«Mamiiii …. !» «Lass ihn nicht raus …» «Darf ich …?» Es sind Schulferien. Vier Kinder und drei acht Wochen alte Welpen halten Sonja und Thomas Räbsamen an diesem sonnigen Herbstvormittag auf Trab. Dabei sind ihre Tage auch sonst gut ausgefüllt. Das Paar bewirtschaftet einen Bergbauernbetrieb im Weiler Brand-Nestenberg oberhalb von Ebnat-Kappel SG. Das ganze Land liegt in Bergzone 2 und 3.

«Wir konnten den Betrieb ausserfamiliär übernehmen», sagt Thomas Räbsamen. Er ist gelernter Hufschmied mit einer Zweitausbildung als Landwirt. Sonja Räbsamen ist Schreinerin und hält seit Teenager-Tagen eigene Pferde.

Beide stammen aus Bauernfamilien. «Als Jugendliche hätte ich mir nie vorstellen können, einen Bauern zu heiraten», erinnert sich Sonja Räbsamen. Doch dann lernte sie über ihre Pferde Thomas kennen. Das Paar führte einige Jahre einen Hobby-Hof und begann, von einem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb zu träumen. Da eine Übernahme der elterlichen Höfe auf beiden Seiten nicht möglich war, suchten sie nach anderen Möglichkeiten.

Die beiden lernten über Bekannte Ueli und Erika Bösch kennen, die Vorbesitzer ihres heutigen Hofes. Das kinderlose Paar suchte eine junge Familie für die Nachfolge. «Wir verstanden uns von Anfang an gut und halfen vier Jahre auf dem Betrieb mit», erzählt Thomas Räbsamen. Einer ausserfamiliären Übernahme stand nichts im Weg – es blieb die Finanzierungsfrage.

Eine gute Basis

Abo Interview Bruno Cabernard über die Coop Patenschaft: «Es kommen deutlich mehr Gesuche» Saturday, 7. January 2023 Denn zum Hof gehören ein grosses Wohnhaus mit zeitgemässem Komfort, ein funktionsfähiger Stall, eine Alp und ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche. Wie viel genau, das möchte Thomas Räbsamen nicht in der Zeitung veröffentlicht sehen. «Nicht alle gönnen uns den Betrieb», erklärt er mit einem resignierten Schulterzucken. Doch die Dankbarkeit für den Hof überwiegt.

Denn dass die Familie den Betrieb übernehmen konnte, verdankt sie auch dem Hilfswerk «Coop Patenschaft für Berggebiete», das 2022 sein 80-jähriges Bestehen feierte. «Entscheidend für unsere Unterstützung ist, ob ein Projekt gute Zukunftschancen hat», sagt Geschäftsleiter Bruno Cabernard. Er nutzt den Besuch, um zu schauen, ob sich die Situation der Familie wie erhofft verbessert hat.

«In der Regel prüfen wir das nach zwei und fünf Jahren nach», erklärt er. «Wir fragen dann jeweils, was in der Zusammenarbeit mit uns gut war, was weniger rund lief und was tatsächlich geholfen hat.» Doch da er selbst im Bündnerland als Enkel eines Bergbauern aufgewachsen ist, macht es ihm Freude, zwischendurch die Projekte und die Menschen dahinter persönlich kennenzulernen.

Auch die Räbsamens freuen sich über den Besuch. Stolz zeigt Thomas Räbsamen die Liegehalle mit Tiefstreu und den eigenhändig eingebauten Heukran, den er günstig als Occasion erstehen konnte. «Nun kann ich fast alles selbst machen.»

Mehrere Standbeine

Thomas Räbsamen setzt auf seinem Betrieb ganz auf saisonale Abkalbung, die Kälber kommen alle zwischen Oktober und Dezember zur Welt. «Dann ist bei uns viel los.» Das Fleisch vermarktet er über die Vianco. Zwei Tage die Woche arbeitet er noch als Hufschmied. Im Sommerhalbjahr werden Thomas Räbsamen und seine Ballenpresse zudem auch von anderen Landwirtschaftsbetrieben um Hilfe angefragt, im Winter sind Holzarbeiten und Schneeräumung angesagt.

Sonja Räbsamen kümmert sich das ganze Jahr um die Pferde, die Kinderbetreuung, den Haushalt und anfallende Schreinerarbeiten. Bei Bedarf arbeitet auch Vorgänger Ueli Bösch auf dem Hof mit, er lebt heute mit seiner Frau rund einen Kilometer weiter unten. «Das läuft super», sagt Thomas Räbsamen. «Denn Ueli ist gelernter Zimmermann, kennt den Betrieb, redet uns aber nicht drein.»

Hof mit Zukunft

Nach dem Mittagessen aus Hofprodukten geht es mit dem geländegängigen Traxter über Weiden steil bergauf zur Alp Untere Abschlagen. Eine Zufahrtsstrasse gibt es nicht, die Alphütte ist einfach, die Rundsicht auf die umliegenden Bergketten dafür umso prächtiger. «Während der Alpsaison sind wir viel hier oben, die Kinder lieben diesen Ort.» Thomas Räbsamen hofft, in absehbarer Zeit seinen Nebenerwerb als Hufschmied aufgeben zu können. «Vor allem, wenn das Wetter stimmt, gibt es auf dem Hof mehr als genug zu tun.»

«Die zentrale Frage bei unseren Überprüfungen ist jeweils: Würden Sie den Hof Ihren Kindern übergeben», erklärt Bruno Cabernard wenig später bei einem Kaffee im Garten. Das sage viel über die Perspektive aus. Für das Bauernpaar ist die Antwort klar. «Auf jeden Fall», sagt Sonja Räbsamen. «Der Hof und so leben zu dürfen, ist für uns als Familie ein Glücksfall. Das spüren auch die Kinder.»

Betriebsspiegel
Name: Sonja und Thomas Räbsamen
Ort: Brand-Nestenberg oberhalb von Ebnat-Kappel£
Viehbestand: 16 Kühe, 15 Kälber, 6 Rinder, 4 Yaks, 3 Pensionspferde und 2 eigene, 1 Esel, 2 Mulis, Zwergziegen, Hühner, Hasen, Katzen und Hofhündin Zora