Niesanfälle, juckende Augen und eine verstopfte Nase: Pollenallergien sind nicht nur lästig, sie können auch Folgen haben: Je nach Heftigkeit erschweren die Beschwerden die Arbeit und stören den Schlaf. Bleibt die Allergie unbehandelt, steigt zudem das Risiko, dass sich Asthma entwickelt.

Ein Fünftel der Schweizer(innen) hat Heuschnupfen

Eine Allergie kann sich jederzeit entwickeln, auch im Erwachsenenalter. Rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung leidet heute an Heuschnupfen, schreibt das Allergiezentrum Schweiz (AHA) auf seiner Website. 70 Prozent der Betroffenen reagieren auf Gräser und wegen des Klimawandels setzen viele allergieauslösende Pflanzen ihre Pollen früher und stärker frei. Menschen in der Landwirtschaft sind davor nicht gefeit. «Steigende Temperaturen im Klimawandel führen zu einer früheren und für gewisse Pollenarten zu einer stärkeren Pollensaison», schreibt etwa Meteo Schweiz zum Thema. Je mehr und je länger sich Pollen in der Luft befinden, desto höher ist das Risiko, dass auch Menschen eine Allergie entwickeln, die bisher nicht betroffen waren.

Die Saison ist gestartet

Bereits jetzt hat die Blüte der Hasel und der Erlen begonnen. Ein vermeintlicher Schnupfen könnte also auch eine Pollenallergie sein. «Wer sich nicht sicher ist, ob die laufende Nase wegen Pollen oder einer Erkältung kommt, klärt das am besten mit seiner Ärztin oder seinem Arzt ab», empfiehlt Roxane Guillod, Co-Leiterin Fachdienstleistungen des Allergiezentrums Schweiz in einer Medienmitteilung. Handelsübliche Heuschnupfen-Medikamente haben Nebenwirkungen, wie etwa, dass sie müde machen. Pflanzenextrakte bieten Alternativen. Doch welche wirken wirklich gut?

Das Institut für Komplementäre und integrative Medizin der Universität Bern hat die derzeitigen Forschungsergebnisse zusammengetragen. Das Ziel war, die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Mittel genauer zu beleuchten. Die in der Übersichtsarbeit gefundenen Studien zeigen, dass bestimmte Pflanzenextrakte Entzündungen im Körper verringern und das Immunsystem positiv beeinflussen können.

Da sind zum einen Zitronen-Quitten-Extrakte. Sie können als Nasenspray oder über Injektionen verabreicht werden, die man sich selbst spritzt. Der Nasenspray wirkt schnell, wie Betroffene in einer Studie berichteten, und bringt schon nach kurzer Zeit eine Erleichterung beim Atmen. Zudem können die pflanzlichen Stoffe die Freisetzung von Histamin hemmen.

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Spray oder Spritze

In einer anderen Studie wurde der Extrakt als Injektion unter die Haut verabreicht, die die Betroffenen selbst durchführen können. Dabei zeigten sich langfristige Verbesserungen, gerade bei den morgendlichen Beschwerden. «Für Kinder, insbesondere solche unter zehn Jahren, kommt vor allem die Anwendung als Nasenspray in Frage, weil die subkutane Spritze unter die Haut kurzfristig etwas brennen kann», weiss Patrick Gutschner von der Gemeinschaftspraxis Worblental in Ittigen BE. Er ist Hausarzt für Allgemeine Innere Medizin und hat eine Zusatzausbildung in Anthroposophischer Medizin. «Wenn die Eltern einen Vernebler zu Hause haben, ist auch die Anwendung als Ampulle zur Feuchtinhalation möglich.» Entsprechende Nasensprays sind rezeptfrei erhältlich, die Ampullen nur auf ärztliches Rezept.

Für Erwachsene wird in der Regel die Injektion bevorzugt, da sie stärker wirksam ist. «Die verwendete Subkutannadel ist ganz fein und das Spritzen wird ohne Probleme selbst erlernt», erklärt der Mediziner weiter. «Die Injektionen und der Nasenspray helfen sowohl in der Vorbeugung als auch in der Akutbehandlung während der Heuschnupfensaison. In der Akutbehandlung wird die Anwendung intensiviert.»

Wenn möglich, beginnt man mindestens vier Wochen vor Beginn der Pollensaison mit der Behandlung. Bei sehr starken Heuschnupfen-Symptomen ist dies acht bis zehn Wochen vorher schon ein Thema.

Pestwurz für die Nase

Ebenfalls bewährt hat sich Pestwurz. Der Pflanzenextrakt wirkt vor allem gegen eine verstopfte Nase und reduziert Entzündungsstoffe, die für die Beschwerden verantwortlich sind. Studien zeigten, dass Pestwurz die Atmung verbessert und dabei ähnlich gut wirkt wie herkömmliche Medikamente.

«Beim Pestwurz ist ein ebenfalls im Arzneimittelkompendium verzeichnetes Präparat in Tablettenform erhältlich», weiss Patrick Gutschner. «Man nimmt während der Heuschnupfensaison morgens und abends je eine Tablette ein.» Das Präparat sei rezeptfrei erhältlich und eigne sich für Erwachsene und Kinder ab zwölf Jahren.

An die Allergene gewöhnen

Wirken die rezeptfreien Mittel nicht stark genug, sollte man sich an die Hausärztin oder den Hausarzt wenden. «Haben Patientinnen oder Patienten sehr starke Symptome, kann es hilfreich sein, dafür zu einer Ärztin oder einem Arzt mit Zusatzausbildung in Komplementärmedizin zu gehen», so Patrick Gutschner. «Denn es gibt zum Beispiel bei den Ampullen auch stärkere Dosierungen als die häufig verordneten. Und allenfalls kann eine ergänzende Behandlung sinnvoll sein.»

Hilfreich ist die sogenannte Hyposensibilisierung, bei der das Immunsystem der Betroffenen an die Allergene gewöhnt werden, damit es nicht mehr so heftig reagiert. Wird die Therapie konsequent über drei Jahre fortgeführt, seien die Erfolgschancen sehr gross, erklärte Claudia Traidl-Hoffmann kürzlich in einem Interview in der Zeitung «Der Bund». Sie ist Professorin für Umweltmedizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg (D). «Wenn die Behandlung nicht hilft, liegt das daran, dass sie nicht oder nicht konsequent angewendet wird.»

Nasensekret eher wässrig

Doch wie unterscheidet man eine Allergie von einem Erkältungs-Schnupfen? «Der wichtigste Punkt ist der saisonale Verlauf», erklärt Expertin Sonja Hartmann vom Allergiezentrum Schweiz. Treten die Symptome jedes Jahr zur gleichen Zeit auf, etwa im Frühling, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es sich um eine Pollenallergie handelt. «Beschwerden wie juckende, tränende und gerötete Augen, Jucken in der Nase, im Gaumen oder in den Ohren deuten ebenfalls auf eine Pollenallergie hin. Und anders als bei einer Erkältung ist das Nasensekret eher wässrig.»

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