mehr Biodiversität in den Gärten zu entsprechen. Er setzt dabei auf gemischte Bepflanzungen. «Bodendecker-Flächen, auf denen nur eine Pflanzenart wächst, wirken auf den ersten Blick zwar aufgeräumt, doch sie sind auch monoton und krankheitsanfällig», sagt der Fachmann. So würden etwa feuchtwarme Sommer das Wachstum von Pilzen fördern. «Wenn ein Faktor nicht stimmt, ist die ganze Rabatte kaputt.»
Vor allem für Gartenbauer entwickelte er Rollmatten für verschiedene Lagen. Etwa eine Kräuter-Rollmatte mit 29 einheimischen, trockenheitsresistenten Wildstauden. «Das kann man sich wie einen Rollrasen vorstellen», erklärt Daniel Labhart. «Es werden nicht einzelne Pflanzen gesetzt, sondern der Boden wird mit einer neuen Vegetation überdeckt. Unkräuter haben dadurch weder Licht noch Nährstoffe.» Der Vorteil: man muss nicht lange warten, bis alles wächst. Die Rollmatten sind wie eine neue Vegetation. «Unsere Rollmatten sind vor allem bei älteren Leuten beliebt und bei Menschen, die nicht jäten wollen. Oder wenn eine Böschung neu bepflanzt werden.»
Wer Bodendecker als einzelne Pflanzen setzen will, sollte vorher den Boden gut lockern und alle Wurzelunkräuter entfernen. Dass die gewählten Pflanzen zum Boden und den Lichtverhältnissen passen müssen, versteht sich von selbst. «Manche Bodendecker wachsen einige Jahre sehr stark, verschwinden dann aber und sterben ab, wie etwa der Knöterich oder das Sternmoos.» Auch das spricht für ihn für gemischte Pflanzungen.
Mehr als «nur abdecken»
Wer selbst eine Bodendecker-Mischung zusammenstellen will, sollte sich als Erstes fragen: «was will ich?» Geht es nur ums Abdecken? Oder auch um die Artenvielfalt oder dass Insekten angelockt werden?
Die richtige Pflanzen-Zusammensetzung zu finden, ist laut Daniel Labhart gar nicht so einfach. «Da braucht es viel Erfahrung und Zeit zum Pröbeln», weiss er. Im Laufe der Jahre hat er 25 eigene Mischungen entwickelt. «Und längst nicht bei allen passte alles beim ersten Anlauf. Manchmal musste ich viermal von vorn anfangen.» Alle Pflanzenmischungen enthalten etwa 50 bis 60 Prozent Bodendecker. Dazu kommen Stauden und Zwiebelpflanzen. «Die Mischung ergibt ein Blütenbild von Frühling bis Herbst», erklärt der Gartenprofi. «Die Bodendecker sind das Grundgerüst, alle Pflanzen wachsen mit der Zeit zu einer Fläche zusammen. Falls eine Pflanze abstirbt, breitet sich einfach eine der Nachbarpflanzen mehr aus.»
Mulchen mit Kies
Bevor man eine Pflanzenmischung setzt, braucht es etwas Aufwand, um das Beet zu präparieren: Der Boden sollte gründlich gelockert und alle Wurzelunkräuter sollten entfernt werden. Sind alle Pflanzen gesetzt, empfiehlt Daniel Labhart, die Fläche zu mulchen. Entweder mit einer mineralischen Mulchung wie Rundkies, Splitt oder Ziegelschrot. Oder mit einer organischen Mulchung wie Rindenmulch, Miscanthus-Fasern oder Rasenschnitt. Auf schattigen Beeten können auch Kakaoschalen ausgebracht werden. «Organisches Mulchmaterial zersetzt sich und muss erneuert werden», so Daniel Labhart. «Ich verwende daher häufig Kies.»
In den ersten ein bis zwei Jahren sollte man vier- bis sechsmal pro Saison alle Unkräuter entfernen, die dennoch wachsen. In den folgenden Jahren brauchen die Pflanzen nur einen Rückschnitt im Winter. «Mir der Zeit wächst alles ineinander und untereinander. Pflanzen und Kleinlebewesen profitieren voneinander und es hat weniger Schädlinge», weiss Daniel Labhart. Die gemischte Pfanzung ist weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge als eine Monokultur – und es kommt mehr Biodiversität in den Garten.
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Essbare Bodendecker
Wie wäre es mit fruchttragenden Bodendeckern? Diese Idee propagiert Markus Kobelt, Gründer der Schweizer Firma Lubera, die sich unter anderem auf fruchttragende Pflanzen spezialisiert hat. «Der Klassiker ist die Monatserdbeere, die auch immer wieder versamt, und damit immer dichter wird», erklärt der Gartenprofi. «Auch ausläuferbildende Erdbeeren, sogar solche mit rosa Blüten, sind geeignet.» Als Flächenerdbeere eigne sich zudem die einmaltragende Erdbeere «Schweizer Herz». «Wenn man alle Ausläufer belässt und sie einfach leicht in die Erde drückt, sodass sie einwurzeln.»
Süsskartoffeln für eine Saison
Auch bei den Himbeeren gibt es eine Bodendeckergruppe: die pflegeleichte, flachwachsende Allackerbeere, die auch schwedische Ackerbeere oder arktische Brombeere genannt wird. «Hier sind die rosa Blüten und die ab Juni reifenden kleinen Himbeeren oder roten Brombeerchen gleichermassen interessant», so Markus Kobelt.
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Wenn nur eine Saison lang ein Gartenteil brach liegt, können Süsskartoffeln als einjährige Bodendecker eingesetzt werden. «Eine Pflanze deckt ein bis zwei Quadratmeter», weiss Markus Kobelt. Die Süsskartoffeln sollten im Abstand von 40 bis 50 Zentimeter gesetzt werden. Markus Kobelt: «Auch die Triebe und Blätter können im Essen verwendet werden, in Smoothies oder als Spinat gekocht.»
Auch Markus Kobelt weist darauf hin, dass alle Bodendecker in einem Beet etwa die gleichen Ansprüche haben sollten. «Man sollte nicht unbedingt eine Bodendeckerrose, die Sonne und Luft braucht, in den Schatten zusammen mit dem kleinen Immergrün oder Waldsteinia pflanzen.» Auf die Frage, ob es Pflanzen gibt, die sich nicht für gemischte Bodendecker-Beete eignen, antwortet er: «Efeu. Das überwächst alles. Das Gleiche gilt für Dickmännchen.» Auch die Kombination von Rosen und Lavendel entwickele oft eine Eigendynamik.«Ich habe schon Pflanzungen gesehen, wo der Lavendel die Rosen regelrecht verdrängt hat.»
Wenn mulchen, dann düngen
Er empfiehlt, die Pflanzen mit mindestens 30 Zentimetern Abstand zu setzen. Wegen des Unkrauts organisches Mulchmaterial auszubringen, habe auch Nachteile. «Die zerfallende Mulchschicht bindet sehr viel Stickstoff, der den Pflanzen nicht zur Verfügung steht. Dann sollte man doppelt düngen.» Die Alternative sei, zwei Jahre zu warten und in der Zeit zu jäten. «Meist ist die Bodendeckerpflanzung bis dann dicht.»