«Es ist ähnlich wie bei uns, einfach alles viel grösser und ohne Berge», fasst der zwölfjährige Jungbauer Julian Betschart seine Eindrücke von den USA zusammen. Gemeinsam mit seinen Brüdern Dominic (18), David (16) und Luca (14) sowie seinen Eltern Barbara und Erich Betschart-Reichmuth war er im Mittleren Westen der USA während zwölf Tagen «on Tour». Dabei hatten er und seine Brüder mit der Ländler-Formation Kalberweidli-Büeblä sieben Auftritte. Da die Bezeichnung Büeblä in Amerika den wenigsten ein Begriff ist, waren sie als «The Kalberweidli Brothers» unterwegs. Auch in der Millionenstadt Chicago hatten sie drei Auftritte. «Die riesigen Hochhäuser mit ihren gewaltigen Glasfassaden und dem über 400 Meter hohen Willis Tower, von wo wir die Stadt überblicken konnten, machten mir schon Eindruck», so Julian Betschart.
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2500 Milchkühe
Neben den Musikauftritten hatte die Familie aber auch genügend Zeit, um Land und Leute kennenzulernen. So konnten sie Milchfarmen mit bis zu 2500 Kühen besuchen oder die schönen Zuchttiere des bekannten Brown-Swiss-Zuchtbetriebs Voegeli-Farm bestaunen. Für ganz grosse Augen sorgten natürlich die imposanten Mähdrescher und Traktoren. Alle vier Jungs haben grosses Interesse an Landmaschinen. Die ältesten beiden sind bereits in der Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker und auch Luca und Julian geben als Berufswunsch Landmaschinenmechaniker oder Landwirt an. In ihrer hofeigenen Werkstatt reparieren und restaurieren die Jungs heute schon mit viel Leidenschaft alte und defekte Töffli, welche sie dann entweder selber fahren oder verkaufen.
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Angestellter aus den USA
Die Familie Barbara und Erich Betschart-Reichmuth bewirtschaftet in Trachslau in der Bergzone II den 48 Hektaren grossen Mutterkuhbetrieb Kalberweidli. Wichtige Betriebszweige sind zudem der Direktverkauf von Bio-Weide-Beef, der Brennholzhandel und die Bauernhof-Spielgruppe. Während die Familie in den USA weilte, schauten auf dem Kalberweidli ein Kollege von Dominic und der Teilzeitangestellte Philip Reed zum Rechten. Dieser stammt aus Amerika und dreht in seiner Freizeit Videos über den Alltag in der Schweizer Landwirtschaft und veröffentlicht diese auf seinem Youtube-Kanal (siehe Artikel «Der Amerikaner Philip Reed dreht Videos über den Schweizer Bauernalltag»).
«Mir gefiel es zwar sehr in den USA, ich kam aber auch gerne wieder nach Hause.»
So der 14-jährige Luca Betschart nach seiner Rückkehr.
Vorfreude auf Genderbüebu
«Mir gefiel es zwar sehr in den USA, ich kam aber auch gerne wieder nach Hause», erklärt der 14-jährige Luca. Er ist der Bassist der Kalberweidli-Büeblä, seine drei Brüder spielen alle Schwyzerörgeli. Dass gleich alle ihre vier Kinder Musik machen würden, habe sich einfach so ergeben, so Barbara Betschart-Reichmuth. Zuerst hätte Dominic Freude daran gefunden, dann eiferten ihm seine drei jüngeren Brüder nach. Grosse Freude haben die Kalberweidli-Büeblä auch, dass sie am 13. Januar 2024 in Rothenthurm als Vorgruppe des Walliser Schwyzerörgeliquartetts Genderbüebu aufspielen dürfen. «Diese sind schon lange unsere grossen Vorbilder und entsprechend stolz sind wir, dass wir von ihnen angefragt wurden», so Julian Betschart.
Von Einsiedeln nach Louisville
Organisiert wurden die zwölftägige Reise und die verschiedenen Auftritte der Kalberweidli-Büeblä von Susann Bosshard-Kälin von «Einsiedeln anderswo». Dieses Projekt hat unter anderem zum Ziel, die Beziehungen zwischen der US-Stadt Louisville und Einsiedeln zu erhalten und weiter zu aktivieren. Zudem möchte man das noch vorhandene Wissen von Zeitzeugen dokumentieren und weitertragen. Auf der Website der Organisation ist zu erfahren, dass mehr als 3000 Einsiedler(innen) zwischen den Jahren 1850 und 1950 nach Übersee auswanderten. Die meisten davon gingen in die USA – viele davon in Gebiete von Louisville, Kentucky. Im Telefonbuch dieser Stadt seien auch im Jahr 2015 noch über 500 Einsiedler Namen wie Birchler oder Zehnder zu finden gewesen.
Weitere Informationen: www.einsiedeln-anderswo.ch
