«Bitte einen kleinen Schritt zur Seite», schallt die Anweisung des Modefotografen auf Englisch über den Apfelhain. Sara van der Hoek, gekleidet in die neueste Herbstmode, rückt den Korb voller Äpfel auf ihrer Hüfte neu aus und probiert gefühlt im Sekundentakt neue Posen aus.

Die Niederländerin ist Model – und sieht genauso aus, wie man sich ein solches vorstellt: hochgewachsen, sehr schlank, klassisch schön. Nur wenige Meter weiter hinten dröhnt der Traktor. Der Landwirt ist eben dabei, das Heu unter den Apfelbäumen zu wenden.

[IMG 4]

Mode und Landwirtschaft

Auf einem Bauernhof in der Nähe von Bern prallen an diesem heissen Sommertag zwei Welten aufeinander: Während zweier Tagen findet auf dem Betrieb ein Mode-Fotoshooting für das Loeb-Magazin statt. Das Kundenmagazin des Berner Warenhauses erscheint viermal jährlich. Die Herbstausgabe, die am 1. September veröffentlicht wurde, steht ganz unter dem Motto «Harvest Glam» – einer Kombination aus ländlicher Ernteästhetik und modernem Glamour.

Die Idee war es, Urbanität und Lokalität zu verbinden: «Mode und Glamour der Grossstadt, gleichzeitig die Demut und Dankbarkeit gegenüber dem lokalen Leben. Ein Wechselspiel, welches sich in der Gesellschaft widerspiegelt», erklärt Géraldine Reber, Leiterin Werbung bei Loeb.

[IMG 2]

Über die Website stiess das Team auf den Hof. Den Ausschlag für den Betrieb als Hintergrund für die Modestrecke gab einerseits die geografische Lage, aber auch die roten Farbtöne, die vielerorts auf dem Hof anzutreffen sind. Diese passten perfekt zum «Mood Board».

«Wir wollten gerne Tiere in das Shooting einbinden, das bedingt natürlich ein gutes Einvernehmen mit der Bauernfamilie.»

Géraldine Reber, Leiterin Werbung bei Loeb.

Auch Tiere vor der Linse

Mood Boards sind ein häufig genutztes Mittel in der Fotografie und Werbefilmproduktion, um bereits in der Vorproduktion die visuelle Ästhetik und den atmosphärischen Eindruck des Projekts aufzuzeigen – es kann zum Beispiel eine Collage aus passenden Bildern beinhalten.

«Wir wollten gerne Tiere in das Shooting einbinden, das bedingt natürlich ein gutes Einvernehmen mit der Bauernfamilie», sagt Géraldine Reber. Die grauen Capra-Grigia-Ziegen passten gut zu den Kleidungsstücken der Loeb-Eigenmarke «L’essence», die unter anderem aus Kaschmir gefertigt sind.

[IMG 3]

Ein Shooting auf einem Bauernhof birgt besondere logistische Herausforderungen. «Es ist wichtig, dass alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist», betont Géraldine Reber. Während in einem Studio Strom, Licht und alle notwendigen Utensilien jederzeit zur Verfügung stehen, erfordert ein Shooting unter freiem Himmel noch mehr Planung. So musste beispielsweise ein alternatives Studio bereitstehen, falls das Wetter nicht mitgespielt hätte.

«Wir suchen Charaktergesichter, die gleichzeitig auch authentisch und sympathisch erscheinen.»

Géraldine Reber verrät, wie die Models ausgewählt werden.

Einer der exotischeren Standorte

«Es ist eine Herausforderung, aber auch eine unglaublich schöne Erfahrung», bilanziert Reber. Der Bauernhof sei sicher einer der exotischeren Standorte der letzten Jahre, aber die diesjährige Sommermode wurde zum Beispiel in einem Hallenbad in Luzern fotografiert, «auch das war ein spezieller Ort».

Charaktergesichter gesucht

Das Loeb-Magazin erreicht über 26'000 Kundinnen und Kunden des «Loeb Club Member Loyality»-Programms. Sie bekommen es direkt nach Hause geschickt, ausserdem wird es im Warenhaus aufgelegt. «Wir möchten inspirieren, unterstützen und Wunscherfüller sein. Jede Kundin und jeder Kunde soll die beste Version seiner selbst und glücklich sein, wenn sie oder er den Loeb verlässt», sagt Géraldine Reber. Dieser Ansatz scheint erfolgreich zu sein: Die im Magazin präsentierten Outfits würden tatsächlich häufiger gekauft, verrät die junge Frau.

Neben dem Standort ist auch die Auswahl der Models entscheidend. «Wir suchen Charaktergesichter, die gleichzeitig auch authentisch und sympathisch erscheinen», erklärt Géraldine Reber. Jedes Thema erfordere neue Ideen und Charaktere, um die jeweilige Geschichte zu transportieren. «Natürlich ist auch wichtig, dass sie gut zusammen harmonieren. Gerade Sara und Viktor haben sehr gut zusammengepasst», so Reber.

Die drei Models Sara van der Hoek, Angelika Baranska und Viktor Lucius stammen gebürtig aus den Niederlanden, Polen und Deutschland. Je nach Kampagne kann das variieren. Gecastet werden die Models nicht vor Ort, sondern Loeb arbeitet dafür mit verschiedenen Agenturen zusammen.

[IMG 5]

«Eine ganz andere Geschichte»

Insgesamt arbeitete das Team während rund drei Monaten am Magazin. Das Shooting auf dem Bauernhof wird Géraldine Reber auf jeden Fall in Erinnerung bleiben: «Es ist noch einmal eine ganz andere Geschichte, die man erzählt, als wenn man das im Studio nachstellt», fasst sie zusammen.

Dann packt das Team zusammen, denn der nächste Standort wartet bereits und es wird schon bald Abend. Nachdem die Weide mit den Ziegen, der Heustock und der Apfelhain im Kasten sind, geht es nun noch zum Getreidefeld.