Den ersten Termin für ein Treffen musste Daniela Widmer verschieben: Es waren so viele Bestellungen für Teigwaren und Geschenkkörbe eingegangen, dass die Weihnachtsguetzli noch warten mussten. Und das wäre fürs Foto in der BauernZeitung wirklich schade gewesen.
Eine Woche später steht ein prächtiger Guetzliteller auf dem Küchentisch des Bauernhauses in Urswil im Kanton Luzern.
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Verkauf im Hofladen und an Märkten
[IMG 3]Daniela Widmer stellt das Gebäck für ihren Hofladen her, den sie 2016 eröffnet und ein Jahr später durch einen grösseres Häuschen ersetzt hat, sie besucht zwei Weihnachtsmärkte und liefert Kunden- und Mitarbeitergeschenke an Firmen. Die 36-Jährige hat Koch gelernt und war schon damals eine der wenigen, die sich bei der Arbeit freiwillig für die Herstellung von Patisserie meldeten. Auf Gebäck hat sie sich schliesslich spezialisiert, weil auf dem Landwirtschaftsbetrieb ihres Mannes seit Generationen Dinkel angebaut wird und sie für ihre Produkte hofeigenes Dinkelmehl verwenden kann. Diese Regionalität ist ihr wichtig.
Marcel Widmer, Danielas Ehemann, setzt sich kurz mit an den Küchentisch. «Dinkel ist eine unkomplizierte und robuste Kultur», erklärt er. Auf zwei Hektaren produziert er Ur-Dinkel, davon werden rund 2,5 Tonnen zurückbehalten und für den Eigengebrauch von der Ferrenmühle im nahen Kleinwangen gemahlen.
Die Bäuerin macht den Morgenstall
Vor zwei Jahren hat Familie Widmer von Milchwirtschaft auf Mutterkühe umgestellt und produziert Natura-Beef und Natura-Veal. Marcel Widmer arbeitet Teilzeit auswärts, seine Frau besorgt am Morgen den Stall mit den 14 Simmentalkühen, ihren Kälbern und dem Muni.
Zwölf Sorten Weihnachtsguetzli macht die Bäuerin dieses Jahr. Früher waren es mehr, «aber viele Guetzli sind ja doch oft recht ähnlich», begründet sie die Sortimentsstraffung. Sowieso: «Weniger ist mehr», heisst ihre Devise rund um das Weihnachtsgebäck. «Ein Guetzliteller muss nicht in erster Linie riesig sein, sondern gut.» Das fängt bei den Zutaten an, die Butter beispielsweise kauft sie in der nahen Käserei.
Bei Daniela Widmer kommt nichts aus dem Tiefkühler, sie produziert und verarbeitet ihre Teige frisch. Ihr Weihnachtsgebäck gibt es ab dem ersten Advent, dann produziert sie laufend, bis vor Weihnachten Schluss ist. «Nach den Festtagen hat niemand mehr Lust auf die Guetzli, nicht einmal zum halben Preis.»
Spitzbuben sind der Renner
Die gebürtige Schwyzerin verkauft ihr Weihnachtsgebäck in dekorativen Kartonschalen zu 150 und 250 Gramm.
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Die Verpackung wirkt liebevoll und doch professionell. Auch optisch soll das Gebäck nicht nach Fliessband aussehen, aber doch schön und einheitlich. Wenn Daniela Widmer für den Verkauf produziert, tut sie das allein; mit den Kindern guetzlet sie separat. Die achtjährige Tochter und der zehnjährige Sohn helfen gern, und sie essen auch gern. «Spitzbuben sind der absolute Renner, die muss ich schon etwas hüten, damit sie nicht sofort weg sind», verrät die Mutter. Nicht nur die Familie, auch die Kundschaft mag Spitzbuben am allerliebsten.
Einmal pro Woche bäckt Daniela Widmer Brot für den Hofladen, seit einiger Zeit produziert sie zudem Teigwaren, beides aus reinem Dinkelmehl. Brotbacken mit Dinkelmehl sei schon anspruchsvoller, es brauche mehr Gefühl, kommentiert sie den Unterschied gegenüber Weizenmehl, aber Gebäck sei unkompliziert. Besonders mürbe Guetzli kämen sehr gut heraus. «Alles kalt verarbeiten, nicht lange kneten», rät sie im Umgang mit Dinkel.
«Sich genau ans Rezept halten, Freestyle kommt nicht gut heraus»
lautet ihr Tipp zum Thema Kleingebäck.
Und beim Backen den Wecker stellen, damit nicht im letzten Moment etwas anbrennt.
Soziale Medien sind wichtig
Über ihre Website und vor allem die sozialen Medien behält Daniela Widmer die Aufmerksamkeit der Kundschaft, informiert über Aktuelles, postet Fotos vom Dinkel auf dem Feld und von Guetzli aus der Backstube.
Die sozialen Medien sind für sie zudem ein wichtiges Netzwerk, um Branchenkontakte zu pflegen:
«Wir Hofladen-Frauen sind sehr gut vernetzt.»
Daniela Widmer pflegt Kontakte zu anderen Bäuerinnen.