«Der Kandidat hat das externe Assessment und die Hearings in der Nominationskommission und im Regionalausschuss ZMP sehr gut bestanden», meldete die Genossenschaft der Zentralschweizer Milchproduzenten (ZMP) in ihrem Newsletter. Damit ist der Weg geebnet für den neuen starken Mann in der Zentralschweizer Milchpolitik.

 

Zur Person

Der 55-jährige Meisterlandwirt bewirtschaftet als Pächter den Sonnhaldenhof im luzernischen St. Urban. Thomas Grüter ist verheiratet und hat vier erwachsene Söhne. Er ist Luzerner Kantonsrat (CVP) und seit 16 Jahren Gemeindepräsident von Pfaffnau. Letzteres zeitintensive Amt wird er im Sommer abgeben. Als Offizier a. D. zählt er auf die Erfahrung aus 1250 Diensttagen.

 

Thomas Grüter, am 20. April, so der Plan, wären sie in den Vorstand ZMP gewählt worden. Und zwar mit der Aussicht, ein Jahr später das Präsidium zu übernehmen. Das wird sich nun verzögern wegen Corona ...?

Thomas Grüter: Ja, es ist sicher eine Lage, die wir uns alle nicht gewünscht haben. Der Vorstand ZMP wird die möglichen Vorkehrungen treffen, um die Geschäfte als Genossenschaft weiterführen zu können und seine Strukturen auch der aktuellen Lage anpassen.

Wie wirkt sich dieser Notstand auf Ihren Alltag aus?

Als Landwirte sind wir zur Zeit noch in einer guten Lage, im Gegensatz zu anderen Branchen. Wir können mit dem geforderten Social Distancing unsere nötigen Arbeiten in Stall und Feld ausführen. Positiv bei uns ist die deutliche Zunahme der Obstverkäufe ab Hof. In der Gemeinde haben wir zudem einen Führungsstab einberufen, dem ich als Gemeindepräsident vorstehe.

Beim Fleisch vermutet man wegen der Absage von sämtlichen Veranstaltungen und der Schliessung der Beizen weniger Konsum. Wie könnte sich das Zuhausebleiben auf den Konsum von Milchprodukten auswirken?

Nahrungsmittel einkaufen ist unter Berücksichtigung der bundesrätlichen Auflagen ja möglich. Mit der Grenzschliessung und ohne Einkaufstourismus wird sich der Konsum von Schweizer Milchprodukten deutlich erhöhen. Den Export kann ich derzeit nicht beurteilen.

Sie sind ein grosser Biomilch-Produzent und unterscheiden sich damit vom durchschnittlichen ZMP-Mitglied. Ein Problem?

Das darf kein Problem sein. Das habe ich auch vor dem Regionalausschuss so dargelegt. Jeder soll selber entscheiden, was er produzieren will. Schlussendlich sind wir alle ZMP-Mitglieder.

Wie sehen Sie die Zukunft bei der Biomilch, war Ihr Betrieb anfänglich auch auf der Warteliste?

Für mich ist sehr wichtig, dass wir mit der Menge der Biomilch jetzt nicht überborden und ohne die Vermarktung zu klären, produzieren. Der Biomilchabsatz war 2018 sehr gut. Damals konnten alle neuen Produzenten ihre Milch abliefern, ohne auf die Warteliste zu kommen.

«Jeder soll selber entscheiden, was er produziert.»

Thomas Grüter über Bio und ÖLN.

Was hat Sie denn dazu bewogen, den Betrieb auf Bio umzustellen?

Mit 50 Jahren wollten wir etwas ändern, etwas Neues wagen und haben uns Gedanken gemacht, wohin wir in den nächsten 15 Jahre mit dem Betrieb wollen. Bioprodukte waren gesucht. Das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten und die Politik in Bern waren Signale. Schlussendlich aber auch die Herausforderung, etwas ganz Neues anzugehen.

Als Gemeindepräsident und Luzerner Kantonsrat verfügen Sie über reichlich politische Erfahrung. Ein Vorteil für Ämter in der Milchpolitik?

Ja, ich gehe davon aus, dass mir meine Erfahrungen und Tätigkeiten in den letzten Jahrzehnten das nötig Rüstzeug dazu geben.

In einem Jahr stellen Sie sich, so der Plan, als Nachfolger von Thomas Oehen als neuer Präsident ZMP zur Verfügung. Was motiviert Sie?

Es ist eine grosse Herausforderung, welcher ich mit grossem Respekt begegne. Man darf nicht vergessen, dass ich erst in den Vorstand gewählt werden muss. Mit zusätzlichen Chargen beschäftige ich mit dann, wenn es soweit ist. Ich möchte mich in der Milchbranche engagieren und zusammen mit vielen Beteiligten als ZMP, der führenden Produzentenorganisation, die Interessen der Mitglieder vertreten.

Wie organisieren Sie künftig den Betrieb?

Das zeitliche Engagement ist mir bewusst und ich musste es vor meiner Bewerbung klären. Meine Tätigkeiten zu Hause werden sich vermehrt auf die strategische Ebene beschränken, da ich auf ein gutes Team vertrauen kann und unser Sohn Marc noch mehr eingebunden wird.

 

Sonnhaldenhof

Brigitte und Thomas Grüter haben den 115 ha grossen Sonnhaldenhof vom Kanton Luzern gepachtet. Thomas Grüter ist auf dem Betrieb in der Gemeinde Pfaffnau aufgewachsen, sein Vater kam damals als Betriebsleiter auf den Hof, konnte diesen dann pachten und gründete mit Sohn Thomas später eine Generationengemeinschaft. Seit 2018 wird nach den Richtlinien von Bio Suisse produziert. Zwei Lernende, drei Vollzeitangestellte und weitere Arbeitskräfte in Teilzeit wirken zusammen mit dem Betriebsleiterpaar auf dem Hof. Dieser ist vielseitig und arbeitsintensiv. Zu den Betriebszweigen zählen Ackerbau (Brotweizen, Dinkel, Ackerbohnen, Raps, Lupinen, Körner- und Silomais), Obstbau (Direktverkauf ab Hofladen), Lohnarbeiten (Säen, Hacken, Striegeln, Grabarbeiten) und ein Gastronomiebereich (Apéros, Geburtstage, Hochzeiten). Und dann ist natürlich die Tierhaltung mit Schweinemast und der Milchproduktion. Rund 700 00 Kilogramm produziert der Sonnhaldenhof jährlich für den Biomilchring ZMP.