Sommerzeit bedeutet Hochsaison für Bruno Rentsch von der Arco Glace und Schoggi in Erlach. Normalerweise. Als die BauernZeitung Arco Glace und Schoggi vor ein paar Wochen besucht, macht der Sommer gerade kurz Pause, es ist windig und nass. In der Nacht hat ein von einem Sturm verursachter Wasserschaden den Produktionsraum in Mitleidenschaft gezogen. Anders präsentiert sich die Situation kurz vor Erscheinen dieses Artikels. Mit Wasser kämpft Bruno Rentsch immer noch, diesmal ist es dasjenige aus dem Bielersee. Sein Betrieb ist stark betroffen, die Glaceproduktion unmöglich. Wenigstens sei ein improvisierter Verkauf von bereits produzierter Glace möglich, erklärt er am Telefon.

Klassiker oder Ausgefallenes

Der gelernte Bäcker-Konditor und Sozialtherapeut Bruno Rentsch produziert im Sommer Glace und im Winter Schoggi. Für Glacefans jeglichen Geschmacks hat Rentsch etwas auf Lager. Ob Klassiker wie Vanille, Erdbeere, Schokolade, Himbeere oder doch lieber etwas ausgefallenes wie Rosmarin-Limette, Kurkuma, Tiramisu, Waldmeister – Bruno Rentschs Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Da erstaunt es nicht, dass sein Stiefsohn und Mitarbeiter, Jonas Gersbach, sagt: «Bruno hat mega Spass am Experimentieren.» Und Rentsch ergänzt: «Ja, aber es muss auch gut sein.» Das Aussergewöhnlichste sind aber nicht die speziellen Sorten von Arco Glace, sondern die Herkunft der Milch. «Für mich persönlich ist es ein wichtiges Anliegen, Milch von behornten Kühen zu verwenden. Ich bin überzeugt, das Horn ist ein Organ der Kuh», erklärt Bruno Rentsch. Die Horn-Milch bezieht er bei Karin Wanner und Christian Tüscher aus Ziegelried. Seine Produkte, Glace wie auch Schoggi, sind mit der Bio-Knospe zertifiziert, der Betrieb wird jährlich von Bioinspecta kontrolliert. Die Bioknospe bedeutet, dass die Zutaten aus biologischem Anbau stammen müssen. Das mache die Verwendung von heimischem Obst etwas schwieriger. «Es stammt leider nicht so viel Obst aus der Schweiz», gesteht er auf entsprechende Nachfrage. Bei Zwetschgen, Johannisbeeren, Rhabarber oder Birnen sei es weniger ein Problem, als etwa bei den Erdbeeren. Die kurze Haltbarkeit bis zur Verarbeitung sei bei den empfindlichen Früchten auch ein Problem.

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Der Preis entscheidet mit

Und dann ist da auch noch der Preis, gibt Bruno Rentsch unumwunden zu. Heimische Erdbeeren sollen am besten frisch und mit Rahm genossen werden, erklärt er leicht verlegen. Für seine Glacesorten stellt er zunächst ein neutrales Grundprodukt her. Dabei wird die Milch auch gleich pasteurisiert. Erst in der Glacemaschine wird dann das jeweilige Aroma in Form von Pulpe, also Purée, zur Masse dazugegeben.

Doch wie kommt ein Bäcker-Konditor und Sozialtherapeut dazu, plötzlich Glace zu produzieren? Vor rund 15 Jahren ist Bruno Rentsch der Einheitsbrei der industriell hergestellten Glace verleidet. Mit zwei weiteren Personen hat er den Verein Förderwerk gegründet. Ziel war und ist es immer noch, hochwertige Glace und Schokolade mit viel Liebe zum Detail und handwerklichem Können zu produzieren. Ausserdem sollte ein Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigung geschaffen werden.

Arco bedeutet Bogen

Der Betrieb will den Bogen von Mensch zu Mensch spannen, vom Lieferanten über den Verarbeiter bis hin zur Konsumentin. Das ist dem Betriebsleiter ein wichtiges Anliegen. Und so entstand der Name. Im Jahr 2006 wurde der Betrieb in Münsingen in einer ehemaligen Metzgerei aufgenommen. Bruno Rentsch ist vom Verein als Betriebsleiter angestellt. Das Handwerk hat er sich selbst beigebracht und dabei, was den Zeitfaktor angeht, einiges an Lehrgeld bezahlt. Bereits nach fünf Jahren wurde die Lokalität zu klein. Dennoch dauerte es bis im Februar 2016, bis der Umzug nach Erlach Tatsache werden konnte. Bruno Rentsch kam per Zufall zum jetzigen Lokal in Erlach, einer ehemaligen Fischhandlung. Mit dem Umzug ins Seeland könnte man sagen, Bruno Rentsch kehrte zurück zu seinen Wurzeln. Denn seine Grosseltern waren Bauersleute aus dem Seeland. Und noch eine Änderung brachte der Umzug mit sich. Bis dahin verkaufte Bruno Rentsch seine Produkte komplett selbst. In Erlach jedoch hat sich René Tschelebiew in den Räumlichkeiten eingemietet. Er führt den Direktverkauf der Glace an Ausflüglerinnen und Touristen auf eigene Rechnung. Der Vertrieb an Wiederverkäufer wie Hofläden oder Restaurants leitet Bruno Rentsch nach wie vor selbst.

Die Ruhe selbst

Während des ganzen Gesprächs sitzt Bruno Rentsch ruhig da und erzählt leidenschaftlich von seiner Arbeit. Erstaunlich, wenn man weiss, dass nebenan im Produktionsraum Jonas Gersbach die Spuren des Wasserschadens beseitigt und der Vermieter nach dem Rechten sieht.

Etwas Besonderes bietet Arco Glace Privaten und auch Obstproduzenten an. Sie können nach Vereinbarung eigenes Obst mitbringen und zu feiner Glace oder Sorbet verarbeiten lassen. Das ist doch mal eine besondere Alternative zur Konfi und bietet ebenso über die Saison hinaus Freude und Genuss am eigenen Obst. Andrea Wyss

Weitere Informationen: www.arcoglace.ch