«Jede meiner Glocken erzählt eine Geschichte», sagt Hanspeter Schütz aus Dürrenroth. Letzte Woche durfte er sein Geläut sauber und blitzblank wieder abholen, und zwar bei Albert Wälti in Wasen i. E. Wälti hat die 28 Glocken von Schütz tagelang mit Chromglanz poliert, damit sie wieder wie neu aussehen. «Man muss sich dafür Zeit nehmen und nach dem Putzen die Glocken ein paar Tage ‹austrocknen› lassen», empfiehlt er.
Das letzte Tier
Der Reinzüchter Hanspeter Schütz freut sich schon jetzt, die Glocken wieder seinen Kühen anziehen zu dürfen. «Wir versuchen, daran festzuhalten», so der Landwirt. Für ihn sei jede seiner Glocken etwas Besonderes. Ein Unikat sei zum Beispiel diese Glocke, die er anlässlich der Sila 100 für seinen Stier erhalten habe. Nun zeigt Schütz auf eine kleinere Glocke. «Die da hat auch eine besondere Geschichte: Ich ersteigerte einmal an der Kemmeriboden-Auktion ein Rind. Das Rind, war das letzte Tier, das der damalige Kemmeriboden-Wirt Hans Gerber selig noch verkaufte», erzählt Schütz. Das Rind sei ein grosses, etwas grobes Tier gewesen. «Und geschielt hat es auch noch ein wenig», sagt er. Für 3200 Franken konnte Schütz das Rind damals kaufen. Unter den Käufern wurde dann eine Glocke verlost und er war der glückliche Gewinner. «Auf dem Abstammungsausweis des Rindes war als Züchter Hans Gerber und als Eigentümer die Familie Invernizzi, der heutige Name der Wirtefamilie des Kemmeriboden-Bades, angegeben», weiss er noch.
Ein Lebensspruch
Auf einer anderen steht schön um die Glocke eingraviert geschrieben: «Man ist besiegt, wenn man aufgibt.» «Das ist wie im Leben», ergänzt Albert Wälti, als er den Spruch vorliest. Mehrere Glocken konnte Hanspeter Schütz auch von seiner reinen Simmentalerkuh Fly-Away einheimsen. Die Schönheit gewann unter anderem 1999 an der Expo-Bulle bei den Simmentalern den Schöneuter-Titel. In dieser Zeit habe seine Fly-Away für viel Furore gesorgt. «Ja, das war eine schöne Kuh, mit einem starken Euter», so der Züchter. Einmal triumphierte sie auch an der Reinzuchtausstellung in Burgdorf, wo sie Reserve-Champion wurde. «Eine deutsche Delegation wählte Fly-Away dann zu ‹ihrer› schönsten Kuh und ich durfte als Geschenk diese Glocke von ihnen entgegennehmen», sagt Schütz und zeigt auf eine kleine Glocke, die mit einem gestickten Riemen verziert ist.
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Grosses Erbe der Reinzucht
Root Creek Fly-Away wurde 1995 im Stall von Hanspeter Schütz geboren. Sie war eine Tochter des Farmer-Sohnes Faucon. Faucon stammte seinerseits aus der bekannten Renzo Finette von der Familie Christen aus Cheseaux-Noréaz ab. Die mit 55 55 98 und mit EX-92 beschriebene Fly-Away hinterliess mit ihrem Sohn Ah-Flyer der Reinzucht ein grosses Erbe. So ist zum Beispiel die Grossmutter vom Spitzenstier Cyrill eine Ah-Flyer-Tochter. Oder die Mutter vom Stier Niesen BB, Ah-Flyer Nelly (55 55 98) von Abraham Pieren-Schranz aus Adelboden. Eine der höchst punktierten Ah-Flyer-Töchter ist Alexandra von Ueli Oesch aus Schwarzenegg. Alexandra ist mit 55 55 98 und linear mit EX-93 beschrieben.
Der Stier Petrus
Ein weiterer Simmentalerstier, den Hanspeter Schütz zwar nicht selber gezüchtet, sondern von der Familie Balmat aus Semsales als Kalb zugekauft hat, und der bei ihm für Furore sorgte, hiess Petrus. Der Benz-Sohn Petrus wurde später von Swissgenetics angekauft. Von Petrus wurde seinerzeit auch viel Samen nach Brasilien exportiert, wo er in der Mutterkuhhaltung die Nummer eins wurde.