Während die Landwirtschaft heute nicht mehr aus ihrem Leben wegzudenken ist, war sie doch früher weit entfernt für Céline Bienz aus dem solothurnischen Kleinlützel. Zur Landwirtschaft gefunden hat die heute 31-Jährige durch ihren Partner, den Landwirt Severin Klötzli. Zusammen mit seinem Vater führt dieser den 60 Hektar grossen Biobetrieb Bauernhof Klötzli. Neben dem Ackerbau und der Milchproduktion werden dort auch verschiedene Gemüsesorten angebaut.

Aus Freundschaft wurde Liebe

Angefangen hat alles, als sich Céline Bienz und ihr Partner mit ungefähr 17 Jahren kennenlernten. Damals half sie Severins Familie beim wöchentlichen Gemüseverkauf auf dem Markt. Aus der Freundschaft zwischen dem Landwirt und der damaligen Fachfrau für Operationstechnik wurde einige Jahre später dann eine Liebesbeziehung. Céline Bienz, die zu dieser Zeit noch Vollzeit im Spital arbeitete, entschied sich, ihr Pensum zu reduzieren, um stattdessen einen Tag pro Woche auf dem Betrieb ihres Freundes bei der Arbeit im Gemüse mitzuhelfen.

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Als ihr Freund dann die Weiterbildung zum Agrotechniker absolvierte, erwachte Céline Bienz’ Interesse an der Landwirtschaft so richtig. Oft unterhielten sich die beiden über die Themen, die der Landwirt im Unterricht lernte. «Ich merkte, dass mir nicht nur die Arbeit auf dem Betrieb Spass macht, sondern ich auch noch viel mehr über die Landwirtschaft lernen möchte», erinnert sie sich. So entschied sie sich für das Agronomiestudium an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelsicherheit (HAFL). Ihr dafür benötigtes Vorstudienpraktikum absolvierte Céline Bienz im Jura, um gleichzeitig Französisch zu lernen.

5 Fragen an Céline Bienz:

Was können Sie besonders gut?
Ich glaube, das Planen und Organisieren von Veranstaltungen und Anlässen liegt mir.

Welches Alltagsritual gehört für Sie dazu?
Ein Kaffee am Morgen; am liebsten trinke ich diesen zusammen mit meinem Freund Severin. Unserem Kater Diggä stelle ich ein Schälchen Milch hin.

Ihr Rezept für Entspannung?
Eine Wanderung in den Bergen und anschliessend trinke ich einen feinen sauren Most auf der Terrasse einer Berghütte.

Welche Arbeit liegt Ihnen so gar nicht?
Auf dem einzigen flachen Grund im steilen Hang das Tränkefässli für die Rinder mit dem Traktor hinstellen.

Wohin würden Sie gerne einmal reisen?
Ich würde gerne einmal mit dem Zug durch Skandinavien reisen.

Alles rund ums Vieh 

Während sie auf dem Betrieb ihres Partners Arbeiten im Gemüse erledigte, lernte sie dort Melken und Traktorfahren, Aufgaben, die sie zuvor gemieden hatte. Seit dem Abschluss ihres Studiums arbeitet die Agronomin neben ihrer Anstellung beim Schweizer Bauernverband weiterhin in einem Teilzeitpensum auf dem Bauernhof Klötzli. Anders als früher gehören nun die Arbeiten rund um das Milchvieh zu ihren Hauptaufgaben.

«Extensive Wiesen mit ihren vielen verschiedenen Pflanzen-, Bienen- und Insektenarten faszinieren mich»

Die Agronomin legt viel Wert auf die Förderung der Biodiversität.

Um später auch die Klauenpflege bei den Kühen selbstständig durchführen zu können, besucht Céline Bienz diesen Winter einen Klauenpflege-Kurs. Auf dem Traktor übernimmt die Agronomin Arbeiten wie das Zetten und Schwaden des Heus oder das Pressen von kleinen Strohballen. Arbeiten, die mehr Geschick erfordern, überlässt sie den erfahrenen Traktorfahrern. «Da fehlt mir noch etwas die Übung», sagt sie und lacht.

Jedes Jahr wirde etwas Neues ausprobiert

In ihrem Garten, der ungefähr eine Are gross ist, baut Céline Bienz Kartoffeln an. «Das ist ein bisschen zu meinem Hobby geworden», meint sie. Dieses Jahr habe sie neben ihrer Lieblingssorte Agria auch die Sorte Acoustic angebaut, da diese wenig anfällig gegenüber der Kraut- und Knollenfäule ist. «Geschmacklich bevorzuge ich zwar immer noch Agria, doch in Anbetracht des diesjährigen Krautfäulebefalls setze ich nächstes Jahr den Fokus vermehrt auf wenig anfällige Sorten.» Die Agronomin probiert gerne immer wieder etwas Neues aus. Letztes Jahr habe sie erstmals im Gewächshaus Erdnüsse gesät und dieses Jahr Mohn, den sie von einem ehemaligen Studienkolleg erhalten habe.

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Die Leidenschaft, Neues auszuprobieren, teilt Céline Bienz mit ihrem Partner. «Im Ackerbau versuchen wir uns jedes Jahr an etwas Neuem. Sei es eine neue Kultur oder eine alternative Anbaumethode», so die Agronomin. Zusammen mit Severins Vater werde darüber diskutiert, was als Nächstes ausprobiert wird. Dieses Jahr wurde erstmals Lein angebaut, um daraus für den eigenen Hofladen Öl zu produzieren. Als Nächstes möchte Céline Bienz gerne Linsen säen.

Eine wertvolle Nektarquelle für Bienen

Aber nicht alles, was ausprobiert wird, darf auch bleiben. «Wir haben es nun mehrere Jahre mit Raps versucht, doch wir waren nie so zufrieden, sodass wir damit wahrscheinlich wieder aufhören werden», erklärt Céline Bienz. Die Sonnenblumen als alternative Ölkultur hingegen würden gut gedeihen. Diese würden sich ausserdem gut als Nahrungsquelle für die Honig- und Wildbienen eignen, die neben den Schwebefliegen als wichtige Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen gelten. Viele Nektarquellen für die Bestäuber seien aktuell bereits verblüht. «Uns ist es wichtig, dass auf den Feldern immer etwas für die Bienen blüht.»

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Auf die Förderung der Biodiversität legt Céline Bienz viel Wert. «Extensive Wiesen mit ihren vielen verschiedenen Pflanzen-, Bienen- und Insektenarten faszinieren mich», berichtet die Agronomin, die sich in ihrem Studium auf den Pflanzenbau spezialisierte. «In den letzten Jahren haben Severin und ich weitere Hochstamm-Obstbäume auf den Weiden gepflanzt.»

Später möchte das Paar Saft, Konfitüren und Schnaps aus den Früchten produzieren. «An den ersten Bäumen, die wir gepflanzt haben, können nun schon die ersten Früchte geerntet werden. Für Most und Schnaps reicht die Menge aber wohl noch kaum, aber dann machen wir eben Konfitüre daraus», sagt Céline Bienz mit einem Lächeln.