Wer auf dem Biohof von Familie Fuhrer in Burgistein BE vorfährt, wird von einem freundlichen Gesellen begrüsst. Von Zorro, dem schwarzen Hofhund. «Er war schon da, mein Bruder und ich haben ihn quasi mit dem Hof übernommen», scherzt Dora Fuhrer. Auch bei ihrem zweijährigen Sohn ist Zorro hoch im Kurs. Seine ältere Schwester ist bereits im Kindergarten.

Eine Familienangelegenheit

Der Biohof mit 12,5 Hektaren ist eine Familienangelegenheit. 2017 haben Dora Fuhrer und ihr Bruder ihn gemeinsam von den Eltern übernommen. Beide arbeiten auch auswärts, sie im Vorstand von Bio Bern und seit April dieses Jahres im Vorstand von Bio Suisse, er in der Betreuung. Hat jeder einen fixen Tag, an dem er zu Hause ist? «Leider nein», sagt Dora Fuhrer und lacht. Blickt auf den Kalender an der Wand. «Darum das ‹Gnusch› auf dem Kalender.»

Beim Namen Fuhrer in Verbindung mit Burgistein und Bio könnte es bei der einen oder dem anderen unserer Leser(innen) klingeln. Dora Fuhrer ist die Tochter von Regina Fuhrer, die bis 2010 Bio-Suisse-Präsidentin war.

Bioszene nicht so gross

Inwiefern hat es sie geprägt, aus einer bekannten Biofamilie zu stammen? «Insofern, als dass Bio für mich schon als Heranwachsende normal war. Für jemand anderen ist es vielleicht die konventionelle Landwirtschaft, bei mir ist es halt umgekehrt», so die 34-Jährige.

Die Bioszene sei ja nicht so gross, sagt sie. «Daher arbeite ich natürlich jetzt teilweise mit Leuten zusammen, die noch mit meiner Mutter zu tun hatten.» Das gebe es in anderen Familien aber auch, vielleicht sei es dort oft eher eine Vater-Sohn-Konstellation. «Man ist selbst schuld, wenn einem das gleiche interessiert wie die Eltern», scherzt sie.

An ihren Vorstandsämtern gefällt Dora Fuhrer die Breite der Themen – «vom Anbau bis zur Vermarktung» – und wie vielen unterschiedlichen Menschen man begegne.

«Bio mehr fördern»

Von der Agrarpolitik würde Dora Fuhrer sich wünschen, dass man mehr das grosse Ganze sehen würde, anstatt sich in kleinen Baustellen zu verzetteln – «und natürlich, dass Bio mehr gefördert würde, auf diese Idee hätte man zum Beispiel jetzt beim Absenkpfad schon mal kommen können.» Für die Landwirtschaft generell fände sie es schön, «wenn man auch etwas offener für andere Meinungen wäre». Es wirke gegen aussen oft so, als habe die Landwirtschaft eine Meinung, «aber das empfinde ich überhaupt nicht so».

Detailhandel, dann ETH

Dass sie einmal selbst bauern möchte, war für Dora Fuhrer nicht von Beginn weg klar. «Natürlich ist man damit aufgewachsen, war immer überall dabei, aber das hat sich erst irgendwann herauskristallisiert.» Sie machte eine Detailhandelslehre in der Landi, die Berufsmatura, dann die Passerelle. Nach der Matura studierte sie Agronomie an der ETH. «Ich wollte ausprobieren, ob es funktioniert», sagt sie mit einem Lachen. 2016 schloss sie den Master ab. Ein Jahr später folgte die Betriebsübernahme.

Auf dem Hof können sich ihr Bruder und sie eins zu eins ersetzen. «Draussen machen wir beide alles.» Während ihr Bruder für die Buchhaltung zuständig ist («Sonst machen das doch immer die Frauen», witzelt sie), kümmert sich Dora Fuhrer um alle anderen Aufzeichnungen, den Feldkalender zum Beispiel, meldet Tiere an und ab.

Behornte Milchkühe

Zum Hof gehören normalerweise zehn Milchkühe – die meisten davon Simmentaler. Sie seien keine besonders züchteraffine Familie, sagt Dora Fuhrer. «Im Moment sind es nur neun Kühe, wir mussten eine schlachten, weil wir zu wenig Futter haben.» Die Milch liefern sie jeweils am Abend in die Käserei Noflen, wo sie zu diversen Biospezialitäten verarbeitet wird. «Wir sind sehr glücklich mit der Käserei und nach wie vor auch zufrieden mit dem Milchpreis», sagt Fuhrer.

Arbeitspferde im Einsatz

Zur Milchproduktion kommt etwas Ackerbau – Weizen und Kartoffeln. Der Weizen geht in die Dittligmühle in Längenbühl BE, die Kartoffeln vermarkten sie alle direkt. Viele Arbeiten im Ackerbau erledigen sie wie früher mit den drei eigenen Arbeitspferden.

Dora Fuhrers Mann ist Primarlehrer, auch die Partnerin ihres Bruders stammt nicht aus der Landwirtschaft und arbeitet auswärts. Sie organisieren sich so, dass jede und jeder einen fixen Kindertag hat und an diesem Tag auch für alle Zmittag kocht. Auch die Eltern sind teilweise in der Kinderbetreuung engagiert, Dora Fuhrers Bruder und seine Partnerin haben ebenfalls ein Kind.

Platz für zwei Familien

Den Hof gemeinsam zu führen, funktioniere seit sechs Jahren gut. «Natürlich gibt es ab und an Diskussionen, aber die haben auch ganz normale Familien ohne Bauernhof.» Die Eltern wohnen zwar in der Nähe, aber nicht mehr auf dem Hof. «Diese räumliche Distanz war uns wichtig.» Sie haben das Bauernhaus so umgebaut, dass es Platz für zwei Betriebsleiterfamilien bietet.

Grosse Pläne oder Visionen für die nächsten Jahre haben Fuhrers nicht. «Wir machen immer wieder kleine Anpassungen. Wir sind ja ein Vollweidebetrieb, jetzt wollen wir zum Beispiel mehr Bäume in die Weiden setzen.» Bei der Mechanisierung seien sie bescheiden, da warte sicher noch die eine oder andere Anschaffung. Aber auch dort fangen sie klein an: «Die Maschine da draussen haben wir uns zusammen mit zwei anderen Betrieben gekauft», sagt Dora Fuhrer und zeigt durchs Fenster nach draussen.

Reiten oder Velo fahren

Und was macht Dora Fuhrer, wenn sie Zeit für sich hat? «Dann gehe ich gerne reiten oder mit den Pferden wägele, dann können auch die Kinder mitkommen. Oder Velo fahren.» Auch Ferien ermöglichen sich die beiden Familien gegenseitig. Dank ihrer Vorstandsämter kommt sie ohnehin regelmässig vom Hof – zum Beispiel für Sitzungen zu Bio Suisse nach Basel. «Das geniesse ich, es tut gut, dazwischen etwas anderes zu sehen.»

Website: biohof-fuhrer.ch