Kaum sind die Grünen gewählt, wird dem längsten Milchkäufer der Schweiz in Luzern zum Kaffee Soja-, Mandel- oder Hafermilch zur Auswahl gestellt. Kuhmilch habe es erst auf Nachfrage gegeben, berichtet er sichtlich irritiert. Was er in Luzern gemacht hat, will er nicht weiter erläutern, aber da hat es ja auch Kühe die moooohen und viel günstige und nachhaltige Milch geben. Generell erklärt sich die Milchbranche ja gerne, stellt sich ins beste Licht und lässt sich nicht gerne in die Karten schauen. Und da unterscheidet sich der etwas konservativere Eidgenosse doch deutlich vom Veganer, der einem seinen Avocadobrei immer und immer wieder ungefragt aufs Brot streicht. Da herrscht dann soviel geistige Transparenz, dass es manchmal schon fast weh tut.
Als die Milchwelt noch in Ordnung war
Aber ganz ehrlich, auch mit dem nötigen journalistischen Respekt vor den Herren Blocher und Rösti, der mir schon immer gefehlt hat, also der Respekt und nicht der Rösti – doch der Rösti auch. Gut fangen wir den Satz nochmal an. Damals als der Rösti noch bei der SMP war und deutlich älter aussah als heute bei der SVP, damals war die Milchwelt ja noch in Ordnung. Da fluchten die Bauern über die Abnehmer, die Milchverarbeiter über die Bauern, jeder sagte sich die Meinung und der Milchpreis fiel und fiel. Dann wurde der gnädige BOM-Mantel über die Milch gestülpt, der Rösti floh zur SVP und zur Beruhigung des Konsumentengewissens wurde von Zeit zu Zeit ein Richtpreis jenseits der Realität publiziert. Die Bauern wussten allgemein nicht, wer genau die 20 Rappen bekam, die ihnen bis zum Richtpreis auf der Milchabrechnung fehlten, im Fokus standen der Nachbar und die Freiburger. Nur fluchen tut irgendwie keiner mehr, denn sonst braust der Lastwagen bald auf der A6 an deinem Milchtank vorbei nach Oey. Da kannst du dann deine Milch rauchen. Was zweifellos in vielen Fällen nicht viel schlechter wäre. Vielleicht sollten wir aber auch ein bisschen bei den Veganern abschauen. Nicht die Ernährungsgewohnheiten aber die geistige Transparenz. Nachdem der Konsument schon Mitleid mit den armen Tiermamas und Tierbabys hat, die da angeblich so völlig ungeliebt in des Bauers Stall vor sich hin vegetieren, hätte er es dann vielleicht auch einmal mit den Bauern. Gut, die haben natürlich nicht so härzige Augen wie ein Kälbli, aber ich kann mir gut vorstellen, dass einige Konsumenten sogar einem sachlichen Argument zugänglich wären.
Tannzapfen vom Coop
Gut, ich muss zugeben, alle wären das bestimmt nicht. Denn scheinbar gibt es auch den Konsumenten, der im Coop Tannzapfen kauft. Gut, jetzt mit der Klimaerwärmung macht es ja Sinn, dass wir unsere Tannzapfen im sterbenden Wald verrotten lassen, damit die dort das CO2 im Boden schön brav binden können. Aber jetzt raten Sie doch mal, wo Coop seine Tannzapfen gefunden hat? Es gibt nämlich eine Nation, die kein CO2 im Boden binden muss und die im Notfall auch die eigene Grossmutter für ein paar Yen verkaufen würde – ups verplappert. Jaaa richtig geraten, im Coop kann man für Weihnachten exklusiv Tannzapfen aus China kaufen. Die feiern halt dort auch keine Weihnachten und winden keine Kränzchen. Und was die nicht selber brauchen, verkaufen die und den Rest auch. Da bin ich doch froh, dass die Grünen gewählt wurden und solcher Seich bald verboten wird. Liebe Grüne, ich zähle auf euch. Und darauf, dass alle andern zumindest in Sachen Skrupel und Transparenz ein bisschen bei euch lernen.