Im Vergleich schätzen Landwirte ihren Gesundheitszustand am besten ein, Bäuerinnen hingegen bewerten ihn am schlechtesten. Das sind zwei Erkenntnisse aus der Spezialauswertung der Schweizerischen Gesundheitsbefragung (SGB), die alle fünf Jahre schweizweit durchgeführt wird. Seit der ersten SGB von 1992 werden immer auch Landwirte und Bäuerinnen befragt.
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Frauen häufig mit Doppelbelastung
2022 schätzten 4 % der Bäuerinnen ihren Gesundheitszustand als «sehr schlecht oder schlecht» ein, der höchste Wert unter den befragten Gruppen. Bei den Landwirten lag dieser Anteil unter 1 %, was die beste Einschätzung im Vergleich darstellt.
Woran liegt dieser Unterschied? «Das könnte damit zusammenhängen, dass Bäuerinnen vermutlich mit Familie, Kindern, Beruf und Mithilfe auf dem Hof eine Doppel- und Mehrfachbelastung haben», sagt Peter Kopp, Generalsekretär der Krankenkasse Agrisano.
Bauern gehen seltener zum Arzt
Die subjektive Wahrnehmung bei der Agrisano ist, dass die bäuerliche Bevölkerung nicht gesünder oder ungesünder sei als Herr und Frau Durchschnittsschweizer(in). «Die bäuerliche Bevölkerung ist aber zurückhaltender beim Bezug von Gesundheitsleistungen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Bäuerinnen und Bauern sich nicht wegen Banalitäten gleich in Behandlung begeben», hält Kopp fest. Er nennt dabei Grippe, Schnupfen, Husten oder Schmerzen im Bewegungsapparat.
Weit verbreitet sind Rückenschmerzen
Hier weitere Resultate aus der Befragung:
Rückenschmerzen: Knapp die Hälfte der Landwirte litt 2022 «stark» oder «ein bisschen» unter Rückenschmerzen. Bei den Bäuerinnen waren es etwas weniger. In den letzten 30 Jahren sank der Anteil der Personen mit «starken» Rückenschmerzen in allen Gruppen auf weniger als 9 %.
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Schmerzmittelkonsum: 2022 war der Schmerzmittelkonsum bei den Männern (Landwirte und Vergleichsgruppe) am niedrigsten (unter 20 %), bei den Bäuerinnen etwas höher (22 %). Am höchsten war er bei der Vergleichsgruppe Frauen mit 30 %. Zwischen 1992 und 2022 nahm der Schmerzmittelkonsum bei den Männern um rund 10 Prozentpunkte zu, bei den Frauen um 15 Prozentpunkte.
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Schwäche/Müdigkeit: Die Männer (Landwirte und Vergleichsgruppe 30–35 %) litten 2022 weniger als die Frauen (Bäuerinnen und Vergleichsgruppe gegen 50–55 %) unter «starker» und «ein bisschen» Schwäche. Die Werte zu Schwäche waren in den letzten 30 Jahren bei den Männern recht konstant. Bei den Frauen stieg der Anteil derer, die unter Schwäche litten, insgesamt um über 10 Prozent an.
Arbeitsanforderungen: 2022 stellten «hohe Arbeitsanforderungen» für alle untersuchten Gruppen das grösste psychische Risiko dar. Für Bäuerinnen war zudem der «geringe Gestaltungsspielraum» ein bedeutendes Risiko. Landwirte nannten häufiger «Wertekonflikte» und «geringe soziale Unterstützung» als Risiken im Vergleich zu ihrer Vergleichsgruppe. Psyche: Die psychische Belastung («hoch» sowie «mittel») war 2022 sowohl bei Landwirten als auch bei Bäuerinnen insgesamt niedriger als in ihren jeweiligen Vergleichsgruppen. Zwischen 2007 und 2022 nahm die psychische Belastung bei Landwirten und Bäuerinnen mit Schwankungen leicht ab.
Rauchen: 2022 wies die Gruppe der Bäuerinnen mit 12 % den niedrigsten Anteil rauchender Personen aus, die Vergleichsgruppe Männer mit 31 % den höchsten. Während seit 1992 der Anteil Raucher(innen) bei den Landwirten sowie den Vergleichsgruppen Männer und Frauen um je rund 10 Prozentpunkte sank, war er bei den Bäuerinnen stark schwankend.
Alkohol: 2022 konsumierten rund 10 % der befragten Männer täglich Alkohol. Bei den Frauen lag dieser Anteil unter 5 %. Der Alkoholkonsum ging von 1992 bis 2022 bei den Männern deutlich zurück. Bei den Bäuerinnen war er auf niedrigem Niveau mit starken Schwankungen eher zunehmend, bei der Vergleichsgruppe Frauen hingegen abnehmend.