Er flattert im Wind und ist schon von weitem zu sehen, der Wimpel vor dem Ludihof von Corinne und Franz Schuler in Benken SG. «Schönster Hofladen 2021» steht ­darauf. Nun, drei Jahre später, ­haben sie es mit dem dritten Platz wieder aufs Podest geschafft. In der Zwischenzeit haben die beiden ihr ­Direktvermarktungsangebot nochmals weiterentwickelt. Sie entschieden sich, einen Teil der Legehennen nach dem Ausstallen zu schlachten und das Fleisch tiefgefroren als Hamburger, Legehennen- nuggets, Ravioli oder als Suppenhühner im Hofladen anzubieten. Zähes Suppenhuhn? Von wegen! Das Fleisch der rund zweijährigen Tiere sei durchaus noch zart, hielt Corinne Schuler fest.

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Eigener Hartweizen für Teigwaren

Zunächst galt es allerdings, eine Geflügelmetzgerei zu finden und in Tiefkühlschränke zu investieren. «Wir gingen ein Risiko ein, da wir nicht wussten, ob unsere Kundschaft auch wirklich anbeisst», erzählt Franz Schuler. Doch der Erfolg habe sich bald eingestellt: Viele Kundinnen und Kunden hätten nach anfänglichem Probieren angefangen, regelmässig zuzugreifen und ihre Tiefkühler mit dem Legehennenfleisch vom Ludihof zu ­füllen.

Eine weitere Innovation ist der Anbau von Hartweizen. «Das erste Jahr ging voll in die Hose», gibt der Landwirt zu. Zum einen sei dies wetterbedingt erklärbar, aber auch, weil diese Ackerkultur ein anderes Vorgehen erfordere als der übliche Weizenanbau. Auch benötige er eine besondere Verarbeitung. So wird der Hart­weizen vom Ludihof in der Mühle Entenschiess in Oberneunform TG, welche die entsprechende Erfahrung mitbringt, zu Griess gemahlen. Nach dem erschwerten Beginn sind Schulers nun zufrieden: Rund vier Tonnen konnten sie in den zwei letzten Jahren jeweils einfahren. 

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Möglichst hofeigene Zutaten

Der Hartweizen kommt vollumfänglich in der eigenen Teigwarenproduktion zur Verwendung. Im Hofladen stehen – je nach Saison – bis zu 30 Pastasorten im Angebot. «Kürbis- und Spargelnudeln etwa bestehen komplett aus hofeigenen Zutaten», sagt Corinne Schuler. 

Die Herstellung von Teigwaren, Konfitüren, Sirupen sowie eingemachtem Gemüse hat sie vor ein paar Jahren in der Bäuerinnenschule am Strickhof gelernt. Dazu weiteres Wissen, wie etwa das Deklarieren von Lebensmitteln. «All dies kann ich jetzt bei uns einsetzen», sagt die Mutter von zwei kleinen Kindern. Nebst rund 100 eigenen Produkten verkaufen Schulers in ihrem Hofladen auch etwa 40 Erzeugnisse von anderen regionalen Produzenten.

Auf die Direktvermarktung gesetzt

Den ersten Hofladen auf dem Ludihof hatten die Eltern von Franz Schuler vor fast 40 Jahren eingerichtet. Als Corinne und Franz Schuler den Betrieb 2020 übernahmen, stellten sie die Milchwirtschaft ein, um fortan hauptsächlich auf die Direktvermarktung zu setzen. Dafür vergrös­serten sie den Laden auf 30 m2 und investierten in moderne Verarbeitungs- und Lagerräume. Dazu gehört auch eine Anlage zum Pasteurisieren und Abfüllen von Frischei. Auch der Trockenschrank, den Schulers 2021 beim Hofladenwettbewerb gewonnen haben, kommt regelmässig zum Einsatz. Beispielsweise, um Gemüse für die eigenen Risottomischungen zu dörren. 

Der Laden ist abgelegen, aber gut besucht

Der Martella-Hofladen ist an einer Durchgangsstrasse gelegen und durch das eindrückliche Gebäude sehr gut sichtbar. Hofladenwettbewerb Wipfs stilvoller Hofladen mit Charme Friday, 20. September 2024 Zwar liefern Schulers auch an Grossverteiler, so etwa die Hälfte der Eier. Aber die Direktvermarktung zieht laufend an. Dabei verkaufen sie ihre Produkte über Restaurants, Landi- und Volg-Filialen und andere Läden. Der wichtigste Verkaufskanal jedoch ist ihr Hofladen, der sorgfältig dekoriert ist und einladend wirkt: «Obwohl er etwas abgelegen ist, haben wir einen guten Zulauf», stellt Corinne Schuler fest. Unter den Kunden gebe es viele Familien, die Wert auf gesunde und regionale Ernährung legten.

Um den Hof gerade für Kinder attraktiver zu machen, planen Schulers den Ausbau des Spielplatzbereichs. Zudem führen sie jedes Jahr ein Kürbisfest durch. Franz Schuler: «Es ist wichtig, dass die Kunden das Geschehen auf dem Betrieb selbst erleben und nachvollziehen können.» 

Schuler’s Hofladen ist jeweils von Montag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr geöffnet. www.ludihof.ch

Ein klares Marketingkonzept
Indem Corinne und Franz Schuler auf ihrem Generationenbetrieb gezielt auf die Direktvermarktung setzen, stehe hinter ihrem Hofladen ein klares Marketingkonzept, begründete das Jurymitglied Silvia Amaudruz in ihrer Laudatio, die sie vor einer Woche in Bern an der Preisverleihung hielt. «Dabei überzeugt das vielfältige Sortiment aus nachhaltiger und regionaler Produktion, das perfekt präsentiert wird», hielt die Westschweizerin fest, die in der Jury den Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) vertritt. Zudem verfüge der Hofladen über eine topmoderne Verarbeitungsanlage, mit den neusten hygienischen Standards, betonte Amaudruz.