«Jede brucht si Insle, jede si Palmestrand», singt der Liedermacher Peter Reber, während im Hintergrund das Meer rauscht. Da hat er nicht unrecht. Jeder braucht ab und zu Erholung. Nach einem anstrengenden Tag auf dem Feld und getaner Arbeit im Stall wäre der Palmenstrand aber etwas weit weg.
Eine gute Alternative kann der eigene Garten bieten. Das wissen Nadja und Adrian Siegenthaler nur zu gut. Die beiden haben ihren Garten vor dem Bauernhaus selbst geplant und gebaut. «Seither verbringen wir hier viel Zeit», sagt Nadja Siegenthaler.
Mit dem Melken aufgehört, auf Gartenbau fokussiert
Dazu laden verschiedene Teile des Gartens ein: Auf der Liege kann das Mittagsschläfchen gehalten oder es können abends die Sterne beobachtet werden. Am Gartentisch haben auch Gäste Platz. Auf der Feuerschale gleich daneben wird das Abendessen grilliert. Das Hochbeet ist mit allerlei bepflanzt: Kräuter für die Küche, Walderdbeeren zum Naschen für die Kinder und Blumen fürs Auge.
Familie Siegenthaler führt in Eggiwil BE einen Bauernhof. Im umgebauten Stall stehen Rinder und Galtkühe. Ihre zehn eigenen Milchkühe sind auf einem Partnerbetrieb untergebracht. Denn Siegenthalers haben sich 2020 dazu entschlossen, mit dem Melken aufzuhören und sich ganz auf den Gartenbau zu fokussieren.
Bereits 2015 hatten Nadja und Adrian Siegenthaler gemeinsam eine GmbH gegründet, deren Dienste immer gefragter wurden. Sie und ihre sechs Mitarbeiter gestalten nicht nur den eigenen, sondern auch fremde Gärten. Gartenbau und Landwirtschaft sind dabei klar voneinander getrennt, mit jeweils separater Abrechnung.
«Viele möchten einen Garten, der ‹gäbig› ist»
Wahl des Materials für den Garten
«Gefragt sind heute Materialien wie Stahl und Natursteine. Aber auch Holz ist beliebt», sagt Adrian Siegenthaler. Er schlägt den Kunden gerne Schweizer Materialien vor, wie Granit aus dem Tessin oder Plasselber Steine. Beim Holz kommen Eiche, Robinie und andere Harthölzer infrage, die nicht schnell faul werden: «Denn von imprägniertem Holz kommen wir eher weg», so Siegenthaler.
Insgesamt komme für die Gartengestaltungen längst nicht nur Schweizer Ware zum Einsatz, sagt Adrian Siegenthaler. «Das ist nicht möglich. Im Garten geht es den Menschen um die Ästhetik und da fällt die Wahl unserer Kunden auch auf ausländische Pflanzen oder Steine.»
Welche Gärten wünschen sich denn die Leute? «Viele möchten einen Garten, der ‹gäbig› ist», sagt Nadja Siegenthaler. Ihr Mann stimmt ihr zu: «Die Leute haben weniger Zeit für einen grossen Nutzgarten. Aber sie wollen trotzdem Zeit im Grünen verbringen.»
Das bedeutet, dass Siegenthalers viele Sträucher pflanzen, die nicht allzu aufwändig in der Pflege sind. Die Pflanzen werden abgestreut, beispielsweise mit Schilf, Splitter oder gedämpftem Kompost, damit weniger Unkraut wächst. Zwischen Staudenbeet und Rasenfläche braucht es klare Randabschlüsse. Das vereinfacht das Rasenmähen.
Bevor mit dem Bau des Traumgartens begonnen wird, braucht es administrative Arbeit: Es muss ein Baugesuch eingereicht und bewilligt werden. Grundsätzlich sei es einfacher, einen bereits bestehenden Garten umzugestalten, hat Adrian Siegenthaler die Erfahrung gemacht. Er zählt bei der Baugesucheingabe auf einen Architekten, mit dem er zusammenarbeitet.
«Unsere Kunden müssen noch keinen fixen Plan im Kopf haben, wenn sie mit uns Kontakt aufnehmen», erklärt Adrian Siegenthaler. Er besichtige immer als erstes die Ausgangslage vor Ort und lasse sich erklären, was sich der Gartenbesitzer wünsche. «Ich kann mir im Kopf vorstellen, wie die Platzeinteilung funktionieren könnte und wie es am Ende ausschauen wird. Das ist ein Vorteil», sagt Adrian Siegenthaler.
Damit es sich auch die Kunden vorstellen können, nimmt er oft Muster von Platten, Holz oder Pflanzen mit.
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Grosszügiges Denken lohnt sich bei der Planung
Siegenthaler rät grundsätzlich dazu, grosszügig zu denken: «Die Gartenwege können ruhig noch eine Platte breiter sein. Viel teurer wird das nicht, den Abschluss müssen wir sowieso machen und es ist ärgerlich, wenn man im Nachhinein feststellt, dass Wege oder Sitzplätze zu klein geraten sind.»
Im Verlauf der Gartenbauarbeiten können auch neue Wünsche hinzukommen. Deshalb ist Adrian Siegenthaler regelmässig auf den Baustellen, um mit den Kunden neue Ideen zu diskutieren. So können etliche Änderungen beim Bau gleich umgesetzt werden.
Am Ende entsteht dabei eine kleine grüne Insel – zwar ohne Palmen, aber genauso geeignet für die Erholung. Mit dem Panorama gleich hinter Familie Siegenthalers Gartensitzplatz können solche Palmen sowieso nicht mithalten: Die freie Sicht auf den Gebirgsstock Hohgant, die Schrattenflueh und das Brienzer Rothorn ist atemberaubend. Oder wie es Nadja Siegenthaler ausdrückt: «Wenn es zuhause so schön ist, muss ich für die Erholung gar nicht in die Ferien fahren.»
Betriebsspiegel Familie Siegenthaler
Nadja und Adrian Siegenthaler, mit den Kindern Andri und Lorena, Eggiwil BE
LN: 27 ha
Kulturen: Grasland
Tierbestand: im Sommer 50 Stück Rinder und Galtkühe, im Winter 75 Stück
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar und Eltern Hans und Ursula Siegenthaler
www.siegenthaler-gmbh.ch