Thomas König aus Oberbottigen bei Bern hat immer alle Hände voll zu tun. Mit seinem Vater führt er einen Biobetrieb am Stadtrand von Bern, daneben arbeitet er auch noch in Teilzeit auswärts. Gleichzeitig steckt der Biolandwirt mitten in der Weiterbildung zum Meister.

Betrieb mit vielen Facetten

«Du musst versuchen, das zu machen, was dich packt, was dir Freude bereitet und wo du einen Sinn siehst», sagt Thomas König, während er an der Weide vor seinem Haus vorbeigeht. Auf dem grossen Landstück grast seine Mutterkuhherde friedlich in der Herbstsonne. Der junge Landwirt ist überzeugter Biobauer und hat viele Ideen, entsprechend facettenreich aufgestellt ist sein Betrieb.

Die Hauptbetriebszweige bilden die Mutterkuhhaltung und der Ackerbau. Auf Königs Feldern wachsen Brotweizen, Roggen, Speisehafer, Mais, Linsen und Leindotter in Mischkultur sowie Speisesoja. Im grossen Permakultur-Garten und auf den Hohstammbäumen in der benachbarten Wiese gedeihen verschiedene Gemüse- und Früchtessorten, die über den eigenen Hofladen abgesetzt werden. Auch Rindfleisch und die Eier der rund 40 Legehennen, die in einem mobilen Stall am Rand des Gartens stehen, gibt es dort zu kaufen. «Die meisten Kunden, die hier einkaufen, kommen aus Oberbottigen oder aus Bümpliz», sagt König.

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Pächter bei der Stadt

Die grosse Agglo-Gemeinde Bümpliz ist von Königs Biohof eine halbe Stunde Fussweg entfernt, die nächste Siedlung ist der Oberbottiger Ortsteil Chäs und Brot. Doch durch Eingemeindungen und Fusionen reicht das Gemeindegebiet der Bundesstadt Bern heute bis weit ins Land hinaus. So kommt es, dass Familie König ihren Betrieb und das umliegende Land von der Stadt pachtet.

«Die Stadt Bern ist eine sehr angenehme Verpächterin», sagt Thomas König. So mache die Stadt dem Betrieb nur sehr wenige Auflagen; eine zentrale – die Umstellung auf Bio – habe man bereits 2005 umgesetzt. Ein weiteres Anliegen der Stadt sei es, dass Königs regelmässig Schulklassen auf ihrem Hof willkommen heissen. Dafür nehme er sich jeweils gerne ein paar Stunden Zeit, meint der Landwirt schmunzelnd: «Die Kinder aus der Stadt geniessen die paar Stunden auf unserem Betrieb immer sehr. Für manche ist es sogar schon ein Höhepunkt, wenn die Katze über den Hofplatz stromert.»

Eine bunt gemischte Herde

Zu sehen bekommen die Kinder jeweils auch Thomas Königs Mutterkuhherde, die aus Tieren unterschiedlicher Rassen zusammengesetzt ist. Zum grössten Teil grasen auf der grossen Dauerweide neben dem Hof Tiere der Rassen Limousin und Angus, aber auch zwei Stück Braunvieh und ein Rätisches Grauvieh gehören zum Herdenverbund. Ein reiner Limousin-Muni läuft mit den Kühen mit; «ein junger Kerli und noch etwas ein scheuer. Aber der kommt schon noch», scherzt König. Auf dem Hof werden seit der Bio-Umstellung im Jahr 2004 Mutterkühe gehalten, die Herde besteht aus 19 Muttertieren und ihren Kälbern. Die Muttertiere züchtet König nicht selber, sondern kauft sie «bei zwei Händlern unseres Vertrauens», wie er sagt. Wichtig sei ihm in erster Linie die gute Gesundheit der Tiere, vor allem das Fundament müsse stimmen. Darüber hinaus wünscht sich König langlebige Tiere, die selbstständig abkalben können. Selbstverständlich müssten die Tiere von Mutterkuh Schweiz anerkannt zertifiziert sein, fügt der Berner an.

Angebot bestimmt Wahl

Dass sich so unterschiedliche Rassen in seiner Herde finden, habe einen einfachen Grund, erklärt Thomas König. Da er als Biolandwirt nur Bio-Tiere kaufen solle, könne er nur auf ein überschaubares Angebot zugreifen. Wenn er sich nicht auf eine Rasse beschränke, sei er folglich beim Einkauf flexibler.

Bislang habe er gute Erfahrungen gemacht, berichtet König, wenngleich sich die Kälber natürlich unterschiedlich entwickelten und nicht alle gleich rasch an Gewicht zunähmen. «Gemäss den Natura-Beef-Vorschriften muss ich die Rinder mit zehn Monaten absetzen. Bis dann haben aber noch nicht alle das optimale Schlachtgewicht erreicht. Das liegt zum einen an den Rassen, zum anderen aber auch an den Fütterungsplätzen, die bei uns nicht fix verteilt sind. Da gäbe es noch etwas Optimierungspotenzial», schätzt König.

Zur besseren Kalkulierung des Schlachtgewichts würde sich wohl die Umstellung auf eine einzelne Rasse anbieten und eine über zehn Monate hinaus verlängerte Ausmast , fährt er fort. In Betracht zieht er dabei einen Wechsel auf Grauvieh – ob er sich aber für die Rätische oder die Tiroler Variante entscheiden würde, weiss er noch nicht.

Bevölkerung ist interessiert

Die Vielseitigkeit von Königs Biohof und die Nähe zur Stadt Bern machen den Betrieb interessant für viele Leute. So werde er nicht nur von der Kundschaft seines Hofladens auf verschiedene Dinge im Zusammenhang mit der Landwirtschaft angesprochen, sagt der junge Landwirt. Während der Corona-Pandemie habe er etwa von vielen Interessierten Anfragen zum Mithelfen im Permakultur-Garten erhalten. Auch zur Mithilfe beim Aufbau der Benjeshecke hätten sich viele helfende Hände angeboten. Das scheint Königs Credo zu bestätigen: Wer etwas mit Begeisterung macht, wird positive Resonanzen erhalten.

Betriebsspiegel Königs Biohof

Name: Thomas König
Ort: Oberbottigen (Bern)
Ackerfläche: 10 ha
Grünland: 20 ha inkl. ökologische Ausgleichsfläche
Viehbestand: 1 Limousin-Stier, rund 19 Mutterkühe und Kälber der Rassen Limousin, Angus, Rätisches Grauvieh, Original Braunvieh, rund 40 Hühner
Ackerkulturen: Brotweizen, Roggen, Speisehafer, Linsen und Leindotter in Mischkultur, Mais, Speisesoja