Vom auf einem Plateau gelegenen Bergheimet Rophaien der Familie Arnold hoch oberhalb von Bürglen hat man eine fantastische Aussicht. Das Panorama mit den markanten Bergen des Schächentals wie Schärhorn, Chammliberg oder Clariden, welches sich dem Besucher beim Blick aus dem Fenster in der heimeligen Stube der jungen Bauernfamilie präsentiert, ist eindrücklich.

Kostspielige Transporte

Vor drei Jahren zogen Manuela und Christian Arnold mit ihren beiden Kindern Livia und Matthias in ihr neues Wohnhaus ein. Das alte Holzhaus war mehr als nur in die Jahre gekommen. Die Isolation des Gebäudes war so schlecht, dass dieses nur noch über den Sommer bewohnbar war. Auch das windexponierte Plumpsklo war alles andere als gemütlich. Nur dank viel Eigenarbeit und der Unterstützung durch die Berghilfe war der Neubau überhaupt möglich. Zwar ist der Bergbetrieb seit 2009 mit einer Strasse erschlossen, dennoch war das Bauprojekt infolge der aufwendigen Transporte bedeutend kostspieliger als ein vergleichbarer Bau im Tal.

[IMG 1]

Talbetrieb in Spiringen

Wie im Schächental noch weit verbreitet, bewirtschaftet die Familie Arnold einen Mehrstufenbetrieb. Neben dem Heimet Rophaien gehört auch der Talbetrieb Nageldach zum Betrieb. Dieser ist elf Kilometer und somit rund 25 Autominuten entfernt und liegt etwas oberhalb von Spiringen auf rund 1000 Metern über Meer. Das dortige Wohnhaus ist zwar ebenfalls in die Jahre gekommen, aber dennoch deutlich wohnlicher als das alte Rophaien-Haus. Der Anbindestall wie auch die Remise wurden in den letzten Jahren von Christian Arnold mit vielen Eigenleistungen zweckmässig saniert.

Mensch und Tier sind häufig unterwegs

Mehrstufenbetriebe haben den Vorteil, dass das Winterfutter und der Hofdünger nicht über lange Strecken transportiert werden müssen, dafür sind Mensch und Vieh häufig unterwegs. Die Familie Arnold betreibt Vertragsaufzucht, rund 15 bis 18 Jungtiere stehen in ihrem Stall. Zusammen mit diesen zügeln sie pro Jahr mehrmals. Kommt das Vieh im Herbst von der Alp Seenalp, welche auf der Muotataler Seite des Kinzigpasses liegt, weidet es auf dem Bergbetrieb die Wiesen ab. Dann gehts auf den Talbetrieb, wo ebenfalls noch geweidet wird. So gegen Ende Oktober ziehen alle wieder hoch auf den Rophaien, bis das Winterfutter verfüttert ist. So um Neujahr gehts wieder mit Sack und Pack ins Tal. Dies kann je nach Schneemengen ein ziemlich anspruchsvolles Unterfangen sein.

[IMG 2]

Pfaden durch den Schnee

Abo Amy Baumann mit ihrem Mann René und ihren Kindern Ladina, Cornel und dem Jüngsten, Julian. Landfrauen Von der Grossstadt Boston ins beschauliche Meiental Thursday, 10. August 2023 Oftmals übt Christian Arnold vorgängig, indem er mit seinen Rindern durch den teils hüfthohen Schnee läuft. Gleichzeitig pfadet er so den ersten Streckenabschnitt. Bis zu zehn Personen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis unterstützen die junge Familie bei dieser Zügelten, die bis zu drei Stunden dauert. «Nicht nur für die Viehtreiber kann der Marsch durch den hohen Schnee ein Knochenjob sein. Gerade auch den schwereren und trächtigen Tieren merkt man die Strapazen in den Tagen danach schon an», so Christian Arnold.Beim Vegetationsstart im Frühjahr werden als erstes die Talflächen überweidet, bevor es wieder «obsi» geht. «Seit dem Neubau des Hauses und dem damit verbundenen Komfort verbringen wir natürlich möglichst viel Zeit auf dem Rophaien», so Bäuerin Manuela Arnold. Die junge Familie fühlt sich sichtlich wohl in ihrem neuen, heimeligen Haus. 

Wichtige Luftseilbahn

Von dort aus ist im Winter die Luftseilbahn Biel-Kinzig meist die einzige Verbindung ins Tal. Diese benützt dann auch Christian Arnold, wenn er vom Rophaien zur Arbeit geht. Vom November bis April arbeitet er Vollzeit als Mechaniker im Maschinenunterhalt eines Unternehmens in Schattdorf. In dieser Zeit besorgt Manuela Arnold zusammen mit den beiden Kindern mehrheitlich das Vieh. Die sechsjährige Livia und der vierjährige Matthias geniessen die Zeit im Stall, vor allem die jüngsten Tiere werden von den beiden mit vielen Streicheleinheiten verwöhnt. Entsprechend handzahm sind die Aufzuchttiere, wenn sie vor dem Abkalben auf die Partnerbetriebe zurückkehren.

Kindergarten im Herbst

So idyllisch der Bergbetrieb auch liegt, er ist auch etwas abgelegen. Einfach so schnell zu den Nachbarskindern spielen gehen, ist im Berg oben nicht möglich. Darum geht Livia auch wöchentlich mit der Bahn ins Tal in die Spielgruppe. Ab dem kommenden Herbst wird das dann auch ihr Weg in den Kindergarten sein. Auch Matthias wird in ein paar Jahren seine Schulkarriere im Tal starten. Es wird also nicht mehr allzu lange dauern, bis Manuela Arnold im Winter tagsüber wieder etwas mehr Zeit hat für sich. Dann wird sie sich wieder vermehrt ihrer Leidenschaft, dem Malen, widmen können. Inspiration bietet ihr die Bergkulisse, welche sich ihr in der eigenen Stube präsentiert, ja genügend.

Betriebsspiegel

Betriebsleiter: Manuela und Christian Arnold
Ort: Talbetrieb in Spiringen (BZ III), Bergbetrieb in Biel/Bürglen (BZ IV)
Flächen: Talbetrieb Nageldach, 4,75 ha; Bergbetrieb Rophaien, 6,5 ha
Viehbestand: 15 bis 18 Aufzuchtrinder
Nebenerwerb: Christian im Winter Vollzeit als Mechaniker